Afrika feiert Obama - Vor allem in Kenia ist die Freude groß

"Einer von uns ist der mächtigste Mann der Welt"

Nicht nur in Kenia, der Heimat Barack Obamas Vater, ist die Freude über den Wahlsieg groß. Auch in Ghana, Liberia, Tansania und anderen afrikanischen Staaten wurde am Mittwoch gefeiert. Wenn auch verhaltener. Dass Obama Afrika im Hinblick auf Demokratie und Menschenrechten mehr Aufmerksamkeit schenken will, gefällt längst nicht allen Politikern.

Autor/in:
Marc Engelhardt
 (DR)

Die Nacht war lang in Kogelo, wo Barack Obamas Vater begraben liegt. Die Familie scharte sich am Wahlabend um die 86-jährige Oma Sarah. Ein kenianisches Medienhaus hatte einen Großfernseher samt Generator spendiert, weil fast niemand in dem Dorf im Westen Kenias Strom besitzt. Stundenlang harrten die Bewohner auf unbequemen Plastikstühlen aus, eingemummelt in Regenmäntel, die die tropischen Schauer kaum abhalten konnten. Doch als die erste Meldung kam, Obama habe die Wahl gewonnen, begann das Dorf wie aus einem Mund zu jubeln.

"Senator Obama ist auch unser neuer Präsident", freut sich Roselin, eine der Bewohnerinnen. "Gott hat unsere Gebete erhört, das ist ein Tag zum Feiern." Singend und im Chor betend zieht das ganze Dorf die Hauptstraße hinunter und macht erst nach mehreren Kilometern kehrt, als die Sonne schon am Himmel steht. "Ich könnte vor Glück tot umfallen", strahlt die Großmutter des künftigen US-Präsidenten, als sie sich nach der Prozession den Fragen von Hunderten wartenden Journalisten stellte. "Mein Enkel liebt die Menschen so sehr wie sein Vater, deshalb ist er gewählt worden", ist sich Sarah Obama sicher. "Er arbeitet hart, und er ist ein guter Christ."

Donnerstag wird Obama-Feiertag
Nicht nur in Kogelo, auch im Rest Kenias wurde am Mittwoch gefeiert. Vor allem in Kisumu, der größten Stadt im Westen Kenias, ertönten schon am frühen Morgen Hupkonzerte auf den Straßen. In Kibera, dem größten Slum der Hauptstadt Nairobi, feierten vor allem die Angehörigen der aus dem Westen stammenden Volksgruppe der Luo die ganze Nacht hindurch. Der Platz vor Nairobis Kongresszentrum, wo eine Großbildleinwand aufgebaut wurde, füllte sich hingegen im Morgengrauen nur langsam.

"Wir Kenianer haben seit den Unruhen vom Anfang des Jahres Angst vor Politik, auch wenn sie weit weg stattfindet", erklärt Ezekiel Mirera, der nach einer Nacht vor Fernsehern in diversen Kneipen gegen fünf Uhr früh auf dem nahezu leeren Platz landet. Doch zwei Stunden später wird auch hier gefeiert. "Einer von uns ist der mächtigste Mann der Welt", macht ein jugendlicher Obama-Anhänger seiner Freude Luft, während rund um ihn herum Trillerpfeifen schrillen.

Dass Präsident Mwai Kibaki den Donnerstag zum Obama-Feiertag ernennt, ist da fast nur noch Formsache. Am Abend sollen in allen großen Kneipen und Discos der Stadt Partys steigen. Zur Arbeit gegangen wäre da am nächsten Tag ohnehin niemand, glaubt Solomon Adede, Manager im Grand Regency, dem größten Hotel der Stadt, das einen "riesigen Empfang" plant. "Wir Kenianer hatten wegen der Wahlkrise kein Neujahr, das holen wir jetzt nach", freut sich der Rechtsanwalt Phillip Murgor auf einen feuchtfröhlichen Abend.

Verhaltenere Freude in anderen Ländern
Auch in Ghana, Liberia, Tansania und anderen afrikanischen Staaten wurde am Mittwoch gefeiert, nur nahmen sich im Vergleich zu Kenia die Stimmen der Jubelnden fast verhalten aus. Der "verlorene Sohn", wie Kenias Presse Obama getauft hat, genießt in der Heimat seines Vaters einen Sonderstatus. Doch zweifellos sind Regierende in allen afrikanischen Staaten gespannt, wie die Afrika-Politik des ersten schwarzen US-Präsidenten aussehen wird.

Dass Obama bereits angekündigt hat, er werde Afrika auch im Hinblick auf Demokratie und Menschenrechte mehr Aufmerksamkeit schenken, gefällt längst nicht allen Politikern. Vor allem Verbündete der USA im "Kampf gegen den Terror", die im eigenen Land autoritär regieren, müssen befürchten, dass die Hilfe unter Obama abnimmt. "Da werden sich manche noch ein bisschen Ignoranz ihrem Land gegenüber zurückwünschen", glaubt eine Mitarbeiterin der UN-Kommission für Afrika.