Anders Arborelius über seine Berufung zum ersten skandinavischen Kardinal

Vom Protestanten zum Kardinal

Der Papst hat fünf neue Kardinäle ernannt. Einer davon ist Lars Anders Arborelius aus Schweden. "Ich denke, das ist ein Zeichen", sagt Bischof Arborelius im domradio.de-Interview.

Lars Anders Arborelius, katholischer Bischof von Stockholm / © Julia Rathke (KNA)
Lars Anders Arborelius, katholischer Bischof von Stockholm / © Julia Rathke ( KNA )

domradio.de: Haben Sie sich schon an die Anrede "Eminenz Herr Kardinal" gewöhnt?

Kardinal Lars Anders Arborelius: Es ist ein bisschen ungewohnt. Und hier in Schweden bleibt man einfach Bischof, aber Sie können gerne "Eminenz" sagen, wenn es Ihnen gefällt.

domradio.de: Sie sind der erste Kardinal, der aus Schweden kommt und auch der erste Kardinal, der aus Nordeuropa, aus Skandinavien kommt. Was bedeutet das für Sie?

Kardinal Lars Anders Arborelius: Ja, das ist unglaublich. Aber ich denke, das ist ein Zeichen, dass auch unsere Kirche ein wichtiger, aber demütiger Teil der Weltkirche ist.

domradio.de: Lassen Sie uns auf ihr Leben schauen und über Ihre persönliche Lebensgeschichte sprechen. Sie sind geboren in der Schweiz, in einer schwedischen Familie, sie sind evangelisch getauft und auch konfirmiert. Mit 20 Jahren sind Sie katholisch geworden und mit 22 Jahren ins Karmelitenkloster eingetreten. Was steht dahinter? Warum sind Sie diesen Weg gegangen?

Kardinal Lars Anders Arborelius: Also, ich habe schon als Kind und als junger Mann Kontakt mit der katholischen Kirche gehabt. Und zwar durch den Kontakt in der Schweiz mit katholischen Schwestern. Und das hat auf mich großen Einfluss ausgeübt, so bin ich der Kirche näher und näher gekommen. Ich bin zwar in der evangelischen Kirche aufgewachsen, aber ich war nie ein aktives Mitglied. Ich war schon immer, so lange ich weiß, gläubig gewesen. Ich habe immer gebetet, aber in meiner Kindheit bin ich nie in der Kirche gewesen. Es war also eine schrittweise Annäherung an die Kirche. Nach dem Abitur bin ich dann einem Glaubenskurs gefolgt, anderthalb Jahre. Und dann wurde ich völlig überzeugt davon, dass die katholische Kirche die volle Wahrheit vermitteln kann und die frohe Botschaft an uns alle übermittelt.

domradio.de: Was hat Ihnen denn die katholische Kirche gegeben, was Sie bei der evangelischen nicht gefunden haben?

Kardinal Lars Anders Arborelius: Ich werde nichts gegen die evangelische Kirche sagen, nur habe ich mich da eigentlich nie Zuhause gefühlt. Die katholische Kirche war für mich, so lange ich weiß, die Kirche. Und da habe ich alles gefunden, was für mich wichtig war: Ein inniges Gebetsleben, eine weltweite solidarische Gemeinschaft und eine Mutter, die mir alles gegeben hat.

domradio.de: Dabei sind Sie nicht bloß mit 20 Jahren katholisch geworden, Sie sind zwei Jahre später, mit 22 Jahren, schon in den Orden der Karmeliten eingetreten. Was hätten Sie damals dazu gesagt, dass Sie knapp 50 Jahre später nicht nur Bischof sind, nicht nur Kardinal, sondern der erste Kardinal in Skandinavien?

Kardinal Lars Anders Arborelius: Ich hätte wohl gelacht und gesagt "das ist nicht vorstellbar, das ist nicht möglich".

domradio.de: Ich möchte mit Ihnen noch kurz über den Moment sprechen, in der vergangen Woche, als Sie vom Papst zum Kardinal ernannt worden sind. Wie haben Sie den Moment selbst erlebt? Was geht einem in so einem Moment durch den Kopf?

Kardinal Lars Anders Arborelius: Also, man ist natürlich sehr dankbar, sehr froh. Aber man fühlt sich natürlich auch sehr klein, sehr demütig. Das ist so groß und beinahe nicht zu glauben. Der Papst hat uns alle mit viel Liebe empfangen und auch der Empfang der verschiedenen Kardinäle war wirklich sehr schön. Und es hat mich gewundert, dass so viele Kardinäle doch irgendwas mit Schweden zu tun gehabt haben.

domradio.de: Sie gehören dabei aber auch zu den Kardinälen, die nicht aus den großen Metropolregionen kommen, nicht aus den Regionen, wo die Kirche einen sehr wichtig Stand hat. Was hat das Ihrer Meinung nach für eine Bedeutung?

Kardinal Lars Anders Arborelius: Ich denke, dass es für uns, also für die neuen Kardinäle, ein Zeichen war. Dass der Papst wirklich auch für die Kleinen, die Armen in der Kirche, offen ist. Wir sind zwar nicht mächtig, haben nicht viele Gläubige. El Salvador ist ein vorwiegend katholisches Land, aber ein Land dass viel gelitten hat. Also, irgendwie will er der ganzen Kirche die Möglichkeit geben, solidarisch und in Einheit zusammen zu kommen.

domradio.de: Sie haben danach aber auch noch den emeritierten Papst Benedikt besucht...

Kardinal Lars Anders Arborelius: Ja, das war ein sehr rührender Moment. Als wir zusammen mit Papst Franziskus in einem kleinen Bus diesen Ausflug gemacht haben. Und der alte Papst Benedikt hat uns sehr liebevoll empfangen, es war auch sehr schön zu sehen wie diese beiden Päpste zusammen kommen und wie viel Liebe zwischen Ihnen besteht. Das war auch ein sehr schöner und wichtiger Moment.

domradio.de: Was hatten Sie persönlich für einen Eindruck von Benedikt? Also, haben Sie mit ihm sprechen können?

Kardinal Lars Anders Arborelius: Ja, er war sehr froh, dass jetzt der erste Kardinal aus Schweden kam. Und ich habe ihn natürlich auf deutsch begrüßt. Er war auch sehr überrascht darüber, dass jetzt vier Länder zum ersten Mal einen Kardinal bekommen haben.

Das Gespräch führte Renardo Schlegelmilch. 


Quelle:
DR