Äthiopische Truppen nehmen Kismayo ein - Islamisten flüchten

Bundesregierung will in Somalia vermitteln

Wenige Tage nach ihrer Flucht aus Somalias Hauptstadt Mogadischu haben sich islamistische Kämpfer am Montag auch aus ihrer letzten Bastion, der Hafenstadt Kismayo im Süden des Landes, zurückgezogen. Aus der Stadt wurden Plünderungen gemeldet. Regierungstreue Soldaten patrouillierten in den Straßen. - Die Bundesregierung hat unterdessen angekündigt, die EU-Ratspräsidentschaft nutzen zu wollen, um im Somalia-Konflikt "erste Schritte einzuleiten".

 (DR)

Äthiopische Truppen, die Ghedis Regierung stützen, und Islamisten hatten sich am Sonntagnachmittag schwere Gefechte im Norden Kismayos geliefert. Bei den Kämpfen in Dschilib etwa 100 Kilometer von Kismayo entfernt gab es somalischen Medienberichten zufolge viele Opfer. Zahlreiche verletzte Islamisten seien noch am Montagmorgen in die von äthiopischen Truppem besetzte Ortschaft gebracht worden, erklärten Augenzeugen.

Die Islamisten hatten sich nach der Niederlage in Dschilib in der Nacht aus Kismayo zurückgezogen. Bewohner der Stadt berichteten, der Lärm abziehender Fahrzeug-Konvois habe bis zum Morgen angehalten. Zunächst war unklar, wohin die auf rund 3.000 geschätzten Islamisten mit mehr als 100 Geschützfahrzeugen unterwegs waren. Am wahrscheinlichsten galt der Rückzug nach Südwesten zur Grenze mit Kenia. Die kenianische Armee hatte dort am Sonntag ihre Truppen verstärkt und die Grenzen offiziell für geschlossen erklärt. Es gab Berichte über US-Soldaten an der Seite kenianischer Einheiten.

Kenias Präsident Mwai Kibaki, der dem regionalen Staatenbund Igad vorsitzt, lud die Führer der Nachbarstaaten in seiner Neujahrsansprache zu einem baldigen Somalia-Gipfel ein. Dabei sollte die "eskalierende Situation" am Horn von Afrika diskutiert werden. Einen Termin nannte Kibaki nicht.

Die "Union islamischer Gerichtshöfe", die seit Juni weite Teile Somalias kontrolliert hatte, kündigte an, den Kampf gegen Äthiopiens Armee fortzuführen. Äthiopien hatte den Islamisten an Heiligabend offiziell den Krieg erklärt, nachdem die äthiopische Armee bereits zuvor auf Seiten der zuvor weitgehend machtlosen Übergangsregierung in Somalia gekämpft hatte. Seit der Flucht des Diktators Siad Barre vor 16 Jahren hat Somalia keine zentrale Regierung mehr.

Bundesregierung will "erste Schritte einleiten"
Die Bundesregierung kündigte an, die am 1. Januar beginnende EU-Ratspräsidentschaft nutzen zu wollen, um im Somalia-Konflikt "erste Schritte einzuleiten". Die Afrika-Beauftragte des Auswärtigen Amtes reise am Samstag in die Region, sagte Jäger. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) wolle mit dem Präsidenten der Afrikanischen Union, Alpha Oumar Konaré, sprechen. Es könnten dann schon Anfang Januar Entscheidungen auf EU-Ebene herbeigeführt werden.

Somalia hat seit der Vertreibung des Diktators Siad Barre vor 16 Jahren keine zentrale Regierung mehr. Die international anerkannte Übergangsregierung hatte seit zwei Jahren nicht mehr als die Stadt Baidoa kontrolliert. Im Kampf mit den Islamisten, die ihre Kontrolle über Somalia seit Juni ausgebaut hatten, hatten ihnen tausende äthiopische Soldaten mit Kampfhubschraubern und Kriegsflugzeugen beigestanden.