Amazonas-Bischof kritisiert Arbeitspapier der Weltsynode

"Psychologischer Nonsens"

Das Thema Frauenweihe gehört zu den heißen Eisen der Reformdebatte in der katholischen Kirche. Bei der Weltsynode im Vatikan soll es ausgespart werden. Der bekannte Bischof Erwin Kräutler hat dafür kein Verständnis.

Bischof Erwin Kräutler / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Bischof Erwin Kräutler / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Der österreichische Bischof Erwin Kräutler hat das Arbeitspapier von Papst Franziskus für die bevorstehende Weltsynode im Vatikan scharf kritisiert. In einem Beitrag für die Zeitschrift "Herder Korrespondenz" (Online Montag) beklagt er eine fehlende Berücksichtigung des Themas Frauenweihe.

Er verstehe nicht, so der als Amazonas-Bischof bekanntgewordene Kräutler, warum Franziskus gerade das Thema der Weihe von Frauen in der Kirche aus dem Synodenprogramm gestrichen "und, wie es scheint, auf den Sankt Nimmerleinstag hinausgeschoben hat". 

Kein grüner Zweig

Zwei Kommissionen hätten zur Frage der Priester- und Diakonenweihe in der Geschichte der christlichen Urgemeinde "herumgewühlt" und seien "auf keinen grünen Zweig gekommen", weil beides historisch nicht nachweisbar gewesen sei. "Es geht, um Gottes Willen, doch nicht darum, was vor zweitausend Jahren tatsächlich gegolten hat oder nicht, sondern es geht um Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit", so Kräutler.

Synodenaula während der Weltsynode im Jahr 2023 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Synodenaula während der Weltsynode im Jahr 2023 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Das Argument, dass Männer in der Kirche "petrinische" und Frauen "marianische" Aufgaben wahrnähmen, also jeweils nach dem Vorbild des Apostels Petrus beziehungsweise der Gottesmutter wirken sollten, bezeichnete Kräutler als "psychologischen Nonsens". "Es gibt sie und wird sie immer geben: petrinische Frauen, aber auch marianische Männer. Und umgekehrt!"

Für eine synodale Kirche 

Vom 2. bis 27. Oktober tagt in Rom die zweite und abschließende Vollversammlung der laufenden Weltsynode. Sie steht unter dem Thema "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung". Dabei geht es insbesondere um eine neue Kultur der gemeinsamen Beratung und von Reformprozessen innerhalb der Kirche. Im Juli hatte Papst Franziskus das dazugehörige Arbeitspapier, das sogenannte Instrumentum laboris, veröffentlicht. Es trägt den Titel "Wie wir eine missionarisch-synodale Kirche sein können".

Der aus Vorarlberg stammende Bischof Erwin Kräutler war von 1981 bis 2015 Bischof der flächenmäßig größten brasilianischen Diözese Xingu. Er engagiert sich seit mehr als 50 Jahren für die Rechte Indigener und für Umweltschutz in Südamerika.

Fahrplan der vom Papst ausgerufenen weltweiten Synode

Papst Franziskus hat einen weltweiten synodalen Prozess eröffnet. Um die Kirche insgesamt synodaler zu machen, soll über die für Herbst 2023 in Rom geplante Bischofssynode zunächst auf diözesaner, dann auf kontinentaler Ebene beraten werden. Thema der Beratungen ist "Eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation, Mission". Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert den Zeitplan:

9./10. Oktober 2021: Im Vatikan eröffnet Papst Franziskus mit Reflexion, Gebet und Messe die Synode; sie trägt den Titel "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation und Mission"

Papst Franziskus hält einen Rosenkranz beim Gottesdienst zum Abschluss der Weltsynode / © Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus hält einen Rosenkranz beim Gottesdienst zum Abschluss der Weltsynode / © Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA