Annäherung zwischen Regierung und Ureinwohnern in Peru

Erste Kompromisse.

Nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Ureinwohnern und Regierung in Peru nähern sich beide Seiten einander langsam an. Vertreter von 390 Indianerstämmen und der Regierung einigten sich nun auf erste Kompromisse.

 (DR)

Regierungschef Yehude Simon unterzeichnete ein Papier, in dem er sich verpflichtet, vor Donnerstag einen Gesetzesentwurf ins Parlament einzubringen, um die umstrittenen Dekrete zur Nutzung von Bodenschätzen im Amazonas-Regenwald abzuschaffen. Unterdessen soll eine Vermittlergruppe nach einer endgültigen Lösung der Konflikte suchen. Weiter versicherte die Regierung, die Rechte der indigenen Stämme zu berücksichtigen und Millionen Hektar Land unter Naturschutz zu stellen.

Indio-Sprecher äußerten Bedauern, dass es zu Toten kommen musste, bevor die Regierung in dem Streit um die Dekreten einlenkte. Der Konflikt hatte zu blutigen Kämpfen zwischen Indianern und Sicherheitskräften geführt. Dabei kamen mehr als 20 Polizisten und 9 Indios ums Leben. Nach Angaben einer Menschenrechtsorganisation werden mehr als 60 Ureinwohner vermisst.

Nach Darstellung der Regierung von Staatspräsident Alan Garcia dienen die Dekrete dem Schutz von Flora und Fauna. Zugleich sollten sie die nachhaltige Nutzung der Wälder und den Abbau von Ressourcen wie Öl und Gas erleichtern. Die betroffenen Indio-Stämme sehen in den neuen Gesetzen jedoch einen Freibrief für internationale Firmen, die Wälder ohne Rücksicht auf die Rechte der Bewohner auszubeuten.

Vorwürfe von Caritas International
Das deutsche Hilfswerk Caritas international und peruanische Menschenrechtsorganisationen warfen der Regierung vor, der indigenen Bevölkerung die Mitsprache bei der Nutzung des Landes verweigert zu haben. Ziel Limas sei es, privaten Investoren den Kauf und die Nutzung von Land zu ermöglichen, das den Indios gehöre. Um Erdöl- und Erdgasvorkommen ausbeuten zu können sowie Anbaufläche für Agrotreibstoffe zu gewinnen, seien Menschenrechte und Mitbestimmungsrechte missachtet worden. Caritas international forderte zudem eine Aufklärung der blutigen Ausschreitungen vom 5. Juni durch eine internationale Untersuchungskommission.

Auch katholische Missionare sprachen von einer Diskriminierung der Ureinwohner. Angesichts der schlimmen Vorfälle und dem Tod von mehr als 30 Menschen wollten sie die Stimme erheben, da die Rechte der Indianer verletzt würden, heißt es in einem am Montag (Ortszeit) veröffentlichten Brief der Dominikaner. Ihr Sprecher David Martinez kritisierte das Vorgehen der Regierung. Die Indios hätten ihre Gebiete und Kultur friedlich verteidigt. Man habe sie über die Dekrete nicht informiert und ihnen kein Mitspracherecht zugestanden.

Die in Indiogebieten tätigen Missionare warfen der Regierung vor, seit Jahren die schlechten Lebensumstände der Ureinwohner zu ignorieren. Diese seien nun zum Äußersten bereit. Der UN-Sonderbeauftragte für indigene Völker, James Anaya, reist an diesem Mittwoch nach Peru, um sich mit Regierungs- und Indiovertretern zu treffen.