DOMRADIO.DE: Herzliche Glückwünsche für das, was Sie jetzt schon erreicht haben. Ins Finale sind Sie ja gekommen. Mit wie vielen Mitstreiterinnen haben Sie sich jetzt schon rumschlagen müssen?
Kira Geiss (angehende evangelische Diakonin und Teilnehmerin bei der Miss Germany Wahl): Insgesamt gab es 15.000 Bewerberinnen. 160 sind ausgewählt worden und dann ist immer halbiert worden. Und jetzt steht die Top Ten, die letzten zehn.
DOMRADIO.DE: Sie selber sind 20 Jahre alt, haben eine Ausbildung gemacht. Sie sagen, Sie hätten eine turbulente Phase gehabt in der Jugend und mit Kirche vorher noch gar nicht so viel zu tun gehabt.
Geiss: Ich bin erst mit 16 gläubig geworden und bin davor einfach in einem sehr Drogen und Alkohol verherrlichenden Umfeld und Freundeskreis gewesen und habe meinen Wert auch ein bisschen über Beziehungen definiert, die ich gelebt habe. Irgendwann habe ich damit gebrochen, weil zu viele negative Sachen passiert sind und ich gemerkt habe, dass ich das nicht tragen kann.
Das habe ich gemacht, als ich meinen Schulabschluss gehabt hatte und eine Ausbildung angefangen habe. Ich habe gesagt, dass ich einen Neustart brauche. Ich habe mich dann über längere Zeit immer wieder von Mädels einladen lassen, die mich am Anfang ziemlich genervt haben. Aber ich bin dann mit auf eine Jugendfreizeit der evangelischen Gemeinde bei uns im Ort gegangen. Da habe ich dann meinen Weg mit Jesus und auch in die Jugendarbeit gefunden.
DOMRADIO.DE: Wie kann man das denn dann sehen jetzt mit der Miss Germany Wahl? Warum machen Sie da mit?
Geiss: Miss Germany hat das Konzept vor einigen Jahren verändert. Es ist kein Schönheitswettbewerb mehr. Sondern es geht darum, Frauen, die etwas in unserer Gesellschaft bewegen wollen, eine Plattform zu geben. Was ich damals im Jugendkreis erlebt habe, das wünsche ich mir, anderen jungen Menschen auch zu ermöglichen. Deswegen kandidiere ich mit Sozialeer Nachhaltigkeit als Überthema mit dem Fokus auf Jugendarbeit in Deutschland.
DOMRADIO.DE: Aber es sind noch immer schöne Frauen, oder nicht?
Geiss: Es sind auf jeden Fall schöne Frauen, aber sie entsprechen nicht mehr den gesellschaftlichen Normen, dieses 90-60-90. Und trotzdem sind das tolle Frauen, aber halt einfach fernab von den Schönheitsidealen.
DOMRADIO.DE: Gab es denn auch Irritationen oder irgendwie Rückfragen von ihren Mitbewerberinnen, dass Sie angehende Diakonin sein wollen und bei der Miss Germany Wahl mitmachen?
Geiss: Ich habe eigentlich keine negative Rückmeldung bekommen. Es ist relativ positiv gewesen. Ich habe auch etwas richtig Schönes erlebt: Jetzt vor dem Halbfinale habe ich mit einer Kandidatin gemeinsam gebetet und habe immer wieder schöne Glaubensgespräche geführt. Manche waren persönlich interessiert, manche haben nur gesagt, wie kannst du das irgendwie mit dir vereinbaren? Was sind da deine Ziele, was ist dein Fokus? Aber es ist super positiv gewesen. Auch das Management von Miss Germany ist super offen gegenüber meinem Glauben. Das schön zu sehen.
DOMRADIO.DE: Wie reagiert jetzt Ihr neues kirchliches Umfeld darauf, dass Sie bei deiner Wahl mitmachen?
Geiss: Auch super positiv. Aber ich muss ehrlich sagen, ich glaube, es ist ein Profitieren von beiden Seiten. Kirche kann zeigen, dass sie nicht nur dieses Klischee Gottesdienst ist, der vielleicht manchmal in den Köpfen der Menschen so verankert ist, sondern sie können auch an solchen Projekten teilnehmen. Wir haben auch junge Menschen, vitale Menschen, die was angehen wollen.
Miss Germany kann auch zeigen, dass sie nicht mehr diese Werte vertreten, die sie früher einmal vertreten haben, sondern es geht um den Inhalt und auch eine Frau aus der Kirche kann daran teilnehmen. Die Missionsschule steht zu 100 Prozent hinter mir. Viele Leute beten dafür, dass Gott das einfach so führt, wie er denkt, dass es richtig ist. Und das gibt mir selber ganz viel Kraft.
DOMRADIO.DE: Was kann man denn dann gewinnen, wenn Sie jetzt Miss Germany werden?
Geiss: Ich bekomme 25.000 €, aber die gehen nicht auf mein eigenes Konto, also nicht in meine eigene Tasche, sondern dieses Preisgeld darf ich verwenden für ein Projekt, das ich in diesem Jahr groß machen möchte. Das heißt "Collect connect create". Ganz kurz gesagt, das bedeutet, dass ich mit jungen Menschen gemeinsam Safe Spaces in unserer Gesellschaft kreiere, dass man an Orten ist, wo Jugendarbeit gemacht wird und junge Menschen sich investieren dürfen.
Das Interview führte Florian Helbig.