In aktuellen Kriegen und Konflikten können Erfahrungen aus europäischen Versöhnungsprozessen weiterhelfen, so der Vorsitzende des Stiftungsrats der Maximilian-Kolbe-Stiftung, Ludwig Schick am Freitag zum Ende des 15. Europäischen Workshops im polnischen Oswiecim.
Solidarität mit den Opfern und Wahrhaftigkeit gegenüber dem jeweiligen Geschehen seien unverzichtbare Grundlagen, um langfristig eine Hoffnung auf Versöhnung nähren zu können. "Da Verletzungen, Gewalt und Kriege immer wieder vorkommen werden, bleiben auch Versöhnung und Befreiung ein Dauerauftrag", betonte der frühere Erzbischof von Bamberg.
Der Workshop zum Umgang mit der genozidbelasteten Vergangenheit des früheren NS-Vernichtungslagers Auschwitz hatte am 11. August begonnen. Die Maximilian-Kolbe-Stiftung organisiert jährlich diese Veranstaltung am Ort des damaligen Geschehens.
In diesem Jahr nahmen nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz mehr als 30 Menschen aus Polen, Deutschland, Estland, Lettland, Litauen, der Ukraine, Tschechien, Moldawien, Bulgarien, Bosnien-Herzegowina, Albanien, Italien, Irland, Kamerun und Indonesien teil. Sie hätten auch heutige Gewalterfahrungen in der Ukraine und im Nahen Osten sowie die Auswirkungen der Kriege in Ex-Jugoslawien thematisiert.
Beharrlichkeit, Geduld und Takt
Der Leiter des Workshops, Jörg Lüer, betonte, dass die Bereitschaft der Teilnehmenden zu ernsthaften Gesprächen von großem Wert sei. Er wandte sich gegen eine Tendenz des Rückzugs und gegen ein Ausweichen und sprach sich für Beharrlichkeit, Geduld und Takt aus. Das Gedenken an die Opfer von Auschwitz bliebe leer, würde nicht konkrete Verantwortungsübernahme heute damit einhergehen, so Lüer.
Die Kolbe-Stiftung wurde 2007 mit Unterstützung der Polnischen und der Deutschen Bischofskonferenz gegründet. Ziel der katholischen Stiftung ist es, Beiträge zur Stärkung der kirchlichen Versöhnungsarbeit in Europa zu leisten und sich für Opfer von Unrecht und Gewalt zu engagieren. Maximilian Kolbe ging 1941 stellvertretend für einen Mithäftling in Auschwitz in den Tod.