Der Vatikan arbeitet nach Aussage von Kurienkardinal Peter Turkson an Richtlinien für die kirchliche Vermögensverwaltung. Das Dokument auf Wunsch von Papst Franziskus formuliere allgemeine Investment-Regeln für die Finanzeinrichtungen der katholischen Kirche, sagte Turkson der italienischen Zeitschrift "Famiglia Cristiana" am heutigen Mittwoch.
Vereinheitlichung der Kriterien
Oft wisse in Finanzangelegenheiten eine Vatikan-Behörde nicht, was die andere mache, sagte der für Entwicklungsfragen zuständige Kardinal. Die Kurienämter handelten nach unterschiedlichen Kriterien und ohne Koordination der Mittelverwendung. Nötig sei "eine zentrale Einrichtung mehr für das Management denn für die Transparenz, die es ja schon gibt", so Turkson.
Auch die katholischen Bistümer weltweit handelten finanzpolitisch uneinheitlich. "Einige haben ihre Kriterien, wie die amerikanischen oder deutschen, andere haben wenige und wieder andere gar keine", so der Kardinal. Die Richtlinien für Vermögensverwaltung beträfen also über die vatikanische Kurie hinaus "auch die Finanzbehörden der einzelnen Diözesen".
Handlungsmaxime christliche Ethik
Die Anlagekriterien nach dem geplanten Dokument orientierten sich an der christlichen Ethik, sagte Turkson. Statt einer "Logik des Profits", die eine Ursache für die große Finanzkrise der vergangenen Jahre und für wirtschaftliche Ungleichheit verantwortlich sei, gehe es um Solidarität und Entwicklung. Als Beispiel nannte der aus Ghana stammende Kardinal Investitionen in Wirtschaftsunternehmen in Entwicklungsländern.