Das erklärte die Menschenrechtsorganisation am Freitag in London. "Das EU-Türkei-Abkommen ist rücksichtslos und illegal." Der im März vereinbarte Pakt sieht vor, dass die Türkei illegal nach Griechenland eingereisten Flüchtlinge zurücknimmt. Im Gegenzug hat die EU die Aufnahme syrischer Bürgerkriegsflüchtlinge aus der Türkei zugesagt. Flüchtlinge erhielten in der Türkei aber nicht den nötigen Schutz, kritisierte Amnesty in dem jüngsten Bericht.
Das Asylsystem des Landes sei angesichts von mehr als drei Millionen Asylsuchenden und Flüchtlingen überfordert. Asylbewerber warteten oft jahrelang darauf, dass ihr Fall bearbeitet werde. In dieser Zeit hätten sehr viele keine oder nur geringe Unterstützung. Schon Kinder müssten arbeiten, um ihre Familien durchzubringen. Andere suchten nächtlichen Unterschlupf unter Brücken, in Parks, U-Bahn-Stationen oder Moscheen.
"Die Türkei hat großzügig Flüchtlinge aufgenommen, aber ihre Zusicherungen an die EU-Führer spiegeln sich vor Ort einfach nicht wider", erklärte John Dalhuisen, Amnesty-Direktor für Europa und Zentralasien. "Es mag politisch zweckdienlich sein, die Verpflichtung der Hilfe für Menschen, die vor Konflikten fliehen, auszulagern", sagte er mit Blick auf die EU. Dies gehe aber nicht ohne zusätzliches Leiden für die Menschen. "Die Europäische Union hat auf eine der dunkelsten humanitären Katastrophen unserer Zeit mit dem Errichten von Zäunen, dem Einsatz von Grenzern und dem Abschluss fragwürdiger Abkommen mit Nachbarländern reagiert", protestierte Dalhuisen. "Das Ergebnis ist Not und Leid, und weitere Tote auf See."