Altenberger Licht in Butscha angekommen

"Mit Gottvertrauen haben wir es geschafft"

Das Altenberger Licht ist nach Butscha in die Ukraine getragen worden. Mit der alten Tradition soll ein Zeichen des Friedens und der Solidarität gesetzt werden. Niklas Habers hat das Licht mit in das Kriegsgebiet gebracht.

Entzündung im Altenberger Dom / © Ralf Kuzina (DR)
Entzündung im Altenberger Dom / © Ralf Kuzina ( DR )

DOMRADIO.DE: Sie hatten zusammen mit einem Freund die Idee dafür, das Altenberger Licht nach Butscha zu bringen. Wie schwierig war das dorthin zu kommen?

Altenberger Dom / © Manninx (shutterstock)

Niklas Habers (GemeindeSankt Walburga in Overath): Wir haben gut drei Tage gebraucht, um von Bergisch Gladbach nach Butscha zu kommen. Die Fahrt selber ist ganz gut verlaufen, aber das mag man sich als Europäer kaum vorstellen, die Grenze zwischen Polen und der Ukraine war ein großes Hindernis, ein nicht zu unterschätzender Zeitfaktor. Wir haben auf der Hinreise dort 24 Stunden gebraucht.

DOMRADIO.DE: Sie sind mit einem Hilfsgütertransport aus Bergisch Gladbach hingefahren, weil Butscha ihre Partnerstadt ist. Wie präsent sind die Gräueltaten da noch, von denen wir alle in den Nachrichten gesehen und gehört haben? 

Niklas Habers (Gemeinde Sankt Walburga in Overath)

"Aber die Menschen sind dabei, ihre Stadt wieder aufzubauen und haben dabei schon sehr viel erreicht."

Habers: Das ist sehr unterschiedlich. Präsent sind sie natürlich in der Erinnerung der Menschen. Auch durch die Tatsache, dass auf der Zufahrtsstraße nach Butscha fünf eingezäunte, ausgebrannte, russische Panzer stehen als Mahnmal und zur Besichtigung und durch die vielen zerstörten Bereiche in der Stadt, durch zerstörte Häuser. Aber die Menschen sind dabei, ihre Stadt wieder aufzubauen und haben dabei schon sehr viel erreicht.

DOMRADIO.DE: Wie haben Sie auf das Altenberger Licht reagiert? Wussten sie, was das ist?

Kreuz auf dem Grab in Butscha / © Oleksii Chumachenko (dpa)
Kreuz auf dem Grab in Butscha / © Oleksii Chumachenko ( dpa )

Habers: Die Tradition selber war dort nicht bekannt. Wir haben es versucht kurz präsent zu machen, und das Zeichen ist sehr gut angekommen. Wir haben es am 8. Mai in der Kirche in Butscha übergeben, in der genau ein Jahr vorher Annalena Baerbock war und ihre Friedenswünsche als deutsche Außenministerin überbracht hatte. Wir haben genau dort ein Jahr später als Partnerstadt das Altenberger Licht übergeben, als Zeichen dafür, dass dieser Krieg bald ein Ende finden muss, damit die Menschen dort wieder in Frieden leben.

DOMRADIO.DE: Sie sind in Ihrer Gemeinde sehr aktiv und waren am 1. Mai bei der Aussendung des Altenberger Lichtes dabei, das seit Jahrzehnten für Frieden und Versöhnung steht. Hatten Sie keine Angst, dass das eine gefährliche Aktion werden könnte, in ein Kriegsgebiet zu fahren?

Habers: Angst ist mit Sicherheit kein guter Begleiter. Respekt war aber natürlich dabei. Wir sind in ein Land gefahren, das im Krieg ist. Das ist korrekt. Vorher und nachher wurden auch Teile beschossen entlang unserer Strecke. Unsere Freunde in Butscha haben uns versichert, dass es sicher ist. Dem haben wir vertraut. Wir sind auch in den zwei Tagen und drei Nächten, die wir da waren, keiner gefährlichen Situation begegnet.

DOMRADIO.DE: Wie transportiert man offenes Feuer über mehrere Tausend Kilometer im Auto in die Ukraine? War das schwierig oder hatten Sie vielleicht noch eine Art Ersatz-Altenberger Licht dabei?

Niklas Habers (Gemeinde Sankt Walburga in Overath)

"Mit viel Gottvertrauen haben wir es geschafft."

Habers: Nein, mit viel Gottvertrauen haben wir es geschafft. Wir hatten eine Petroleumlampe. Wir haben sie an der Grenze sehr klein gedreht. Das Licht hat nicht für Aufsehen gesorgt. Es ist tatsächlich durchgängig an geblieben. Nachdem ich es übergeben hatte, fehlte mir tatsächlich dieser Duft, den ich mehrere Tage im LKW und im Hotelzimmer in meiner Nase hatte. Das war für mich auch eine Art Abschied vom Altenberger Licht, was wir dort in Butscha in der Kirche gelassen haben.

Das Interview führte Michelle Olion.

Altenberger Licht

In jedem Jahr, am 1. Mai, treffen sich wieder tausende junge Christen in Altenberg. Im Dom der katholischen Jugend wird das ALTENBERGER LICHT entzündet, ein Zeichen des Friedens – des inneren Friedens im Herzen und des äußeren Friedens in der Welt. Von Altenberg aus nehmen viele junge Menschen das Licht mit in ihre Gemeinden und Gemeinschaften, in Deutschland und darüber hinaus zu unseren befreundeten Jugendgruppen in Europa.

Aussendungsfeier Altenberger Licht: Übergabe des Lichts / © Henning Martin Schoon (privat)
Aussendungsfeier Altenberger Licht: Übergabe des Lichts / © Henning Martin Schoon ( privat )
Quelle:
KNA