DOMRADIO.DE: Die Kirchen stehen ja nicht erst seit gestern im Kölner Stadtteil Marienburg. Was genau bewegte den Anwohner jetzt zu seiner Beschwerde, die er aber nicht über Sie, sondern über eine örtliche Zeitung lanciert hat?
Prof. Dr. Walter Ameling (Kirchenvorstand in St. Matthias und Maria Königin, Pfarrgemeinden Köln am Südkreuz, Initiator der Aktion Friedensgeläut): Im Augenblick sieht es so aus, dass wir auf Aufforderung des Erzbistums Köln abends um 19 Uhr ein Friedensläuten für die Ukraine unternehmen.
Dieses Friedensläuten dauert sieben Minuten. Es ist am siebten Tag des Krieges begonnen worden, daher die Dauer von sieben Minuten. Dann läutet es vielleicht etwas aus, das sind dann acht Minuten.
Wir haben dieses Friedensläuten bisher, das in der Gemeinde durch ein ökumenisches Gebet und durch aktive Formen der Unterstützung ukrainischer Flüchtlinge durch die Gemeinde flankiert wird, über Ostern hinaus weiterlaufen lassen. Das ist sozusagen der Punkt, um den es geht.
Und ich muss vielleicht noch dazu sagen, dass trotz viel Nachsuchens in den Büros der Gemeinden keine Beschwerde des "Klägers" gefunden wurde, sodass wir wie der Ochs vorm Berg davorstanden und ganz überrascht waren, als wir die Meldung in der Zeitung gelesen haben.
DOMRADIO.DE: Das heißt, dem Anwohner, der seinen Unmut kundgetan hat und der laut Zeitung eine Fluglärm-Messstation gegenüber der Kirche hat, können sie gar nichts sagen, weil sie gar nicht wissen, wer das ist?
Ameling: Der Name stand in der Zeitung. Und er hat eine private Fluglärm-Messstation dort. Wenn er sich an uns gewendet hätte, hätte man ihm erklären können, worum es geht und was Sache ist. So fühlen wir uns etwas überrascht davon, dass wir nicht die ersten sind, die er angesprochen hat.
Es ging auch durch die Presse, dass dieses Friedensläuten für die Ukraine nach Möglichkeit im ganzen Erzbistum durchgeführt werden sollte. Es ist auch in vielen anderen Gemeinden und vielen anderen Gemeindeverbänden ebenfalls so gemacht worden.
Das ist eine schöne und eine wichtige Sache, auch wenn der praktische Nutzen vielleicht nicht an vorderster Stelle steht.
DOMRADIO.DE: Ein akustisches Zeichen, das eine Mahnung ist. Was kann das bewirken?
Ameling: Es ist wie alle solche Zeichen, wie auch eine Demonstration und ähnliches, erst einmal eine Erinnerung, dass wir die von diesem Krieg Betroffenen nicht vergessen dürfen. Wir beten in der Kirche für diese Leute, für die Ukraine, in der Regel jeden Sonntag während der Fürbitten. Es gibt mit der evangelischen Gemeinde hier ein gemeinsames ökumenisches Friedensgebet, das immer noch fortbesteht.
Bei all diesen Dingen können wir nicht wissen, ob es etwas bewirkt und was es bewirkt. Aber wir hoffen einfach, dass dadurch die Erinnerung jenseits der Pressemitteilungen etwas wachgehalten wird. Wir wollen auch daran erinnern, dass die Kirche und die Gemeinden hier versuchen praktische Hilfe zu geben.
DOMRADIO.DE: Würden Sie dem Herrn, der sich an dem Glockengeläut stört, empfehlen, sich einfach mal an Sie als Kirchengemeinde zu wenden?
Ameling: Es wäre sicher der erste Weg gewesen, sich an uns zu wenden. Wie gesagt, wir haben nichts in diese Richtung gefunden. Ich will gar nicht behaupten, dass das nicht irgendwo im Papierkrieg eines Pfarrbüros untergegangen ist.
Wir würden sicher versuchen können, das noch einmal zu erklären. Wir würden sicher auch sagen können, wie lange wir, jenseits der Frage, wie lange der Krieg noch geht, dieses Läuten projektieren werden. Ich könnte mir vorstellen, dass wir zu Pfingsten, dem nächsten Hochfest, mit dem Läuten aufhören könnten, nicht aber mit dem Gedenken in den Kirchen Sankt Matthias und Sankt Maria Königin im Kölner Stadtteil Marienburg.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.