Bevor Osterlämmer gebacken und Ostereier gesucht werden, verstummen Orgel und Glocken und die Lichter in den Kirchen verlöschen. Mit Palmsonntag beginnen die Christen die Karwoche und begehen sie bis Karsamstag. Das Wort "Kar" stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet "Trauer", "Klage" oder "Kummer" - was viele derzeit auch auf die aktuelle Situation beziehen. Fragen rund um einzelne Tage und Bräuche - und auch die Frage, was in Zeiten von Krieg und Corona-Krise anders ist.
Was ist der Palmsonntag?
Die Bibel berichtet, dass Jesus am Palmsonntag auf einem Esel reitend nach Jerusalem kam, um dort das jüdische Passahfest mitzufeiern. Die Menschen jubelten ihm zu. Daran erinnern die Feiern bis heute.
Was hat es mit den Palmen auf sich?
Laut biblischer Erzählung legten die Menschen in Jerusalem Palmzweige auf den Boden, damit der Esel mit Jesus nicht im Staub laufen musste.
Heute bringen Gläubige in Deutschland normalerweise meist Zweige von Buchsbäumen mit in die Palmsonntagsfeier und lassen sie segnen; oft verteilen die Gemeinden auch selbst Palmbuschen. Viele Menschen stecken die gesegneten Zweige dann zu Hause hinter ein Wandkreuz und bewahren sie für das Osterfeuer des Folgejahres auf - was wiederum auf frühere heidnische Osterbräuche zurückgeht.
Welche Rolle spielt der Esel?
In manchen Gemeinden ist es Brauch, am Palmsonntag einen lebendigen Esel auftreten zu lassen. Andere Orte spielen die Palmsonntagsgeschichte nach, zum Beispiel mit Holzfiguren. Theologen erklären, dass Jesus das Transportmittel bewusst gewählt habe: Als Fürsprecher der Armen kam er auf einem einfachen Esel statt auf einem edlen Ross. In manchen Gegenden wird das Familienmitglied, das am Palmsonntag als letztes aufsteht, als "Palmesel" bezeichnet.
Gibt es weitere Palmsonntagsbräuche?
Vor allem in einigen Gegenden Süddeutschlands finden zu "normalen" Zeiten feierliche Prozessionen durch den Ort statt, teils zu Pferd oder begleitet von figürlichen Darstellungen der Passionsgeschichte.
Zur wahrscheinlich größten Prozession versammeln sich Pilger in Jerusalem. Sie ziehen vom Ölberg durch das Löwentor in die Altstadt, wo in der Kirche Sankt Anna der Segen gespendet wird. In Teilen von Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg kommt der Palmhase, ein Vorbote des Osterhasen: Er bringt meist gekochte Eier und eine kleine Süßigkeit.
Woran erinnert der Gründonnerstag?
Der nächste Gedächtnistag in der Karwoche ist Gründonnerstag. An diesem Tag gedenkt die Kirche des letzten Abendmahls, das Jesus mit seinen Jüngern hielt. Im Gottesdienst verstummen Orgel und Glocken; nach der Messfeier werden Blumenschmuck und Kerzen abgeräumt. Der Name "Gründonnerstag" hat mit der Farbe übrigens nichts zu tun, sondern stammt vom althochdeutschen "Grunen" oder "Greinen", das "Weinen" bedeutet.
Warum ist der Karfreitag ein so wichtiger Tag?
Der Karfreitag erinnert an die Kreuzigung Christi. In der evangelischen Kirche gilt er als einer der höchsten Feiertage. Für Katholiken ist er einer der beiden Fast- und Abstinenztage neben dem Aschermittwoch. Auch die Tradition, freitags kein Fleisch zu essen, geht auf das Karfreitagsgeschehen zurück. Zudem handelt es sich um einen sogenannten stillen Tag, an dem verschiedene öffentliche Veranstaltungen verboten sind ("Tanzverbot").
In der Regel um 15 Uhr, zur überlieferten Todesstunde Jesu, erinnert ein Wortgottesdienst mit Kommunionfeier an das Leiden und Sterben Jesu. Mancherorts findet im Anschluss eine sogenannte Feier der Grablegung statt. Das "Heilige Grab" mit dem niedergelegten Kreuz ist dann bis zum Karsamstag für die Gläubigen zum Gebet zugänglich.
Wann endet die Karwoche?
Der letzte Tag der Karwoche ist der Karsamstag, der seit ein paar Jahren häufig fälschlicherweise als Ostersamstag bezeichnet wird. An diesem Tag finden keine Gottesdienste statt. Die Tage der Klage enden mit der Feier der Osternacht, die meist in den Abendstunden des Karsamstags gefeiert wird, manchmal auch in den frühen Morgenstunden des Ostersonntags. Die Zeitspanne zwischen der Messe vom Letzten Abendmahl am Gründonnerstag bis zum Ostersonntag wird in der katholischen Kirche auch als "die drei österlichen Tage" bezeichnet.
Und was ist anders in Zeiten von Krieg und Coronakrise?
2020 konnten gar keine öffentlich zugänglichen Gottesdienste, Feiern, Gebete und Prozessionen stattfinden. 2021 hatten Bund und Länder die Kirchen zu deren Überraschung gebeten, über Ostern erneut auf Präsenzgottesdienste zu verzichten. Die Kirchen wollten dies aber nicht tun und verwiesen auf ihre inzwischen bewährten Hygienekonzepte. Statt der totalen "Osterruhe" konnte wieder zumindest in eingeschränkter Form gefeiert werden.
Zugleich wurden zahlreiche Alternativen angeboten, um über Internet oder andere virtuelle Möglichkeiten eine Mitfeier zu ermöglichen. Viele Gemeinden verteilten vorab Osterkerzen oder kleine Ostertüten mit Kerzen, Süßigkeiten und Texten für die Osterfeier zu Hause.
In diesem Jahr ist vieles wieder möglich. Dennoch werden zahlreiche Gemeinden trotz aller Lockerungen weiterhin Alternativen zu den üblichen Feiern anbieten - etwa digital oder im Freien. Der Ukraine-Krieg wird in vielen Texten und Gebeten thematisch eine Rolle spielen.