DOMRADIO.DE: Ist der Papstbesuch in der Hauptstadt Skopje überhaupt ein Thema? Denn es sind im Land ja nur ein Prozent der Menschen katholisch.
Pfarrer Dr. Christian Hartl (Hauptgeschäftsführer des Osteuropa-Hilfswerks der katholischen Kirche, Renovabis): Ja, man freut sich sehr. Ich habe gehört, dass hier in der Stadt weitgehend arbeitsfrei ist, damit möglichst viele an diesen Papstbesuch teilnehmen können. Ich glaube, dass es für das Land natürlich auch politisch gesehen wichtig ist, dass der Papst ihm Aufmerksamkeit schenkt.
DOMRADIO.DE: Wie ist denn die Stimmung in Skopje mit Blick auf den Gottesdienst mit Papst Franziskus?
Hartl: Ich würde sagen, es ist ein großes Familientreffen. Ich habe das gestern schon gemerkt, als ich in der Kathedrale war. Da war eine Vigil zur Einstimmung. Sie müssen sich vorstellen: Es gibt hier wirklich sehr, sehr wenige Katholiken, die noch in zwei verschiedene Riten aufgeteilt sind. Aber diese 20.000 kennen sich weitgehend. Und es gab viele Umarmungen und sehr viel Herzlichkeit. Und das spürt man jetzt auch hier auf dem Platz.
DOMRADIO.DE: Die Mehrheit der Bevölkerung in Nordmazedonien ist orthodox, ein Drittel sind Muslime. Da wird es im Nordmazedonien sicher auch um den interreligiösen Dialog gehen. Wie sieht es denn im Miteinander der Religionen im Land aus?
Hartl: Es gibt ein Treffen an der Gedächtnisstätte für Mutter Teresa. Und dieser Ort ist auch bewusst gewählt worden, weil man sagt: Dieser gute Geist von Mutter Teresa eint alle irgendwie. Nach allem, was ich höre, ist das Miteinander der verschiedenen Religionsgemeinschaften insgesamt gut.
DOMRADIO.DE: Kann der Papst auch als Brückenbauer wirken, um eben für ein gutes Miteinander der Religionen einzutreten?
Hartl: Ja, ganz gewiss. Es heißt immer, er geht einfach mit offenen Armen auf alle zu. Und das wissen die Menschen zu schätzen. Ich glaube auch, dass er hier - wie schon in Bulgarien - das Thema Frieden und Gemeinschaft aufgreift. Wobei, das Hauptthema hier ist: "Fürchte dich nicht, du kleine Herde" - also gerichtet vor allem an die Katholiken.
DOMRADIO.DE: Was erhoffen Sie sich denn auch für Renovabis von der Papstreise? Kann diese Reise die Situation der Katholiken in Bulgarien und jetzt in Nordmazedonien stärken?
Hartl: Auf jeden Fall. Papst Franziskus bleibt seiner Linie ja treu, dass er immer dort hingeht, wo wenige sind, zu den kleinen Gemeinschaften. Und sie fühlen sich unwahrscheinlich anerkannt, wertgeschätzt und wahrgenommen.
Das Interview führte Carsten Döpp.