Annäherungsprozess in Kolumbien

Appell zur Umsetzung des Friedensvertrages

Hilfswerke und Menschenrechtler rufen Kolumbiens Regierung zu mehr Anstrengung bei der Umsetzung des Friedensvertrages auf. Das Abkommen zwischen der FARC-Guerilla und der kolumbianischen Regierung sei ein historischer Schritt gewesen.

Fahne der Guerilla-Organisation FARC / © Tobias Käufer (KNA)
Fahne der Guerilla-Organisation FARC / © Tobias Käufer ( KNA )

Doch die mangelnde Umsetzung des Friedensvertrages gerade auf Seiten der kolumbianischen Regierung gefährde den Friedensprozess, erklärten die Organisationen, darunter Misereor und Brot für die Welt, am Montag in Berlin anlässlich des Staatsbesuchs des kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos.

In den ländlichen Regionen verspürten die Menschen kaum Verbesserung ihrer Lage. Bisher nicht eingehaltene Versprechen von politische Beteiligung und ländlicher Entwicklung verstärkten die Skepsis der Menschen und seien Wasser auf den Mühlen der Gegner des Friedensprozesses.

Druck auf Regierung

Mit Blick auf die Wahlen in Kolumbien Ende Mai appellierten die Organisationen an die Bundesregierung, Druck auf die Regierung auszuüben. "Die Bundesregierung muss deutlich mehr Anstrengungen von Friedensnobelpreisträger Santos und der kommenden Regierung Kolumbiens fordern, den Schutz zivilgesellschaftlicher Aktivisten und Aktivistinnen zu gewährleisten und ihren Teil der Verpflichtungen zur Umsetzung des Friedensvertrages endlich zu leisten", sagte die Lateinamerika-Abteilungsleiterin von Misereor, Betina Beate.

Regierung und FARC hatten sich 2016 nach vierjährigen Verhandlungen auf ein Friedensabkommen verständigt. Im Rahmen dieses Prozesses zogen rund 7.000 Kämpfer in sogenannte Befriedungszonen um und übergaben dort ihre Waffen an die Vereinten Nationen. In dem jahrzehntelangen Konflikt zwischen Staat und Guerilla starben rund 300.000 Menschen; mehr als sieben Millionen weitere wurden zu Binnenflüchtlingen.

Am 27. Mai finden in Kolumbien Präsidentschaftswahlen statt. Nach zwei Amtszeiten darf Juan Manuel Santos nicht noch einmal zur Wiederwahl antreten. Santos wird im Anschluss an den Staatsbesuch auch auf dem Katholikentag in Münster erwartet, der unter dem Motto "Suche Frieden" steht.


Quelle:
KNA