Anglikaner beraten über Homosexualität und Frauen-Ordination

Spaltung oder Heilung?

Im englischen Canterbury hat am Mittwoch die Weltkonferenz der Anglikanischen Kirche begonnen. Rund 650 Bischöfe aus über 150 Ländern wollen unter anderem über kontroverse Themen wie Homosexualität und die Bischofsweihe von Frauen beraten. Die so genannte Lambeth-Konferenz, die nur alle zehn Jahre stattfindet, dauert bis 3. August. Überschattet wird das Treffen von dem heftigen Streit zwischen Konservativen und Liberalen, der nach Ansicht vieler Beobachter in eine Spaltung der Kirchengemeinschaft münden könnte.

 (DR)

Rund 250 traditionalistisch orientierte Bischöfe vorwiegend aus Afrika boykottieren die Konferenz. Ihr Protest gilt unter anderem dem homosexuellen US-Geistlichen Gene Robinson, der 2003 zum Bischof von New Hampshire geweiht worden war. Robinson ist in Canterbury nicht offiziell eingeladen, will aber am Rand der Tagung für die Rechte von Schwulen und Lesben werben. Für Kontroversen sorgte auch die Entscheidung der englischen Generalsynode vom 7. Juli, künftig Frauen in Bischofsämtern zuzulassen.

Die Anglikanische Kirche ist nach der katholischen und der orthodoxen die drittgrößte christliche Kirche. Sie hat rund 77 Millionen Mitglieder weltweit. Große anglikanische Gemeinden gibt es unter anderem in Großbritannien, Nigeria, Uganda und dem Sudan.

Gastgeber der Lambeth-Konferenz ist der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, der das geistliche Ehrenoberhaupt der Anglikaner ist.
In einem vorab veröffentlichten Grußwort erklärte Williams, er hoffe darauf, dass die Konferenz die gesamte anglikanische Gemeinschaft inspirieren werde. Es gehe darum, das Vertrauen in die anglikanische Identität sowie «unsere Energie und Begeisterung» für die Mission zu stärken, so der Erzbischof.

Hohe konservative Würdenträger verteidigten vor der Konferenz ihre Boykott-Entscheidung. «Die heilige Eucharistie und die Sakramente dürfen nicht verspottet werden», sagte der Erzbischof von Nigeria, Peter Akinola, dem Fernsehsender BBC. Die Entscheidung zugunsten des homosexuellen Bischofs habe zum Bruch der anglikanischen Gemeinschaft geführt. Ähnlich äußerte sich der kenianische Erzbischof Benjamin Nzimbi.

«Ich denke, dass etliche Anglikaner von diesen Konfliktthemen schon gelangweilt sind», sagte dagegen der britische Bischof Nick Baines gegenüber der ökumenischen Nachrichtenagentur ENI (Genf). Nach Angaben des britischen Dekans Colin Slee wollen die Bischöfe in Canterbury sich so schnell wie möglich «ihrer eigentlichen Aufgabe zuwenden: der Entschärfung sozialer Probleme».