"Der Skandal im Fall Fernandez sind nicht seine fragwürdigen Texte zur Sexualität, die er als junger Priester verfasst hat", teilte Matthias Katsch am Dienstag in Berlin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit. Er ist der Sprecher der Initiative "Eckiger Tisch". Der eigentlich Skandal sei, dass da einer für dem Umgang mit tausenden Fällen von Kindesmissbrauch aus aller Welt verantwortlich sein soll, der selbst in eklatanter Weise im Umgang mit einem notorischen Täter und seinen Opfern als Bischof in seiner Heimat Argentinien versagt habe.
Katsch bezog sich auf einen Fall, der 2018 in Argentinien juristisch neu aufgerollt wurde. Kurz zuvor hatte Fernandez sein Amt als Erzbischof von La Plata angetreten. Er habe den Geistlichen zunächst gebeten, Kontakt zu Minderjährigen zu vermeiden, und dann, das Priesteramt nicht mehr öffentlich auszuüben, sagte Fernandez vergangenen Juli dem Online-Portal katholisch.de. Heute würde er früher drastischere Maßnahmen treffen.
Katsch kritisierte, Fernandez habe den Priester, der später Suizid beging, vor der Strafverfolgung geschützt. Er habe zudem bei der Beisetzung des Geistlichen den Gottesdienst geleitet und sich dabei auf die Seite des Mannes gestellt.
Kritik wegen 25 Jahre alten Werks
Papst Franziskus hatte seinen Landsmann vergangenen Sommer zum Präfekten des Glaubensdikasteriums im Vatikan ernannt. Derzeit steht Fernandez wegen des Buches "Die Mystische Passion – Spiritualität und Sinnlichkeit" in der Kritik. In dem rund 25 Jahre alten Werk vergleicht er spirituelle Erfahrungen mit einem Orgasmus. Zudem gibt er das sinnliche Liebesgedicht einer 16-Jährigen für Jesus Christus wider.
Das Glaubensdikasterium kümmert sich auch um die Verfolgung von Missbrauchstaten in der katholischen Kirche. Für diesen Teilbereich ist Fernandez anders als sein Vorgänger jedoch nicht mehr direkt zuständig.