Chef der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf beklagt Mangel an Respekt

"Alte Form des Antisemitismus von rechts"

Die jüdische Gemeinde in Düsseldorf beklagt Respektlosigkeit und böswillige Zuschriften, die auch von Akademikern kommen. In Düsseldorf gebe es hingegen eine "fantastische Zusammenarbeit" mit Kirchen und Muslimen.

Davidstern / © Franziska Broich (KNA)
Davidstern / © Franziska Broich ( KNA )

Der Verwaltungschef der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf, Michael Szentei-Heise, vermisst Respekt im Umgang mit anderen. Er erlebe derzeit eine "alte Form des Antisemitismus von rechts", sagte er am Samstag im Interview des Deutschlandfunks. Dies zeige sich in unflätigen Zuschriften, die bisweilen promovierte Leute unter Angabe ihres vollen Namens an die Gemeinde schickten. Die gehäuften tätlichen Angriffe auf Juden in den vergangenen zwei bis drei Jahren kämen hingegen oftmals von muslimischen Menschen, so Szentei-Heise.

"Fantastische Zusammenarbeit"

Mit den Kirchen und auch dem Kreis der Düsseldorfer Muslime gebe es eine "fantastische Zusammenarbeit", erklärte der Experte. Demnächst solle es in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt auch einen Rat der Religionen geben. Zugleich seien die Menschen "immer weniger religiös zu verorten", insofern erreichten die Botschaften von Glaubensgemeinschaften weniger Menschen. Die gesellschaftliche Sensibilität müsse dennoch weiter gestärkt werden, betonte Szentei-Heise.

"Toleranz-Wagen" am Rosenmontag

Überregionale Bekanntheit hatte Szentai-Heise als Initiator des ersten interreligiösen Karnevalswagens beim Düsseldorfer Rosenmontagszug 2019 erlangt. Auf dem "Toleranz-Wagen" feierten Juden, Protestanten, Muslime und Katholiken gemeinsam. Szentei-Heise zeigte sich nach dem Karnevalszug zufrieden. Die Erwartungen an das Projekt seien "voll erfüllt worden", sagte der Verwaltungsdirektor, der 2020 in den Ruhestand geht.


Michael Szentei-Heise (dpa)
Michael Szentei-Heise / ( dpa )
Quelle:
KNA
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