Ghana plant verschärftes Gesetz gegen Homosexuelle

Aktivisten befürchten Diskriminierung, Kirchen stimmen zu

In Ghana sorgt eine Gesetzesvorlage für internationales Interesse wie schon lange keine mehr: Soll Homosexualität künftig schwer bestraft werden? Menschenrechtler warnen - die Kirche hingegen argumentieren anders.

Autor/in:
Katrin Gänsler
Ghana plant verschärftes Gesetz gegen Homosexuelle / © holwichaikawee (shutterstock)
Ghana plant verschärftes Gesetz gegen Homosexuelle / © holwichaikawee ( shutterstock )

Im westafrikanischen Ghana drohen möglicherweise schon bald all jenen Gefängnisstrafen, die über Homosexualität informieren oder sie verteidigen. Das sieht eine Gesetzesvorlage vor, die seit Oktober im Parlament in der Hauptstadt Accra diskutiert wird. Verboten ist Homosexualität bereits offiziell im Land. Nun könnten Haftstrafen von bis zu zehn Jahren verhängt werden. Im Entwurf vorgesehen ist auch eine sogenannte Konversionstherapie, mit denen die sexuelle Orientierung gezielt verändert oder unterdrückt werden soll. Während diese in Deutschland seit 2020 verboten ist, wenden die Praxis mehrere afrikanische Länder sowie Teile der USA weiter an.

Ghanas Bischofskonferenz befürwortet Vorlage

Ghanas katholische Bischofskonferenz befürwortet die Vorlage, die Homosexualität als "moralisch inakzeptabel" bezeichnet. Der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Erzbischof Philip Nameeh von Tamale, forderte im Interview des Senders Joy News alle Ghanaer auf, "diesen Gesetzentwurf zu unterstützen, indem sie unsere Parlamentarier beeinflussen, um gegen diesen Krebs oder Virus namens LGBTQ+ zu stimmen". Gut 13 Prozent der rund 31 Millionen Ghanaer sind Katholiken. Andere Kirchen argumentieren ähnlich. Nach Informationen des Senders "Voice of America" sagte Abraham Ofori-Kuragu vom Rat der Pfingstkirchen in Ghana, dass die Mehrheit der Ghanaer das Gesetz befürworteten.

Unstimmigkeiten in der anglikanischen Kirche

Unterschiedliche Sichtweisen haben jedoch Vertreter der anglikanischen Kirche. Während die Bischöfe im Land Homosexualität als etwas bezeichneten, das "gegen die Bibel und gegen Gott" sei, sagte der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, er sei "tief besorgt" über die Gesetzesvorlage. "Die Mehrheit der Anglikaner in der weltweiten anglikanischen Gemeinschaft hat sich verpflichtet, die Rechte jeder Person, ungeachtet der sexuellen Orientierung, vor dem Gesetz zu wahren", betonte er.

Dies hat offenbar zu Unstimmigkeiten innerhalb der Anglikaner gesorgt. Mittlerweile gab es ein Gespräch zwischen Welby und führenden Bischöfen aus Ghana. Das Land war bis 1957 britische Kolonie und hat bis heute enge Verbindungen nach Großbritannien. Welby betonte zwar, dass er keine Autorität über die anglikanische Kirche in Ghana habe. Auch müsse der kulturelle, soziale und historische Kontext berücksichtigt und verstanden werden. Bei seiner Überzeugung bleibt er allerdings: "Homophobie und Kriminalisierung von LGBTQ+-Personen ist in jedem Kontext falsch."

Aktivisten sind besorgt

Dass die Gesetzesvorlage viele Befürworter hat - repräsentative Umfragergebnisse dafür gibt es allerdings nicht -, liegt auch daran, dass Religion in Ghana eine große Rolle spielt. Laut einem Bericht des US-Meinungsforschungsinstituts Gallup von 2017 belegt Ghana Platz fünf auf der Liste der religiösesten Länder weltweit. In einer anderen Studie hatten 95 Prozent der Befragten gesagt, dass sie sich "religiös fühlen". So verwundert es nicht, dass die Kirchen, die vor allen anderen öffentlich gegen Homosexualität predigen, viel Gehör finden.

Aktivisten sind indes höchst besorgt; etwa das interreligiöse Diversitätsnetzwerk in Westafrika (IDNOWA) mit Sitz in Accra. Dem Sender France24 sagte ein Mitglied: "Wenn das Gesetz ratifiziert wird, ist unsere Existenz gefährdet." Nach Informationen von ILGA, ein Zusammenschluss von Homo-, Bi-, Trans- und Intersexuellen, ist einvernehmlicher gleichgeschlechtlicher Geschlechtsverkehr in 69 Ländern der Welt verboten, fast die Hälfte davon in Afrika. Muslimisch geprägte Regionen wie der Norden Nigerias haben oft besonders scharfe Gesetze bis hin zur Todesstrafe durch Steinigung. Ausgeschöpft werden diese aber nicht. Aktivisten berichten stattdessen, von Sicherheitskräften erpresst zu werden. Mitunter würden auch Menschen vorsätzlich falsch beschuldigt.


Quelle:
KNA