Als Michael Gerber am Donnerstagnachmittag kniend vor dem Grab des heiligen Bonifatius im Fuldaer Dom betete, war es für ein paar Minuten noch ganz still um ihn - trotz zahlreicher Kamerateams und Fotografen. Doch als der künftige Bischof von Fulda dann von der Bonifatiusgruft die mehr als 20 Stufen hochging und zum Hauptaltar schritt, brandete ungewöhnlich lauter Beifall im vollbesetzten Dom auf.
Gerber besuchte erstmals offiziell seine künftige Bischofsstadt Fulda. Der mit 48 Jahren jüngste katholische Ortsbischof in Deutschland wird künftig das altehrwürdige Bistum Fulda leiten - als Nachfolger von Heinz Josef Algermissen, der im Juni mit 75 Jahren in den Ruhestand getreten war. Am 31. März 2019 wird Gerber in sein Amt eingeführt werden, als 18. Bischof des Bistums Fulda seit seiner Gründung im Jahr 1752, wie Diözesanadministrator Karlheinz Diez bekanntgab.
Mit Humor loslassen können
Doch schon jetzt war angesichts des 1,92 Meter großen und mit einem Lachen im Gesicht auftretenden Gerber eine Art Zeitenwende im Dom spürbar. Ob das alte Bistum Fulda denn auch mit einem "sehr jungen, dynamischen Bischof Schritt halten könne?", fragte Domdechant Werner Kathrein in einem nicht ganz ernst gemeinten Teil seiner Ansprache.
Gerber bedankte sich anschließend für den "sympathischen, warmherzigen Empfang". An die zahlreichen Gläubigen gerichtet, sagte er: "Es bewegt mich sehr, dass Sie kurz vor Weihnachten, wo es ja vieles zu erledigen gibt, so zahlreich gekommen sind." Als er den Telefonanruf zur erfolgten Wahl erhielt, habe es ihn "kalt erwischt", berichtete er offenherzig. Gerber, der seit September 2013 Weihbischof der Erzdiözese Freiburg ist, war am vergangenen Donnerstag (13. Dezember) von Papst Franziskus zum künftigen Bischof von Fulda ernannt worden. Im Vorfeld habe er nichts davon mitbekommen, dass gerade er für den traditionsreichen Bischofsstuhl auserwählt wurde.
Doch habe er sich gerade in den vergangenen Wochen intensiv mit der Apostelgeschichte in der Bibel befasst. "Da lesen wir davon, dass die Christen der ersten Generation oft unvermittelt vieles, was ihnen wertvoll geworden war, loslassen mussten." Und dann wurde ihm klar: "Jetzt hat es Dich selbst eingeholt, was Du immer wieder in Vorträgen dargestellt hast."
Apostelzeit zusammen mit den Menschen im Bistum Fulda
Mit Blick auf die Apostelgeschichte fragte sich Gerber: "Ist jetzt, wo der Ruf zum Grab und Wirkungsort des 'Apostels der Deutschen' ergangen ist, für Dich selbst und zusammen mit den Menschen im Bistum Fulda in ganz neuer Weise so eine 'Apostelzeit' gekommen?" Dann habe er sein "Jawort" zu dieser "großen Aufgabe" gegeben.
Der "erste Weg" führe einen künftigen Bischof von Fulda natürlich an das Grab des heiligen Bonifatius (672/675-754), der "am Beginn des Christentums hierzulande" stehe, sagte Gerber. Am Ende seines ersten Auftritts im Dom nahm Michael Gerber dann im Mittelgang noch ein "Bad in der Menge", wurde dabei fast wie ein Popstar von Menschentrauben umringt und sogar von Nonnen um ein gemeinsames Foto gebeten.
"Wenn man sich auf die Menschen einlässt und offen ist, dann bekommt man auch etwas zurück", sagte er anschließend in einem Pressegespräch. Da wurde Gerber auch gefragt, wofür er stehe. Der künftige Bischof von Fulda überlegte einen Moment und antwortete dann: "Ich glaube, dass Gott gegenwärtig ist in der Welt." Der in Jugendarbeit erfahrene Geistliche fügte hinzu: "Und ich glaube auch, dass es geht, dass gerade junge Menschen ihren Weg zu Gott finden."