Alter Freund und großer Rivale Mandelas wird 95 Jahre alt

"Wahrer Christ und Mann des Friedens"

Viele sind nicht übrig. Nelson Mandela, Walter Sisulu, Oliver Tambo, Steve Biko und Winnie Madikizela sind alle schon gegangen. Nur Mangosuthu Buthelezi ist noch da. Rückblick auf einen regen Kritiker der Post-Apartheid-Südafrikas.

Autor/in:
Markus Schönherr
Nur Weiße - aus Zeiten der Apartheit in Südafrika / © Dendenal (shutterstock)
Nur Weiße - aus Zeiten der Apartheit in Südafrika / © Dendenal ( shutterstock )

Mangosuthu Buthelezi, einer der letzten Protagonisten des schwarzen Freiheitskampfes gegen das Apartheid-Regime in Südafrika, wird am Sonntag (27. August) 95 Jahre alt.

Er muss den Tag wohl im Krankenhaus verbringen, wo er seit einem Monat liegt, offiziell wegen Rückenproblemen.

Stolz seines Stammes in die Wiege gelegt

1928 wurde Buthelezi als Sohn eines traditionellen Chiefs und der Schwester des Zulu-Königs geboren.

Mangosuthu Buthelezi / © Finbarr O'Reilly (Reuters)
Mangosuthu Buthelezi / © Finbarr O'Reilly ( Reuters )

Der Stolz seines Stammes wird ihm in die Wiege gelegt; und auch seine spätere Politik sollte sich an den ethnischen Grenzen des Vielvölkerstaates orientieren.

Seine Jugend ist geprägt von Stammesriten. Buthelezi wächst in KwaZulu-Natal auf, der traditionellen Hochburg des Zulu-Volkes.

Mit 20 Jahren besucht er das College von Fort Hare. Unter der weißen Minderheitsregierung fungiert diese Universität als eine Hochburg des schwarzen Widerstands.

Als Antikommunist verliert er den Anschluss an den ANC

Nach Studentenprotesten wird Buthelezi der Schule verwiesen. Dasselbe Schicksal hatte auch Nelson Mandela (1918-2013) ereilt, den Buthelezi als einen "engen Freund und inspirierenden Führer" bezeichnete.

1951 beginnt Buthelezis wenig ruhmreiche politische Zeit, wegen der ihn seine Kritiker als "Marionette der weißen Regierung" abstempeln.

1976 wird er Ministerpräsident von KwaZulu-Natal und damit einer der wenigen schwarzen Profiteure der Apartheid.

Wegen seiner antikommunistischen Haltung verliert er den Anschluss an andere Freiheitsbewegungen wie den Afrikanischen Nationalkongress (ANC).

de Klerk sah in ihm einen wahren Christen und Friedensmann

Der endgültige Bruch mit dem ANC folgt, als dieser den bewaffneten Kampf aufnimmt.

Frederik Willem de Klerk (r.) mit Nelson Mandela im Jahr 1993 / © N.N. (KNA)
Frederik Willem de Klerk (r.) mit Nelson Mandela im Jahr 1993 / © N.N. ( KNA )

Buthelezi steht für eine gewaltfreie Lösung der Rassentrennung; bereits 20 Jahre vor dem Ende der Apartheid entwirft er einen Plan zur nationalen Aussöhnung.

"Er wird als wahrer Christ und Mann des Friedens in die Geschichte eingehen", sagte der letzte Apartheid-Präsident, Frederik Willem de Klerk.

1975 gründet Buthelezi die Inkatha Freedom Party (IFP), deren Mitglieder sich fast ausschließlich aus der Zulu-Ethnie rekrutieren. Zunächst gilt die Partei als Gegenstück zum ANC: gemäßigt, kapitalistisch, interessiert am politischen Dialog.

Buthelezi wollte erste demokratische Wahlen boykottieren

Bald schon aber wirken Buthelezis Friedensbekundungen unglaubwürdig; IFP- und ANC-Anhänger prallen immer öfter aneinander.

Während die Welt das Problem auf "Schwarz gegen Weiß" reduziert, bricht in Südafrika ein Bürgerkrieg aus. Bei Kämpfen zwischen ANC, IFP und der Apartheid-Polizei kommen insgesamt rund 20.000 Menschen ums Leben.

Buthelezi macht sich für eine Freilassung Mandelas stark, bleibt dem ANC aber feindlich gesonnen. Der Profit der Zulus scheint ihm wichtiger als nationale Versöhnung, wie Mandela und de Klerk sie anstreben.

Die ersten demokratischen Wahlen 1994 will Buthelezi boykottieren. Erst nachdem ihn Mandela und de Klerk überreden, entscheidet er, die Inkatha doch auf die Wahlzettel zu setzen.

Aus der Versöhnungsphase zurück in die Opposition

Diese Entscheidung verhindert weiteres Blutvergießen. Für die Partei geht sie jedoch nach hinten los: Die IFP erhält kaum Stimmen.

Trotz ihrer Spannungen ernennt Mandela Buthelezi zu seinem Innenminister. Buthelezi fungiert gar als sein Vertreter, wenn Südafrikas erster frei gewählter Präsident auf Reisen ist.

Nach dem Ende von Mandelas Amtszeit 1999 wird deutlich, dass der Versöhnungskurs Buthelezis nicht dem ANC als Partei galt, sondern nur Mandela persönlich.

Die Beziehungen verschlechtern sich. Buthelezi verlässt die Regierung und verschanzt sich in Opposition.

Buthelezi sah Freiheit der Südafrikaner noch nicht wiederhergestellt

Er wird einer der größten ANC-Kritiker, weist soziale Missstände im Land auf: "Man will euch glaubhaft machen, ihr seid frei. Aber ihr genießt keine freie Berufswahl, wenn es keine Jobs gibt, keine Reisefreiheit, wenn ihr euch die Fahrt nicht leisten könnt, und keine Lernfreiheit, solange das Bildungssystem versagt."

Auch in späteren Jahren bleibt Buthelezi als Führer der Inkatha-Partei noch ein bellender Hund – allerdings ohne Zähne. 2013 verlassen ihn drei führende Parteimitglieder, um dem ANC beizutreten.

Sein Einfluss schwindet immer mehr. Bei den Parlamentswahlen 2014 erreicht die IFP landesweit nur noch 2,4 Prozent der Stimmen. Doch erst 2019 legt Buthelezi den Parteivorsitz nieder.

Apartheid in Südafrika

Das System der Rassentrennung diskriminierte die schwarze Bevölkerungsmehrheit und andere Bürger dunkler Hautfarbe massiv. Sie blieben von grundlegenden Rechten und wichtigen staatlichen Leistungen ausgeschlossen. Die Rassentrennung hatte über Jahrzehnte die Politik Südafrikas geprägt und die Gesellschaft gespalten. Das Wort Apartheid stammt aus dem Afrikaans, der Sprache der weißen Buren, und steht für "Getrenntheit". 

Kindheit in Südafrika am Ende der Apartheid / © privat (ak)
Kindheit in Südafrika am Ende der Apartheid / © privat ( ak )
Quelle:
KNA