Andacht stimmt auf Wahl des Bundespräsidenten ein

Mit Gottes Segen

Bei einer ökumenischen Andacht haben sich Spitzen der Politik und Wahlleute der Bundesversammlung am Sonntagmorgen auf die Wahl des Bundespräsidenten eingestimmt. Die Einladung dazu sprachen die beiden großen Kirchen aus.

Hedwigs-Kathedrale in Berlin (Erzbistum Berlin)

Zur Andacht kamen unter anderem der scheidende Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), mehrere Bundesminister und Bundestagsabgeordnete in die katholische St.Hedwigs-Kathedrale in Berlin. Auch Bundespräsidentenkandidat Frank-Walter Steinmeier nahm teil.

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch rief bei einer ökumenischen Morgenandacht in der Berliner Kathedrale St. Hedwig jeden Einzelnen dazu auf, sich zu fragen: "Was hält uns zusammen, wie geben wir einander Halt?" Er wünsche allen Mitgliedern der Bundesversammlung, so Koch weiter, einen "Tag voller Haltung und voller Zusammenhalt".

Keine überhöhten Erwartungen stellen

Der Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei Bundesregierung und Bundestag, Martin Dutzmann, rief dazu auf, an den künftigen Bundespräsidenten keine überhöhten Erwartungen zu stellen. "Auch ein Staatsoberhaupt ist und bleibt ein Mensch mit Stärken und Schwächen, mit Gaben und Fehlern, mit guten und mit schlechten Tagen", sagte Dutzmann in seiner Predigt. Dutzmann nahm dabei Bezug auf das biblische Gleichnis von den "Arbeitern im Weinberg" und den darin beschriebenen guten Hausherrn, der sich von der Nächstenliebe leiten lasse. 

Dutzmann wünsche dem künftigen Bundespräsidenten den Geist der Kraft, Liebe und Besonnenheit. "Es ist himmlisch, wenn Menschen nach dem Vorbild des guten Hausherrn aufeinander achten und füreinander da sind", so Dutzmann.

Wahl für Zusammenhalt 

Der Leiter des Kommissariats der deutschen Bischöfe in Berlin, Karl Jüsten, sagte, er wünsche sich, dass von der Bundesversammlung ein Signal für Gemeinsinn und inneren Zusammenhalt ausginge. Der Prälat betonte zudem den Gemeinsinn der Bundesversammlung. Diese dürfe nicht zu gering geschätzt werden.

Jüsten einnerte in der Andacht auch an die Kraft der christlichen Gebote. Viele Werte seien Teil der Rechtsordnung geworden, aber gerade die, "die nicht zu Gesetzen wurden, sind für den Zusammenhalt einer offenen, pluralen Gesellschaft überlebenswichtig". Wenn ein Mindestmaß an moralisch verantwortlichem Verhalten nicht von allen gelebt werde, "droht die Basis, auf der unsere Demokratie errichtet ist, zu zerfallen. Dann verlieren wir mehr als nur eine christlich tradierte Kultur", mahnte Jüsten. Der Glaube könne Halt und Gelassenheit schenken, so Jüsten weiter. Angesichts einer Welt, die immer komplizierter werde, könne er Hoffnung und Zuversicht geben. "Wer glaubt, braucht nicht in innerweltlichen Heilzusagen und Ideologien Halt zu suchen."

Fraktionssitzungen nach der Andacht

Nach der Andacht waren nochmals Fraktionssitzungen geplant. Die Wahl des Bundespräsidenten sollte um 12 Uhr beginnen. Gewählt wird das Staatsoberhaupt von den 1.260 Mitgliedern der Bundesversammlung, die sich aus den 630 Bundestagsabgeordneten und ebenso vielen Wahlleuten aus den Ländern zusammensetzt. Als aussichtsreichster Kandidat für die Wahl gilt der ehemalige Außenminister Steinmeier. Er wird von der großen Koalition unterstützt.

Die Fürbitten hielten der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), die Linken-Abgeordnete Petra Pau sowie die beiden religionspolitischen Sprecher von SPD und Union, Kerstin Griese (SPD) und Franz Josef Jung (CDU).

 


Quelle:
epd , KNA