Antisemitismusbeauftragter sieht ungewöhnliche Allianzen

"Ideologische Verzerrung"

Im Antisemitismus geeint sieht der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein Extremisten und auch protestierende Studierende an den Unis. Die würden übersehen, dass ihr Handeln Islamismus stärken kann und seien naiv.

Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus am 27.06.2023 in Berlin / © Bernd von Jutrczenka/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (dpa)
Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus am 27.06.2023 in Berlin / © Bernd von Jutrczenka/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ ( dpa )

Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat vor Verbrüderung einander eigentlich fern liegender Gruppierungen im Antisemitismus gewarnt. "Es gibt Allianzen zwischen Rechtsextremen und Linksextremen, zwischen  Islamisten und vermeintlich progressiven Gruppen", sagte er der Zeitung "Die Welt" (Freitag). 

Den Rechtsextremismus, Islamismus und türkischen Nationalismus vereine etwa die Ablehnung der Errungenschaften der modernen, westlichen Welt. Beispielsweise gehe es dabei um konservative Familienbilder, die Ablehnung von LGBTQ-Rechten oder Feminismus und den Hass auf Israel und die Juden, so Klein.

Simple Einteilung in Täter und Opfer 

Studierende und pro-palästinensische Unterstützer auf dem Campus der Yale University / © Ned Gerard (dpa)
Studierende und pro-palästinensische Unterstützer auf dem Campus der Yale University / © Ned Gerard ( dpa )

Klein zeigte sich schockiert über das Ausmaß der pro-palästinensischen Kundgebungen an Hochschulen. "Was an den Universitäten geschieht, lässt sich als eine fehlgeleitete Langzeitwirkung der sogenannten postkolonialen Theorie deuten, deren Vertreter häufig eine simple Einteilung in Täter und Opfer vornehmen, wobei sie in den Juden immer den Täter und in den Palästinensern grundsätzlich die Opfer sehen", so Klein. Diese Weltanschauung reiche mehr und mehr bis in die bürgerliche Mitte der Gesellschaft.

Klein warnte davor, dass junge Menschen mit diesen Positionen den Islamismus stärken. So begriffen Jugendliche die Konsequenzen ihres Tuns nicht und nähmen nicht wahr, instrumentalisiert zu werden. "Im Grunde sind sie naiv, so naiv, dass sie sich auf der moralisch richtigen Seite wähnen, was sie nicht sind." 

Klein sagte, auch ihm gehe das Leid der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen nahe. Es sei aber eine "ideologische Verzerrung", in den Israelis Täter zu sehen, nach allem, was am 7. Oktober geschah. Bei dem Angriff der islamistischen Hamas auf Südisrael am 7. Oktober 2023 wurden nach israelischen Angaben rund 1170 Personen getötet, die Mehrheit von ihnen Zivilisten. Seitdem gab es in Deutschland mehr Antisemitismus und entsprechende Straftaten.

Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung

Das Amt des Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus wurde 2018 eingerichtet und am Bundesministerium des Innern angesiedelt. Seit dem 1. Mai 2018 führt Dr. Felix Klein dieses Amt aus.

Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung: Felix Klein / © Rene Bertrand (dpa)
Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung: Felix Klein / © Rene Bertrand ( dpa )
Quelle:
KNA