Durch eine lehramtliche Entscheidung von Papst Johannes Paul II. 1984 und durch eine verbindliche Interpretation der Glaubenskongregation 1995 sei "die Debatte über das Priesteramt für Frauen definitiv abgeschlossen", sagte der Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki dem Magazin "Cicero" in der Novemberausgabe. "Alles andere sind Taschenspielertricks, mit denen eine trügerische Hoffnung genährt wird."
Bezug auf Äußerung von Kardinal Marx
Woelki nahm dabei Bezug auf eine Äußerung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx. Dieser hatte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gesagt, die Festlegung von Johannes Paul II. lasse sich theologisch nicht beiseitelegen. "Das ist entschieden, auch wenn die Diskussion nicht zu Ende ist." Dies habe er auch Papst Franziskus gesagt, so Marx.
Im "Cicero"-Interview warnte Woelki davor, Unmögliches in Aussicht zu stellen. "So produziert man Frustrationen und vielleicht sogar Spaltungen." Aufgabe der Bischöfe sei es, die Lehre der Kirche darzulegen, auch bei dem geplanten Dialog zur Zukunft der Kirche in Deutschland.
Gefahr der Etablierung eines Kirchenparlaments
Unter dem Eindruck des Missbrauchsskandals wollen die deutschen katholischen Bischöfe mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) im Dezember einen "synodalen Weg" zur Erneuerung der Kirche starten. Themen sind neben Sexualmoral, priesterliche Lebensform auch Gewaltenteilung und die Rolle von Frauen in der Kirche. ZdK-Präsident Thomas Sternberg fordert eine offene Diskussion über die Priesterweihe von Frauen.
Woelki bekräftigte seine Kritik an dem "synodalen Weg" und der Satzung, die am Dienstag von Bischofskonferenz und ZdK veröffentlicht wurde. Es bestehe die Gefahr, dass auf diesem Weg ein protestantisches Kirchenparlament etabliert werde, in dem alle Mitglieder gleich stimmberechtigt seien. Die Bischöfe müssten zwar "nah an dem Menschen sein, dem Volk Gottes zuhören und sich beraten lassen". Die Entscheidungskompetenz liege jedoch bei den Bischöfen. "Mit dem synodalen Weg besteht die Gefahr, das Lehramt und die Bischöfe zu marginalisieren."
Erzbistum Köln: Über 30 Prozent Frauen in der Leitungsebene
Woelki wandte sich gegen die Ansicht, die Kirche lehne mit dem Nein zur Frauenweihe die Gleichberechtigung ab. Die katholische Kirche fühle sich wie die orthodoxen und orientalischen Kirchen an den Willen Jesu gebunden, der beim letzten Abendmahl die Eucharistie und das Priestertum eingesetzt und dieses männlichen Aposteln übertragen habe. Schon als Berliner Erzbischof habe er sich aber für Frauen in verantwortlichen Positionen der Kirche eingesetzt; in der Kölner Erzdiözese seien auf Leitungsebene Frauen mit über 30 Prozent vertreten.
Zum Zölibat betonte der Erzbischof, die priesterliche Ehelosigkeit sei "gerade in einer derart sexualisierten Gesellschaft wie der unsrigen eine wichtige, zeichenhafte Lebensform". Schon in apostolischer Zeit sei die Lebensform Jesu ein Kriterium der Nachfolge gewesen.