"Ohne eine Sichtweise, die auf Fakten gründet und nicht auf den Ängsten vor den Migrations-Phänomenen, läuft Europa Gefahr, seine Zukunft ins Meer zu werfen", sagte die Verantwortliche des Dienstes an den Migranten der Gemeinschaft, Daniela Pompei, beim interreligiösen Gebetstreffen "Frieden ohne Grenzen" in Madrid, wie die Organisation am Montagabend in Rom mitteilte.
Unwirksame Mauern
In Italien haben laut Pompei die demografische Alterung und der Niedergang der Geburtenrate Besorgnis erregende Niveaus erreicht. Zudem laufe Italien Gefahr, nicht mehr attraktiv zu sein. Die vielen Jugendlichen unter den Migranten könnten "nicht nur als ein Problem angesehen werden, sondern bewirken viele positive Entwicklungen", erklärte Pompei. "Paradox ist, dass das epochale Phänomen der Migration noch immer mit einer anachronistischen Waffe angegangen wird, die sich als unwirksam erwiesen hat, nämlich den Mauern."
Jetzt sei "der richtige Moment für Europa, um seine Ängste zu überwinden, Gesetze zu verändern und neue zu verabschieden". Das sei in den letzten drei Jahren schon mit der Öffnung der Humanitären Korridore durch Italien, Frankreich, Belgien und Andorra geschehen. "Schon 2.666 Personen sind so auf sicherem Weg angekommen, sie wurden den Schleppern und Menschenhändlern entzogen und mussten nicht die todbringende Reise über das Meer auf sich nehmen. Wir dürfen keine Angst davor haben, die Menschen aufzunehmen. Jetzt ist der Zeitpunkt, um in die Integration zu investieren", so Pompei.
Gebetstreffen "Frieden ohne Grenzen"
Das 33. Internationale Gebetstreffen "Frieden ohne Grenzen" findet seit Sonntag in Madrid statt. Organisiert wird es von der Gemeinschaft Sant'Egidio und dem Erzbistum der spanischen Hauptstadt. Persönlichkeiten aus 80 Ländern sowie verschiedener Religionen und Kulturen wollen sich über Themen wie Migration, Umwelt und soziale Gerechtigkeit austauschen und nach Lösungsansätzen suchen.
Zu den Teilnehmern zählen der Präsident der Zentralafrikanischen Republik, Faustin-Archange Touadera, UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi, der US-amerikanische Ökonom Jeffrey Sachs und der Gründer der Gemeinschaft Sant'Egidio, Andrea Riccardi. Angekündigt sind ferner der Oberrabbiner von Tel Aviv Meir Lau, der russisch-orthodoxe Metropolit Hilarion und der Rektor der Kairoer Al-Azhar-Universität, Mohammad Al-Mahrasawi.