Andrang auf orthodoxes Kloster Sumela in der Türkei

Offiziell ein Museum

Seit Anfang Mai ist das berühmte griechisch-orthodoxe Sumela-Kloster im Nordosten der Türkei wieder vollständig für Besucher geöffnet. Seitdem erlebt das Kloster offenbar einen besonders starken Andrang.

Kloster Sumela in der Türkei / © emrahh (shutterstock)
Kloster Sumela in der Türkei / © emrahh ( shutterstock )

Allein in den ersten beiden Tagen hätten trotz schlechten Wetters rund 5.000 Menschen das Kloster besucht, zitiert die Presseagentur Kathpress (Mittwoch) den Pressedienst Orthodoxia.

Das Kloster war 2015 wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen worden, 2019 wurden erste Teile wieder für Besucher geöffnet. 2020 folgte ein weiterer Öffnungsschritt; nun ist wieder das gesamte Kloster zugänglich. Zuletzt mussten laut der türkischen Zeitung "Daily Sabah" nochmals große Gesteinsflächen oberhalb des Klosters gesichert werden.

Christen in der Türkei

Zwar ist die türkische Verfassung seit der Staatsgründung durch Kemal Atatürk offiziell laizistisch. Religiöse Minderheiten außerhalb des sunnitischen Islam hatten aber immer wieder unter Diskriminierungen zu leiden. Sie erhalten beispielsweise keine finanziellen Zuwendungen von der staatlichen Religionsbehörde.

Holzkreuz in der Hand / © PKStockphoto (shutterstock)

Sicherung und Befestigung

Das Kloster steht auf der vorläufigen Liste des Unesco-Weltkulturerbes. Nach der Beendigung der Arbeiten hofft man nun auf einen permanenten Platz. Das Kloster klebt gleichsam an einer Felswand. So mussten unter anderem mehr als 1.000 Tonnen brüchiger Fels entfernt und andere Bereiche mit Stahlseilen und Stahlnetzen befestigt und gesichert werden.

Das Kloster Sumela wurde im Jahr 386 gegründet und war über viele Jahrhunderte der bedeutendste Wallfahrtsort am Schwarzen Meer; vor allem wegen einer dort verehrten Marienikone, die dem Evangelisten Lukas zugeschrieben wird. 1923 mussten alle griechischen und armenischen Christen des Pontus das Land verlassen, auch die Mönche von Sumela. Über Jahrzehnte war das Kloster eine Ruine; 1972 wurde es von der Regierung in Ankara zum Nationaldenkmal erklärt.

Keine Gottesdienste während Sanierung

2010 wurde erstmals der Bitte des orthodoxen Patriarchen Bartholomaios I. stattgegeben, am 15. August die Göttliche Liturgie in Sumela feiern zu dürfen. Mehrere Jahre konnte er in Sumela jeweils das Marienfest feiern; während der Sanierungsarbeiten untersagten die Behörden den Gottesdienst. Erst 2020 konnte die Feier in kleinstem Rahmen wieder stattfinden.

Die ältesten erhaltenen Gebäude des Klosters in dem romantischen Gebirgstal stammen aus der Zeit der Komnenen, die ab 1204 als Kaiser von Trapezunt herrschten. Mehrere Kaiserkrönungen fanden in Sumela statt. Auch nach der Eroberung durch die Osmanen 1461 blieb das Kloster ein spirituelles und kulturelles christliches Zentrum, das auch von den Sultanen durch große Schenkungen gefördert wurde. Im 19. Jahrhundert erfolgte noch einmal ein großer Ausbau des Klosters, das sowohl christliche als auch muslimische Pilger aus dem gesamten kleinasiatischen Raum, aber auch aus Russland und Kaukasien anzog.

Kritik an "Entweihung" des Ortes

Das Kloster ist heute offiziell ein Museum; zuständig ist das Kultur- und Tourismusministerium. Im Februar protestierte das griechisch-orthodoxe Patriarchat von Konstantinopel sowie diverse offizielle Stellen in Griechenland gegen eine "Entweihung" des Ortes. Grund waren Videos im Internet, die eine Musikveranstaltung in dem Gotteshaus zeigten. Unklar ist, wann das Event mit DJ und Partymusik stattfand.

Quelle:
KNA