AfD-Vorwurf zu Kirchen-Umgang mit christlichen Flüchtlingen

Bischöfe widersprechen vehement

Die AfD wirft den Kirchen in Deutschland Untätigkeit beim Schutz christlicher Flüchtlinge vor. Trotz wiederholter Berichte über Übergriffe auf christliche Flüchtlinge bleibe der Aufschrei der Kirchen aus. Die Bischöfe widersprechen dem vehement.

Flüchtlinge im Gang einer Unterkunft / © Harald Oppitz (KNA)
Flüchtlinge im Gang einer Unterkunft / © Harald Oppitz ( KNA )

Den verbalen Vorstoß seitens der AfD lancierte Vorstandsmitglied Paul Hampel am Dienstag in Berlin. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm rührten "keinen Finger".

DBK spricht von "undifferenzierter Aussage"

Der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, erklärte dazu, die Feststellung Hampels entbehre jeder Grundlage. "Gerade Kardinal Marx und Landesbischof Bedford-Strohm haben sich oft zur Frage christlicher Flüchtlinge geäußert", sagte Kopp. "Die undifferenzierte Aussage von Herrn Hampel ist einmal mehr ein Schlag ins Gesicht unserer Pfarreien und Verbände, die sich großartig und vielfältig für Flüchtlinge einsetzen."

Open Doors Studie vorgestellt

Die Organisation Open Doors hatte am Montag eine Umfrage unter christlichen Flüchtlingen in deutschen Unterkünften vorgestellt. Darin dokumentiert sie 743 Fälle, in denen Christen Opfer von Diskriminierung, Bedrohung oder sogar Gewalt geworden waren. Die meisten Befragten (674) erlebten demnach Anfeindungen oder Angriffe durch andere Flüchtlinge, 205 durch Wachpersonal.

Gewalttätige Asylbewerber müssten laut Hampel umgehend abgeschoben werden. "Muslime, die Christen verachten und aus ihrer Verachtung Gewalt legitimieren, haben bei uns nichts verloren", erklärte der AfD-Politiker. Es sei absurd, dass Bedford-Strohm sich in der öffentlichen Debatte "augenscheinlich mehr für Muslime einsetzt, aber zur Gewalt gegen Christen schweigt". Hampel weiter: "Wenn für Bedford-Strohm und Marx das Bekenntnis zur christlich-abendländischen Kultur auch nur ansatzweise eine Bedeutung hat, dann müssten sie nach dieser neuen Umfrage die Kirchenglocken in Deutschland Alarm läuten lassen."

Open Doors hatte bereits im Mai eine Studie mit 231 Fällen vorgelegt. Daran wurde jedoch bemängelt, dass von flächendeckenden Fällen von Gewalt und Drangsalierung gegenüber Christen in den Unterkünften die Rede war, obgleich fast zwei Drittel der mutmaßlichen Opfer aus einer einzigen Gemeinde in Berlin stammten.

Zweifel an Ergebissen aus erster Studie

Nach der Open Doors-Studie aus dem Frühjahr hatten die beiden großen Kirchen im Juli ebenfalls eine Befragung in Flüchtlingsheimen gestartet. Sie kam zum Ergebnis, dass es sich bei den Übergriffen um Einzelfälle handle. Eine flächendeckende und systematische Diskriminierung von Christen sei nicht festzustellen.

Auch die Kirchen hatten in der Vergangenheit Schwachpunkte bei der Unterbringung in Flüchtlingsheimen benannt und höhere Qualitätsstandards gefordert. Eine nach Religionszugehörigkeit getrennte Unterbringung, wie sie Open Doors fordert, sei aber nur in Erwägung zu ziehen, wenn der Schutz von Angehörigen religiöser Minderheiten anders nicht gewährleistet werden könne.


Quelle:
KNA