In Jerusalem werde Australien lediglich eine Handels- und Sicherheitsvertretung eröffnen, kündigte Premierminister Scott Morrisan am Samstag in Sydney an. Die diplomatische Vertretung will Australien aber in Tel Aviv belassen. Sein Land stehe jedoch weiter zu einer Zweitstaatenlösung im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern, betonte Morrison.
"Die australische Regierung ist auch entschlossen, die Hoffnungen des palästinensischen Volkes auf einen zukünftigen eigenen Staat mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt anzuerkennen", so der Regierungschef in einer im Internet veröffentlichten Rede vor der Denkfabrik "The Sydney Institute".
Kritik aus anglikanischer Kirche
Die Anerkennung West-Jerusalems als Hauptstadt Israels stößt innerhalb und außerhalb Australiens auf Kritik. Der anglikanische Bischof George Browning nannte die Entscheidung eine "Sabotage jeder reellen Chance einer zukünftigen Vereinbarung" über den Status Jerusalems und eines palästinensischen Staates, wie der Sender ABC berichtete. Der frühere anglikanische Bischof von Canberra und Goulburn ist auch Präsident der pro-palästinensischen Rechtshilfeorganisation "Australia Palestine Advocacy Network".
Australiens mehrheitlich islamisches Nachbarland Indonesien legte aus Protest gegen die Anerkennung Jerusalems die Unterzeichnung eines Freihandelsabkommens mit Australien auf Eis. Das australische Außenministerium warnte die Bürger daher vor Reisen nach Indonesien.
Zentralrat der Juden in Australien schweigt
Australiens Zentralrat der Juden äußerte sich bislang nicht zu den neuen Entwicklungen, da die Ankündigung Morrisons am Sabbat, dem heiligen Tag der Juden, erfolgt sei. Ende Oktober hatte der Rat jedoch betont, er fordere seit langem die Anerkennung West-Jerusalems als Hauptstadt Israels.
Morrison hatte bereits im Oktober Pläne bekanntgemacht, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen. Gegenüber Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu betonte er seine Bindung an die Zweistaatenlösung und verwies gleichzeitig auf den mangelnden Fortschritt im Friedensprozess. Am Montag stimmte der australische Sicherheitsausschuss nun dem Beschluss des Ministerpräsidenten zu, wie örtliche Medien berichteten.