Angriff auf Abt Schnabel in Jerusalem sorgt für Empörung

Hassverbrechen nehmen zu

Eine mutmaßliche Spuckattacke radikaler Juden auf den Abt der deutschen Benediktinerabtei Dormitio in Jerusalem sorgt für Empörung. Das Lateinische Patriarch von Jerusalem kritisierte den Vorfall an der Klagemauer am Sonntag scharf.

Benediktinerpater Nikodemus Schnabel / © Julia Steinbrecht (KNA)
Benediktinerpater Nikodemus Schnabel / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Das Lateinische Patriarchat verurteilt den unprovozierten und schändlichen Angriff", hieß es in einer Erklärung. Die Täter seien von der Polizei sofort danach festgenommen worden.

"Die Strafverfolgung der Täter solcher Hassverbrechen ist ein wichtiges Mittel zur Abschreckung und zur Verbesserung des Sicherheitsgefühls christlicher Geistlicher im Heiligen Land, vor allem in Jerusalem", so die Mitteilung.

Spuckattacke und verbale Aggression 

Laut Medienberichten hatten am Samstag mutmaßlich zwei jüdische Radikale den Abt in Soutane und seine Begleiterin, eine befreundete deutsche Journalistin, angegangen. Demnach spuckten sie vor ihm auf  den Boden, bedrohten Schnabel und beleidigten das Christentum sowie seinen Begründer Jesus Christus. 

Teil der Lebensrealität

Auf der Plattform X kursiert ein Video, auf dem zu sehen ist, wie zwei Jugendliche mit Kippa und Tallit Katan, einem traditionellen jüdischen Unterkleid, auf einer Straße aggressiv auf Schnabel einreden. Dieser versucht, mit seinem Handy ein Foto von einem der beiden zu machen, und beklagt dabei eine Spuckattacke und körperliches Berühren durch den Angreifer. Ein bewaffneter Passant mit Israelflagge am Ärmel drängt die Jugendlichen schließlich ab. Beim Weggehen rufen sie die Worte "Fucking Jesu".

Auf X schreibt Schnabel, das Video zeige einen Teil seiner Lebensrealität, er suche damit aber keine Öffentlichkeit. Derzeit erlitten viele Menschen in der Region weit Schlimmeres. "Lasst uns für Frieden und Versöhnung beten", so Schnabel.

"Das muss aufhören"

Deutschlands Botschafter in Israel, Steffen Seibert, bezeichnete das Verhalten der beiden Jugendlichen in einem X-Beitrag als empörend. "Aber was mich wirklich wütend macht, sind diejenigen, die ihnen beibringen, dass Judaismus bedeutet, Christen oder jede andere Religion zu verachten. Das muss aufhören", so Seibert.

In Israel nehmen Spuckattacken und verbale Aggressionen radikaler Juden gegen Geistliche und Ordensleute seit längerem zu. Auch Fälle von Vandalismus gegen Kirchen und religiöse Einrichtungen mehren sich. Die Täter stammen oft aus strengreligiösen Talmud-Schulen (Jeschiwas), und sprechen Nichtjuden das Recht ab, ihre Religion in Israel zu leben.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde am 4. Februar 2024 um 15:53 Uhr aktualisiert. 

Lateinisches Patriarchat von Jerusalem

Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem betreut die rund 60.000 bis 70.000 römisch-katholischen Christen im Heiligen Land. Seine Jurisdiktion erstreckt sich über das Staatsgebiet von Israel, Jordanien, Zypern und die Palästinensischen Gebiete. Die Ursprünge des Patriarchats liegen in der Zeit der Kreuzfahrer, die sich als "Lateiner" bezeichneten. Es erlosch jedoch mit dem Fall Akkos 1291. Im Jahr 1847 belebte Papst Pius IX. das Patriarchat neu.

Blick auf Jerusalem / © Kyrylo Glivin (shutterstock)
Quelle:
KNA