ZdK-Vize Söding nennt Vatikangespräche konstruktiv

Positive Stimmung in Rom

Katholische Laien haben mit Vatikan-Vertretern in Rom über den Synodalen Weg gesprochen. Thomas Söding ist nun optimistisch gestimmt. Man sei im Vatikan interessiert an der Meinung der Laien, betont er im Interview.

Autor/in:
Mathias Peter
Blick auf die Kuppel des Petersdoms und die Vatikanischen Gärten / © lara-sh (shutterstock)
Blick auf die Kuppel des Petersdoms und die Vatikanischen Gärten / © lara-sh ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Sie kennen den Vatikan gut und waren unter anderem im vergangenen Herbst bei der Weltsynode mit dabei. Wie haben Sie denn nun diesmal die Gespräche insgesamt erlebt?

Prof. Dr. Thomas Söding / © Peter Bongard (Zentralkomitee der deutschen Katholiken)

Prof. Dr. Thomas Söding (Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und Mitglied im Synodalen Ausschuss): Es waren gute Gespräche, die wir geführt haben, und zwar in der gesamten Breite. Selbstverständlich haben wir auch über die kirchlichen Fragen gesprochen, sehr konstruktiv, speziell über den Synodalen Weg auf Weltebene und in Deutschland. Aber das ZdK hat in erster Linie ein politisches Mandat. Der Vatikan seinerseits ist auf vielen Feldern unterwegs, in denen es um Ökologie, Migration, Sozialpolitik geht. Auf all diesen Feldern haben wir gute Gespräche geführt. 

DOMRADIO.DE: Es ging jetzt also nicht "nur" um den Synodalen Weg, sondern Sie hatten eine breite Themenpalette im Gepäck?

Söding: Wir haben uns mit ökologischen Fragen beschäftigt. Wir waren unter anderem im "Dikasterium für Evangelisierung", in dem einfach eine sehr große Kompetenz des Vatikans versammelt ist, um die weltweit verschiedenen Kulturen wahrzunehmen und hoffentlich auch zu verstehen. In diesem Kontext sind wir nicht nur immer Makler, Werber oder Marketingmenschen für Deutschland. Aber wir bringen vieles ein: weil wir etwas zu sagen haben. Und wir nehmen natürlich auch vieles mit, nicht nur Respekt, sondern tatsächlich auch Kompetenz. 

DOMRADIO.DE: Nach welchen Kriterien wurden die Gesprächspartner ausgesucht und haben Sie problemlos mit allen möglichen Vertretern des Vatikans sprechen können?

Söding: Ja, das ging problemlos. Es war ein Arbeitsbesuch, und als Arbeitsbesuch ist er geplant gewesen in ganz starker Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung, die dort über hervorragende Kontakte verfügt. Wir waren übrigens nicht nur im kirchlichen Feld unterwegs. Wir hatten auch ein ausführliches Gespräch mit dem Botschafter beim Quirinal, wie man dort sagt, wo wir genau die politische Lage in Italien, Deutschland und Europa analysiert haben. 

Es wurde deutlich, dass hier das Wort der Kirche gefragt ist und gebraucht wird. Klar ist auch, dass dann, wenn die katholische Kirche nicht nur mit Bischöfen spricht, sondern es eine so starke Laienrepräsentanz wie in Deutschland gibt, dies auch auf der politischen Ebene wertgeschätzt wird. 

Thomas Söding

"Ich hatte unbedingt den Eindruck, dass die Menschen, mit denen wir geredet haben, gut informiert und interessiert waren."

DOMRADIO.DE: Hatten Sie trotzdem bei einigen Gesprächen manchmal das Gefühl, dass Ihnen ein gewisses Misstrauen entgegenschlägt? Es gab in der Vergangenheit oft polemische Töne nach dem Motto "Die Deutschen wollen schon wieder eine Reformation starten mit ihrem Synodalen Weg."

Söding: Nein, die gab es in den Gesprächen mit den Dikasterien, die wir geführt haben, nicht. Das hatte nicht nur mit Höflichkeit zu tun. Ich hatte unbedingt den Eindruck, dass die Menschen, mit denen wir geredet haben, gut informiert und interessiert waren. 

Sie sind auf ihr Ressort konzentriert. Ich habe persönlich die Frage mitgenommen: "Wie funktioniert eigentlich innerhalb des Vatikans die Kommunikation zwischen verschiedenen Dikasterien?" Wir als ZdK haben einen Verbindungsanspruch, dem wir gerecht zu werden versuchen, und diese Aufgabe wird ja auch im Vatikan geregelt. Ich will es mal so formulieren: Karikaturen haben wir viel gesehen; es war offensichtlich für alle Seiten gut, dass jetzt mal die Originale da waren. 

Blick auf den Petersdom / © ESB Professional (shutterstock)
Blick auf den Petersdom / © ESB Professional ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Sie sind ein renommierter Bibelwissenschaftler. Hatten Sie das Gefühl, dass man als Laientheologe im Vatikan auch wirklich ernst genommen wird und auf Augenhöhe reden kann? 

Söding: Ich bin seit so vielen Jahren in so vielen verschiedenen Aufgaben dort im Vatikan unterwegs, dass es komisch wäre, wenn ich mich über mangelnden Respekt beklagen würde. Nein, das ist nicht der Fall. Selbstverständlich muss man unterscheiden: Es gibt die Ebene der theologischen Reflexion, und da ist beispielsweise mit den päpstlichen Universitäten eine unglaubliche Kompetenz in Rom gegeben. 

Dann gibt es noch die Verwaltungsebene und die Leitungsebene. Da ist immer wieder erstaunlich, wie mit relativ wenigen Kräften doch viel erreicht wird. Denn die katholische Kirche ist weltweit sprechfähig, sie ist handlungsfähig. Ja, sie hat die Versuchung dieses zentralistischen Kontrollwesens aufgebaut. Da merkt man jetzt aber, dass es personelle und strukturelle Veränderungen gibt, sodass ich einfach sagen kann: "Nein, es gab keine Vorurteile, es gab keine Unterstellungen und Bezichtigungen, sondern wir haben sehr offene Gespräche geführt." Es war immer klar, dass wir alle zur katholischen Kirche gehören. Wir haben unterschiedliche Aufgaben und versuchen jetzt, so gut wie möglich zusammenzuarbeiten. 

Thomas Söding

"Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer."

DOMRADIO.DE: Haben Sie denn die Hoffnung, dass die gute Atmosphäre langfristig im Dialog zwischen den Deutschen und dem Vatikan hilft? 

Söding: Unbedingt. Aber eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Das Gespräch war sehr wichtig, aber das ist ein lang anhaltender Prozess. Ich bin im nächsten Oktober, wenn die Weltsynode tagen wird, wieder als theologischer Experte dabei und werde sicherlich schauen, wie stark die Resonanz ist.

Synodenaula während der Weltsynode im Jahr 2023 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Synodenaula während der Weltsynode im Jahr 2023 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie hoffnungsvoll sind Sie für den Abschluss der Weltsynode in wenigen Wochen? 

Söding: Wir haben sowohl im Dikasterium für den Glauben als auch im Dikasterium für die Gesetzestexte sehr konstruktive Gespräche geführt, was den Synodalen Weg in Deutschland im Rahmen dieses weltweiten Aufbruchs anbelangt. Das stimmt mich hoffnungsfroh, und das passt auch zur Gesamtkonstellation, die wir in diesem Jahr etwas positiver wahrnehmen, als das früher der Fall gewesen ist. 

Es geht mir gar nicht darum, dass ich diese spezifischen Interessen, die wir in Deutschland haben, auf der weltweiten Bühne verbreiten will. Nein, wir ordnen uns ein in einen weltweiten Prozess. Aber wir haben in Deutschland klar auch unsere eigene Tradition. Das wird auch gesehen, nicht immer, aber öfter. Wir konnten vermitteln, dass es eine starke Verbindung gibt zwischen dem innerkirchlichen Reformengagement auf der einen Seite und unserer politischen Arbeit auf der anderen Seite, weil es da auch um die Frage der Glaubwürdigkeit geht. Rom ist in der Lage, diese Vielfalt von unterschiedlichen Bewegungen zunächst einmal wahrzunehmen. 

Worauf es jetzt ankommt in der Weltsynode, ist die Konzentration auf die beiden entscheidenden Fragen: Wie kann die Einheit der Kirche mit der Vielfalt der Kulturen vermittelt werden? Und wie kann man Kontrolle, Transparenz, Rechenschaftspflicht nachhaltig organisieren? Da werden wir sehen, wie weit die Weltsynode selber zur Konzentration fähig ist und dann tatsächlich klare Vorschläge an den Papst macht. 

Wichtig ist natürlich auch, dass all die Themen, die jetzt ausgelagert worden sind, nicht zuletzt die Frage, welche Rolle Frauen auch im sakramentalen Amt spielen, nicht aussortiert werden, sondern dass wir dort Verbindungen herstellen. Denn es hängt alles mit allem zusammen. Man kann nicht alles auf einen Schlag lösen, man muss anfangen und klar wissen, wohin der Weg weitergeht. 

Das Interview führte Mathias Peter.

Weltsynode 2021-2024

Mit der Weltsynode hat Papst Franziskus in der katholischen Kirche etwas Neues geschaffen. Erstmals werden bei einer Synode Nicht-Bischöfe und Nicht-Priester im großen Umfang ein Stimmrecht haben, darunter auch Frauen.

Inhaltlich soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Obwohl erstmals auch nicht geweihte Männer und Frauen ein Stimmrecht haben, handelt es sich kirchenrechtlich um eine Bischofssynode.

Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Eröffnung der Weltsynode im Oktober 2021 / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
DR