Festnahme nach tödlichen Schüssen in Kalifornien

Angriff in Synagoge

​Am letzten Tag des jüdischen Pessachfestes ist bei einer Schießerei in einer Synagoge in Kalifornien eine Frau getötet worden. Eventuell hängt der Überfall mit einem Brand in einer Moschee in Kalifornien im vergangenen Monat zusammen.

Der Stern der Synagoge der Jüdischen Gemeinde Halle/Saale / © Jan Woitas (dpa)
Der Stern der Synagoge der Jüdischen Gemeinde Halle/Saale / © Jan Woitas ( dpa )

Nach dem tödlichen Angriff auf eine Synagoge in Kalifornien ist ein Verdächtiger festgenommen worden. Der Mann soll am Samstag in Poway nördlich von San Diego mit einem Gewehr um sich geschossen haben, sagte Bürgermeister Steve Vaus dem US-Sender CNN. Dabei tötete er eine Frau und verletzte den Rabbiner der Synagoge, ein achtjähriges Mädchen sowie einen 31-jährigen Mann. Motiv der Tat am letzten Tag des jüdischen Pessach-Festes war laut Polizeiangaben Hass gegen Juden. US-Präsident Donald Trump verurteilte in einer Reaktion jeglichen Antisemitismus.

Verbindung zu einem Brandanschlag auf eine Moschee?

Der mutmaßliche Täter, ein 19-jähriger Student aus Kalifornien, habe sich widerstandslos festnehmen lassen, sagte der Sheriff des San Diego County, Bill Gore. Der Mann habe vermutlich allein gehandelt.

Unterdessen untersucht die Polizei eine mögliche Verbindung zwischen den Schüssen in der Synagoge und einem Brandanschlag vergangenen Monat auf die nahe gelegene Escondido-Moschee. Dazu werde eine im Internet veröffentlichte Kampfschrift, die dem Festgenommenen zugeschrieben wurde, auf ihre Echtheit geprüft, sagte Sheriff Gore. Darin heißt es, dass Juden "nichts als die Hölle" verdienten: "Ich werde sie dorthin schicken."

Der Verfasser bezieht sich laut Polizeiangaben auch auf den mutmaßlichen Attentäter auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch mit 50 Todesopfern. Ebenso reklamiert der Autor in dem Schreiben den bislang nicht aufgeklärten Brandanschlag auf die Moschee in Escondido für sich.

Trump: "Gesamte Nation trauert"

US-Präsident Trump erklärte, "das Übel des Antisemitismus und des Hasses" müsse besiegt werden. "Unsere gesamte Nation trauert um den Verlust von Leben, betet für die Verletzten und ist solidarisch mit der jüdischen Gemeinschaft", sagte er bei einem Wahlkampfauftritt im Bundesstaat Wisconsin.

Laut Behördenangaben wurden die Sicherheitsvorkehrungen für Gotteshäuser und religiöse Zentren verstärkt. Es gebe keine ausdrücklich erhöhte Bedrohungslage, hieß es. "Wir ermutigen unsere Gemeinden, mit geplanten Veranstaltungen und anderen Aktivitäten wie gewohnt fortzufahren", sagte Sheriff Gore.

Zentralrat der Juden: "Angriff auf unsere Werte"

Vertreter des Judentums in Deutschland haben sich schockiert über den Angriff auf eine Synagoge in Kalifornien gezeigt. Das Attentat sei nicht nur ein Angriff auf die Freiheit von Jüdinnen und Juden weltweit; "es ist zugleich ein Angriff auf unsere freiheitlich-demokratische Gesellschaft und auf unsere Werte", schrieb der Zentralrat der Juden in Deutschland am Sonntag auf seiner Facebook-Seite.

Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, erklärte, "die Bekämpfung von Hass und Intoleranz und insbesondere von Antisemitismus bleibt vor diesem Hintergrund unser aller dringlichste Aufgabe - in den USA, in Deutschland und in aller Welt".

Rabbiner: Internet mitverantwortlich

Die Konferenz der Europäischen Rabbiner sieht eine Mitverantwortung Sozialer Netzwerke für den tödlichen Angriff auf eine Synagoge am Wochenende in Kalifornien. Für die mutmaßlich antisemitische Tat mit einer Toten und drei Verletzten nahe San Diego wurde ein 19-jährige Student festgenommen, der laut Polizeiangaben zuvor im Internet Hassparolen gegen Juden verbreitet hatte.

"Die großen Internetkonzerne und ihre Techniker sollten dafür verantwortlich gemacht werden, eine Plattform für Rassismus, Antisemitismus und Hass zu bieten", sagte der Präsident der Rabbinerkonferenz, Pinchas Goldschmidt, am Sonntag der Katholischen Nachrichten-Agentur. "Die 5.700 Mitarbeiter von Facebook, die das Hassmaterial ihrer 2 Milliarden Nutzer überwachen, sind ein trauriger Witz." 

Goldschmidt sagte weiter, die Tat folge "jüngsten abscheulichen Angriffen gegen Betende und Gotteshäuser in Reims, Pittsburgh, Neuseeland und Sri Lanka", so der Rabbiner. "Gotteshäuser werden zunehmend zu bevorzugten Zielen für Terroristen, Bigotten und religiöse Extremisten." Angesichts dessen müssten Gotteshäusern von ihren Regierungen angemessen geschützt und Schusswaffen eingeschränkt werden. "Mehr als nur Worte sollte die angemessene Antwort auf diesen neuen Trend sein", forderte Goldschmidt.

Antisemitismusbeauftragter: Waffenrecht hat fatale Folgen

"Wenn ein Täter vom Hass im Internet radikalisiert ist, kann er schneller als etwa in Deutschland und Europa ein Gewehr oder eine Pistole kaufen. Das kann fatale Folgen haben", sagte der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein. 

Ein verschärftes Waffenrecht sei "ein besserer Schutz für Juden und andere Feindbilder von Hass in den USA", so der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland.

Klein äußerte die Sorge, dass sich Hass gegen Juden in Deutschland und in den Vereinigten Staaten "enthemmter" äußere. Donald Trump verschärfe mit seinem Stil das politische und gesellschaftliche Klima und lege "einen Fokus auf eine stark pro-israelische Politik".

Außenminister Maas erklärte in Berlin: "Der Angriff auf die Chabad of Poway Synagoge in San Diego trifft uns alle. Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der Getöteten und bei den Verletzten."

Zentralrat der Muslime verurteilt "entsetzliche Tat"

Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland, rief auf Twitter dazu auf, zusammenzustehen gegen Hass und Unrecht. "Rechtsextremismus, religiös, nationalistisch, ideologisch und links begründeter Extremismus tötet", fügte er hinzu.

Seine Organisation verurteile "diese entsetzliche Tat als Akt gegen die Menschlichkeit".


Quelle:
epd , KNA