Anselm Grün sagte dies dem Schweizer Portal kath.ch (Sonntag). Die Kirche sei "ein Stück stehen geblieben in ihrer Moralvorstellung", vor allem zur Einstellung von Sexualität und geschlechtlicher Identität. "Da hat die Kirche ein sehr starres Bild.
Aber auch die Moral ist immer in Bewegung. Die Kirche darf sich nicht auf eine veraltete Moral festbeißen", forderte der Bestsellerautor aus der unterfränkischen Abtei Münsterschwarzach.
Synodaler Weg macht "Hoffnung"
Der Reformprozess Synodaler Weg von Bischöfen und Laien in Deutschland mache ihm "Hoffnung", weil einiges in Bewegung komme, sagte der Pater weiter. "Die Erneuerung der Kirche braucht immer zwei Pole, die parallel gehen müssen: strukturelle und spirituelle Erneuerung. Der Synodale Weg versucht die Strukturen zu wandeln, um eine lebendige Kirche zu sein."
Hinter der Ablehnung mancher Konservativer gegenüber Reformen in der Kirche stecke oft "eine Angst", über die man "vernünftiger" sprechen müsse, so der Ordensmann. "Manche versuchen mit dem Bremsen das Bisherige als die Hochform des Glaubens zu sehen." Doch Glaube bedeute auch immer, "sich auf den Weg zu machen".
"Leben heißt Wandlung"
"Natürlich muss die Kirche sich wandeln", hob der Pater hervor. "Leben heißt Wandlung." Wer sich der Wandlung verweigere, "der verstarrt", zitierte Grün den Schweizer Psychiater C. G. Jung. "Und die Kirche darf nicht erstarren, sondern muss lebendig bleiben, sich wandeln", forderte der Mönch.
An enttäuschte Kirchenmitglieder appellierte er, nicht den Mut zu verlieren. "Dass die Kirche momentan so ist, wie sie ist, darf betrauert werden. Aber die Frage ist, wofür könnte ich auch dankbar sein." So gebe es etwa die reiche liturgische oder spirituelle Tradition.
"Ich darf nicht alles abhängig machen von der Institution Kirche, sondern ich frage mich: Wie lebe ich meinen Glauben und wie finde ich Menschen, mit denen ich den Glauben vertiefen kann", riet der Benediktiner.