Erzbischof Jean-Claude Hollerich ist nun Kardinal

"Als würde Luxemburg eine Goldmedaille gewinnen"

Papst Franziskus hat mit Jean-Claude Hollerich einen Vermittler und überzeugten Europäer ins Kardinalskollegium aufgenommen. Der neue Kardinal wird künftig noch mehr zwischen verschiedenen Welten pendeln.

Autor/in:
Anna Fries
Papst Franziskus setzt Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, das Birett auf / © Paolo Galosi (KNA)
Papst Franziskus setzt Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, das Birett auf / © Paolo Galosi ( KNA )

Nach zwei Stunden Warten in der Schlange auf dem Petersplatz strömen die Menschen zum Kardinalskonsistorium in den Dom. Bunte Flaggen zeigen, wo sich Mitglieder einer Delegation versammeln. Vor allem zwei Länder zeigen mit Fahnen Präsenz: Luxemburg in rot-weiß-hellblau und der Kongo mit roter Diagonale auf hellblauem Grund und gelbem Stern.

Zwischen der dunklen Kleidung der Besucher leuchten das Magenta und Rot der Bischöfe und Kardinäle hervor. Einzig die bunten Kostüme der Delegation aus dem Kongo lassen sie blass erscheinen. Zu Ehren des Erzbischofs der Hauptstadt Kinshasa, Fridolin Ambongo Besungo, der am Samstag von Papst Franziskus mit zwölf weiteren Bischöfen die Kardinalswürde erhielt, tragen die Delegationsmitglieder Gewänder aus buntem Stoff, mit Bibelzitaten, dem Wappen und dem Bild des künftigen Kardinals auf der Brust.

Birett, Ring und Ernennungsdekret

Weniger auffällig, aber nicht weniger herzlich feiert die Luxemburger Delegation ihren neuen Kardinal, Jean-Claude Hollerich. Am Mittag vor dem Konsistorium zeigt sich der 61-Jährige erstmals in der neuen Kleidung auf dem Petersplatz. Von Franziskus erhält er im Petersdom das rote Birett, Ring und Ernennungsdekret. Im Zentrum sitzen im Halbkreis vor dem Papst die neuen Kardinäle. Wer allerdings als Besucher in einem Seitenflügel oder weiter hinten im Mittelschiff sitzt, sieht davon nichts. Einige Besucher behelfen sich, indem sie auf ihrem Smartphone die Live-Übertragung anschauen.

Ein Kardinal für Luxemburg, das bringt dem kleinen Land national und international Aufmerksamkeit. In den Augen des neuen Luxemburger Weihbischofs Leo Wagener ist das "vergleichbar, als würde Luxemburg eine Goldmedaille gewinnen". Hollerich ist nach Wageners Einschätzung durch persönliche Eigenschaften aufgefallen: Er habe ein Talent für Sprachen und als Präsident der EU-Bischofskommission COMECE gezeigt, dass er vermitteln und moderieren könne. Auch verfolge Hollerich gleiche Ansätze wie der Papst und sei so "aus der Anonymität der vielen Bischöfe herausgetreten", vermutet Wagener.

Europa und die europäische Integration

Die Aufnahme ins Kardinalskollegium ist aber auch eine Bestätigung für Hollerichs Europa-Engagement. Europa und die europäische Integration liegen dem Luxemburger Jesuiten am Herzen. "Der Demokratisierungsprozess der EU muss noch wachsen", erklärt er. Die Menschen in Europa müssten verstehen, wie Politik gemacht wird, und sich bewusst sein, wie sie mit ihrer Stimme Einfluss ausüben können.

Im Zentrum steht für den neuen Kardinal der Gedanke des Dienstes; er spiegelt sowohl sein Selbstverständnis als auch seine Auffassung von Kirche und Politik. "Eliten müssen radikal im Dienst stehen", fordert Hollerich. Politik und Kirche seien nicht da, um Macht auszuüben, sondern um "zu arbeiten, damit es den Menschen besser geht".

Verschiedene Kirchenwelten

Der Kardinal wird künftig zwischen Luxemburg, Brüssel und Rom pendeln, zwischen verschiedenen Kirchenwelten, Aufgabenbereichen und Ansprüchen. Seine Titularkirche in Rom ist "San Giovanni Crisostomo", ein moderner, betonlastiger Bau von 1969 im Norden Roms, dafür mit lebendiger Gemeinschaft. Die Kirche passt zu Hollerichs Selbstverständnis: "Ich ziehe es vor, einen Kirchenbau zu haben, der nicht in barockem Glanz erstrahlt und wo Menschen sind, als eine schöne Kirche im Zentrum von Rom ohne Gläubige." Kardinal einer leeren Kirche wolle er nicht sein.

Hollerich ist ein vergleichsweise politischer Kirchenmann, der sich in puncto Europa, Migration oder Klimaschutz deutlich positioniert - ohne seine Vermittlerrolle aus dem Blick zu lassen. Neue Aufgaben will er auf sich zukommen lassen, sagt er. Immer wieder bekennt er sich deutlich zu Papst Franziskus. "Ich bin ja jetzt sozusagen dem Papst zugeordnet - und die Themen, die für ihn wichtig sind, sind auch für mich in Zukunft wichtig", betont er. Auch dabei stehen die Luxemburger hinter ihrem Kardinal - und mancher in der Delegation träumt sogar schon von einem luxemburgischen Papst.


Kardinal Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, nach dem Konsistorium / © Paolo Galosi (KNA)
Kardinal Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, nach dem Konsistorium / © Paolo Galosi ( KNA )

Papst Franziskus umarmt Jean-Claude Hollerich / © Paolo Galosi (KNA)
Papst Franziskus umarmt Jean-Claude Hollerich / © Paolo Galosi ( KNA )
Quelle:
KNA