Am Weißen Sonntag sind einige Geschäfte geöffnet

Zwischen weißen Kleidern und Einkaufstüten

Kommunions-Sonntag – und geöffnete Geschäfte. Passt das zusammen? Die "Allianz für den freien Sonntag" und Kirchenvertreter sagen "Nein".

Erstkommunion (KNA)
Erstkommunion / ( KNA )

Mit weißen Kleidern geschmückt und Kerzen in der Hand werden am Sonntag wieder viele Kinder durch die Straßen der Städte und Dörfer zur Kirche ziehen. Es ist Weißer Sonntag und die jungen Katholiken gehen zur Kommunion. An diesem Tag erhalten sie zum ersten Mal den Leib Christi in der Gestalt der Hostie. Eigentlich ein ruhiger Tag, an dem die Familie zusammen kommt und dieses Ereignis der Kinder feiert.

Doch ganz so ruhig wird es nicht werden und vielleicht muss manch eine Mutter am Sonntag arbeiten. Denn einige Geschäfte wie in Hürth bei Köln oder in Dormagen öffnen an diesem Tag. Auch der Einzelhandelsverband "Pro City" in Bad Kreuznach hat gefordert, den Weißen Sonntag verkaufsoffen zu gestalten. Genehmigt hat das auch die Stadtverwaltung.

"Es braucht eine Pause, um den Akku wieder aufzuladen."

Das sehen einige aber nicht ein, haben sich zu einer Allianz für den freien Sonntag zusammen getan und protestieren unter dem Motto "Shoppen am Weißen Sonntag? Ohne mich!". Die Feiertagsruhe solle größeren Schutz erfahren, auch seitens der Politik. "Der Sonntag ist im Grunde genommen der einzige freie Tag, an dem Familien gemeinsam etwas machen können", sagt Manfred Thesing, der Vorsitzende des Katholikenrates im Bistum Trier im domradio.de-Interview. Gerade die Frauen seien diejenigen, die überwiegend an Sonntagen arbeiten müssten. "Wir als Christen sagen, der siebte Tag ist ein Tag, an dem der Herr ruhte. Und er ruhte nicht umsonst. Es braucht eine Pause, um den Akku wieder aufzuladen."

Die Sonntagsruhe ist in Deutschland anders geschützt als in anderen europäischen und auch katholischen Ländern. "Der Sonntagsschutz ist in der BRD ein hohes Verfassungsgut", erklärte Prof. Dr. Ansgar Hense, vom Institut für Staatskirchenrecht der Diözesen Deutschlands im domradio.de-Interview. Die Sonntagsruhe steht nicht direkt im Grundgesetz, sondern im Artikel 139 der Weimarer Reichsverfassung von 1919: "Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt." Heute ist sie Bestandteil durch Artikel 140 des Grundgesetzes.

Gerichte in Deutschland immer wieder aktiv

In Deutschland liegt die Zuständigkeit für die Regelung der Ladenschlusszeiten bei den Ländern und ist dort gesetzlich geregelt. Und immer wieder landen die Beschlüsse der Kommunen und Städte vor den deutschen Gerichten. Rückenwind bekommen viele Gegner des verkaufsoffenen Sonntag jüngst vom Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Im November 2015 machte es deutlich, dass Sonntagsöffnungen im Einzelhandel nur dann rechts- und verfassungskonform sind, wenn ein zugkräftiger Markt im Mittelpunkt steht und nicht die Öffnung der Läden.

In Köln zum Beispiel richtet sich der Stadtrat nach einem eigenen Kriterienkatalog und schließt darin Palmsonntag, Weißer Sonntag, Muttertag, Fronleichnam, Karnevalssonntag sowie die Zeit zwischen Heiligabend und dem Dreikönigstag aus. Die stillen Feiertage Karfreitag, Volkstrauertag, Totensonntag, Allerheiligen, zwei Adventssonntage, Ostern und der Pfingstsonntag müssen die Ladentüren auch geschlossen bleiben. Auch bei der gesetzlichen Höchstzahl von vier Sonntagen in einem Stadtbezirk haben sich die Kölner auf drei beschränkt oder wie speziell in NRW liegt die maximale Anzahl bei maximal elf in einer Kommune.

Nahe an den Feiertagen

Doch in vielen Regionen setzt sich der Einzelhandel durch. Zunehmend viele verkaufsoffene Sonntage liegen an oder um die Feiertage herum, so Thesing – Palmsonntag in Bingen, Adventssonntage in vielen Städten. Zum Beispiel hat auch Köln im Dezember 2016 an zwei Sonntagen geöffnet. "Wir gehen immer mehr näher an die Feiertage ran, die uns Christen viel bedeuten", sagt er. Für ihn eine bedenkliche Entwicklung.

In Bad Kreuznach werden die Kirchen nun am Weißen Sonntag ihr ganz eigenes hörbares Zeichen setzen: Gegen ein Uhr am Mittag werden die Glocken aller Stadtkirchen läuten.


Quelle:
DR