Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 wandert die Familie nach Amsterdam aus. 1940 werden die Niederlande von der Wehrmacht besetzt, die jüdische Bevölkerung bekommt die deutsche "Rassenpolitik" zu spüren. Als Annes Schwester Margot im Juli 1942 einen Aufruf für den Transport in das Lager Westerbork erhält, taucht die Familie unter.
Gut zwei Jahre leben sie - zusammen mit der Familie van Pels und dem Zahnarzt Fritz Pfeffer - versteckt in einem Hinterhaus des Firmengebäudes von Otto Frank. Am 4. August 1944 werden sie verraten, von den Deutschen verhaftet und nach Auschwitz deportiert, wo die Mutter unmittelbar vor der Befreiung 1945 stirbt. Die beiden Töchter kommen noch 1944 in das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Dort sterben sie kurz nacheinander im März 1945 an Typhus.
"Liebe Kitty", beginnen Annes Einträge in ihr rot-weiß kariertes Tagebuch. Das Papier ersetzte dem Mädchen die Freundin, die sie nicht mehr hatte. "Ich hoffe, dass Du mir eine große Stütze sein wirst", schrieb sie. Anne begann ihre Aufzeichnungen an ihrem 13. Geburtstag, am 12. Juni 1942.
"Lesen, Lernen und Radio sind unsere Welt"
Die Briefe an Kitty spiegeln vor allem den Alltag der im Hinterhaus eingesperrten Notgemeinschaft. Der Tagesablauf der Bewohner war streng reglementiert. Für Toilettengänge und Hausarbeiten gab es feste Zeiten, denn es durften keine Geräusche nach außen dringen. Gestohlene Jugendjahre. "Lesen, Lernen und Radio sind unsere Welt", schrieb Anne. Einzige Altersgenossen waren ihre Schwester Margot und Peter van Pels.
Zur Sprache kommen Gedanken über Gott, Sexualität und Familie. Auch die unvermeidlichen Spannungen unter den Versteckten, die tägliche Angst vor Entdeckung. "Das englische Radio berichtet von Gaskammern", notierte Anne am 9. Oktober 1942. Zugleich gibt das Tagebuch auch Aufschluss über Annes persönliche Entwicklung und zeichnet ihren Weg nach, den sie sich zwischen Kindsein und Erwachsenwerden suchen musste.
Mehr als 800.000 Menschen besuchen jährlich das "Anne Frank Huis"
Ein Buch mit großer Wirkung: Übersetzt in einer Millionen-Auflage in mehr als 70 Sprachen. Mehr als 800.000 Menschen besuchen jährlich das zum Museum eingerichtete "Anne Frank Huis" an der Amsterdamer Prinsengracht. Die Beschäftigung mit dem Tagebuch der Anne Frank war und ist für viele Menschen die erste und oft auch einzige Auseinandersetzung mit dem Holocaust.
Kein Wunder, dass Holocaust-Leugner immer wieder behaupten, das Buch sei gefälscht. Als vermeintlicher Beweis muss die komplizierte Entstehungsgeschichte herhalten: Zunächst schrieb Anne die Briefe an Kitty nur für sich selbst. Im März 1944 entschloss sie sich aber, ein Buch über das Leben im Hinterhaus zu veröffentlichen, und überarbeitete ihre Eintragungen. Eine der Helferinnen, Miep Gies, verwahrte Annes Aufzeichnungen und übergab sie nach dem Krieg dem Vater Otto Frank. Er stellte aus beiden Manuskripten einen Text zur Veröffentlichung zusammen. Um die Vorwürfe der Rechtsradikalen zu entkräften, veröffentlichte das Institut für Kriegsdokumentation in Amsterdam 1988 eine textkritische Ausgabe, mit der die Echtheit des Tagebuchs belegt wird. Die heute vorliegende Buchversion ist vom Anne-Frank-Fonds in Basel, um gestrichene Passagen erweitert worden.
Anne Frank schrieb das berühmteste Tagebuch der Welt - vor 80 Jahren kam sie zur Welt
Die tägliche Angst vor Entdeckung
Vor 80 Jahren wurde Anne Frank geboren. Als Teenager schrieb sie das wohl berühmteste Tagebuch der Welt in ihrem Versteck im Hinterhaus an der Amsterdamer Prinsengracht 267. Das kurze Leben der Anne Frank ist schnell erzählt.
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