Es gibt eine Archivaufnahme, in der man sieht, wie Mel Brooks einmal den deutschen Komödienregisseur Ulrich Schamoni besuchte: Brooks raunt der Kamera zu, «"lrick" sei schon "ein bisschen verruckt". Im Haus trägt er dann vor einer Music-Box seinen surrealen Hitler-Rap aus "Sein oder Nichtsein" ("Heil myself") vor.
Auch Brooks gehört zu den großen Verrückten des Kinos. Seine Gags machen vor gar nichts halt, sind mitunter derb, gern auch geschmacklos, und um politische Korrektheit hat er sich nie geschert. Auch im hohen Alter ist Brooks, der am 28. Juni 95 Jahre alt wird, unermüdlich.
"Blazing Samurai" als Westernparodie
Seine Stimme ist in Produktionen wie "Toy Story 4: Alles hört auf kein Kommando" (2019) oder "Hotel Transsilvanien 3: Ein Monster Urlaub" (2018) zu hören. Und in diesem Jahr noch soll der Animationsfilm "Blazing Samurai" in die Kinos kommen, in dem er eine Figur spricht und den er auch produziert hat.
"Blazing Samurai" ist lose angelehnt an seine Westernparodie "Blazing Saddles". Mit der Genreparodie hat Brooks ein ganz eigenes Format kreiert, angefangen 1972 mit "Der wilde wilde Westen", so der deutsche Titel von "Blazing Saddles".
Stummfilm-Homage und Hitchcock-Persiflage
Es folgten die Monsterfilm-Parodie "Frankenstein Junior" (1974), die Stummfilm-Hommage "Silent Movie" (1976) und 1977 die Hitchcock-Persiflage "Höhenkoller", die durchaus subtil auch die ästhetische Handschrift des Meisters aufs Korn nahm.
In "Mel Brooks - Die verrückte Geschichte der Welt" parodiert er Monumentalfilme und in "Dracula - Tot aber glücklich" (1995) die Welt der Blutsauger. Legendär ist auch seine "Star Wars"-Parodie "Spaceballs" aus dem Jahr 1987, einer der größten Erfolge des Regisseurs.
Rick Moranis spielte "Lord Helmchen" und Mel Brooks den Präsidenten Skroob - ein Sprachspiel mit seinem Namen - und Yoghurt, was natürlich auf Yoda gemünzt war. In "Spaceballs" bricht sich einmal ein Alien Bahn und tanzt dann auf einer Bartheke wie in einem Musical.
Pointen auf den Punkt gebracht
Solche Gags sind das Markenzeichen von Mel Brooks, gerade in seinen Parodien: zugespitzt, auf den Punkt gebracht. Kein anderer Komödienregisseur im Kino, außer vielleicht der frühe Woody Allen, hat die Devise "Alles für einen Lacher" so sehr beherzigt wie Mel Brooks.
Meist sind die Handlungen seiner Filme nur der rote Faden, an denen er seine Sketche und Gags aufhängen kann. Der 1926 als Melvin Kaminsky in Brooklyn/New York geborene Brooks begann als Schlagzeuger in Nachtclubs und sprang ein, als ein Komiker erkrankte.
Als Stand-up-Comedian wurde er von dem TV-Komiker Sid Caesar entdeckt, für den er zehn Jahre lang Sketche schrieb. 1965 entwickelte er die Fernsehserie "Get Smart", die in der Bundesrepublik unter dem Titel "Mini-Max" lief. Hauptfigur war ein tollpatschiger Geheimdienstmann, der vom wilden Agentenleben träumte und doch nur jede Menge Schwachsinn produzierte.
Gegenentwurf zu James Bond
In Zeiten des Kalten Krieges war das gewissermaßen der Gegenentwurf zu den Siegertypen in Film und Fernsehen à la James Bond. In den vergangenen Jahren hat es immer wieder Diskussionen darüber gegeben, ob man Adolf Hitler als Witzfigur darstellen darf.
Brooks, der Jude, der als Corporal im Zweiten Weltkrieg gegen Nazideutschland kämpfte, hat sich nie darum geschert. In seinem ersten Film aus dem Jahr 1968, "Frühling für Hitler" - im Original wesentlich dezenter "The Producers" - ging es um zwei Musicalproduzenten, die mit einer Naziklamotte einen unbedingten Misserfolg landen wollen.
Sie erreichen aber das Gegenteil. Schon in der Eröffnungsszene tanzt ein SS-Ballett zu einem Song, in dem es heißt: "Frühling für Hitler und Deutschland/ Winter für Polen und Frankreich". Für das Drehbuch erhielt Brooks einen Oscar.
Broadway-Musical im Jahr 2001
Mehr als drei Jahrzehnte hat es gedauert, bis aus dem Film über ein Musical tatsächlich ein hochdekoriertes Broadway-Musical wurde: 2001 hatte "The Producers" Premiere. Brooks selbst hat Hitler in dem - nicht von ihm inszenierten - Remake von "Sein oder Nichtsein" (1983) gespielt, mit jenem legendären Rap.
Er hat das eine "umgekehrte Machtergreifung" genannt und in einem Interview gesagt: "Über Hitler darf man sich lustig machen, weil man ihn so am besten auf Normalmaß zurechtstutzen kann." Er hat aber auch ernste Filme produziert: David Lynchs Regie-Durchbruch "Der Elefantenmensch" (1980) oder David Cronenbergs "Die Fliege" (1986) etwa.
Und das so kommentiert: "Ernste Filme muss man denen überlassen, die keine lustigen drehen können."