Anti-Apartheid-Streiter Buthelezi wird 90

Einer der letzten Protagonisten des schwarzen Kampfes

Viele sind nicht übrig. Nelson Mandela, Walter Sisulu, Oliver Tambo, Steve Biko, Winnie Madikizela - sie alle sind schon gegangen. Mangosuthu Buthelezi ist noch da - doch ist es still um den Freiheitskämpfer geworden.

Autor/in:
Markus Schönherr
Mangosuthu Buthelezi / © Finbarr O'Reilly (Reuters)
Mangosuthu Buthelezi / © Finbarr O'Reilly ( Reuters )

Mangosuthu Buthelezi, einer der letzten Protagonisten des schwarzen Freiheitskampfes gegen das Apartheid-Regime in Südafrika, wird an diesem Montag 90 Jahre alt. Trotz seines hohen politischen Profils ist Buthelezi bis heute eine der umstrittensten Persönlichkeiten des Landes.

Am 27. August 1928 wurde Buthelezi als Sohn eines traditionellen Chiefs und der Schwester des Zulu-Königs geboren. Der Stolz seines Stammes wird ihm in die Wiege gelegt; und auch seine spätere Politik sollte sich an den ethnischen Grenzen des Vielvölkerstaates orientieren. Seine Jugend ist geprägt von Stammesriten. Buthelezi wächst in KwaZulu-Natal auf, der traditionellen Hochburg des Zulu-Volkes.

Enger Freund Mandelas

Mit 20 Jahren besucht er das College von Fort Hare. Unter der weißen Minderheitsregierung fungiert diese Universität als eine Hochburg des schwarzen Widerstands. Nach Studentenprotesten wird Buthelezi der Schule verwiesen. Dasselbe Schicksal hatte auch Nelson Mandela (1918-2013) ereilt, den Buthelezi als einen "engen Freund und inspirierenden Führer" bezeichnete.

1951 beginnt Buthelezis wenig ruhmreiche politische Zeit, wegen der ihn seine Kritiker als "Marionette der weißen Regierung" abstempeln. 1976 wird er Ministerpräsident von KwaZulu-Natal und damit einer der wenigen schwarzen Profiteure der Apartheid. Wegen seiner antikommunistischen Haltung verliert er den Anschluss an andere Freiheitsbewegungen wie den Afrikanischen Nationalkongress (ANC).

Gewaltfreier gegen Apartheid

Der endgültige Bruch mit dem ANC folgt, als dieser den bewaffneten Kampf aufnimmt. Buthelezi steht für eine gewaltfreie Lösung der Rassentrennung; bereits 20 Jahre vor dem Ende der Apartheid entwirft er einen Plan zur nationalen Aussöhnung. "Er wird als wahrer Christ und Mann des Friedens in die Geschichte eingehen", sagte der letzte Apartheid-Präsident, Frederik Willem de Klerk.

1975 gründet Buthelezi die Inkatha Freedom Party (IFP), deren Mitglieder sich fast ausschließlich aus der Zulu-Ethnie rekrutieren. Zunächst gilt die Partei als Gegenstück zum ANC: gemäßigt, kapitalistisch, interessiert am politischen Dialog. Bald schon aber wirken Buthelezis Friedensbekundungen unglaubwürdig; IFP- und ANC-Anhänger prallen immer öfter aneinander.

Blutiger Bürgerkrieg

Während die Welt das Problem auf 2Schwarz gegen Weiß" reduziert, bricht in Südafrika ein Bürgerkrieg aus. Bei Kämpfen zwischen ANC, IFP und der Apartheid-Polizei kommen insgesamt rund 20.000 Menschen ums Leben. Buthelezi macht sich für eine Freilassung Mandelas stark, bleibt dem ANC aber feindlich gesonnen.

Der Profit der Zulus scheint ihm wichtiger als nationale Versöhnung, wie Mandela und de Klerk sie anstreben. Die ersten demokratischen Wahlen 1994 will Buthelezi boykottieren. Erst nachdem ihn Mandela und de Klerk überreden, entscheidet er, die Inkatha doch auf die Wahlzettel zu setzen. Diese Entscheidung verhindert weiteres Blutvergießen. Für die Partei geht sie jedoch nach hinten los: Die IFP erhält kaum Stimmen. Trotz ihrer Spannungen ernennt Mandela Buthelezi zu seinem Innenminister.

Zweiter Mann im Staat

Buthelezi fungiert gar als sein Vertreter, wenn Südafrikas erster frei gewählter Präsident auf Reisen ist. Nach dem Ende von Mandelas Amtszeit 1999 wird deutlich, dass der Versöhnungskurs Buthelezis nicht dem ANC als Partei galt, sondern Mandela persönlich. Die Beziehungen verschlechtern sich. Buthelezi verlässt die Regierung und verschanzt sich in Opposition.

Er wird einer der größten ANC-Kritiker, weist soziale Missstände im Land auf: "Man will euch glaubhaft machen, ihr seid frei. Aber ihr genießt keine freie Berufswahl, wenn es keine Jobs gibt, keine Reisefreiheit, wenn ihr euch die Fahrt nicht leisten könnt, und keine Lernfreiheit, solange das Bildungssystem versagt."

Bellender Hund - ohne Zähne

Auch in den vergangenen Jahren ist er als Führer der Inkatha-Partei noch ein bellender Hund geblieben - allerdings ohne Zähne. 2013 verlassen ihn drei führende Parteimitglieder, um dem ANC beizutreten. Sein Einfluss ist immer mehr geschwunden. Bei den Parlamentswahlen 2014 erreichte die IFP unter Buthelezi landesweit nur noch 2,4 Prozent der Stimmen.


Der ehemalige südafrikanische Präsident und Nobelpreisträger Nelson Mandela / ©  epa Hrusa (dpa)
Der ehemalige südafrikanische Präsident und Nobelpreisträger Nelson Mandela / © epa Hrusa ( dpa )
Quelle:
KNA