Neue Entwicklungen in der Krise um das österreichische Bistum Gurk

Apostolischer Administrator eingesetzt

Papst Franziskus hat den Militärbischof Werner Freistetter zum Apostolischen Administrator der Diözese Gurk-Klagenfurt ernannt. Gurk-Klagenfurt ist damit direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt.

Finanzskandal: Das Bistum Gurk kommt nicht zur Ruhe / © Harald Oppitz (KNA)
Finanzskandal: Das Bistum Gurk kommt nicht zur Ruhe / © Harald Oppitz ( KNA )

Militärbischof Werner Freistetter (65) löst den Diözesan-Administrator Engelbert Guggenberger (66) an der Spitze der Diözese ab und soll diese leiten, bis ein neuer Bischof ernannt ist. Freistetter bleibt zugleich weiter Militärbischof.

Als Apostolischer Administrator fungiert er gleichsam als Stellvertreter des Papstes. Er führt die Amtsgeschäfte, bleibt aber dem Papst direkt zu Rechenschaft verpflichtet. Das kirchliche Neuerungsverbot während einer Sedisvakanz gilt grundsätzlich auch für einen Apostolischen Administrator. Es verhindert Entscheidungen, die den künftigen Bischof binden würden.

 

 

Verdacht der Steuerhinterziehung

In der von einem Finanzskandal erschütterten Diözese Gurk-Klagenfurt wird wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung bei einer Großspende ermittelt. Zudem gibt es Vorwürfe wegen angeblich fragwürdiger Personalentscheidungen sowie undurchsichtiger Vorgänge im Amts-, Führungs- und Lebensstil von Bischof Alois Schwarz, der die Diözese von 2001 bis Mitte 2018 leitete.

Dieser ist inzwischen Bischof von Sankt Pölten und weist die Vorwürfe kategorisch zurück. Das Gurker Domkapitel wählte Anfang Juli 2018 Guggenberger zum Administrator, um das Bistum bis zur Ernennung eines neuen Bischofs zu leiten.

Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner hatte im Auftrag des Papstes von Januar bis März das Bistum Gurk visitiert und sich ein umfassendes Bild der Lage gemacht. Lackner zog nach Abschluss der Visitation eine kritische Bilanz und sagte: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es zu keinen personellen Konsequenzen kommen wird." Die Diözese befinde sich in einer "Ausnahmesituation". Er habe während seiner Visitation viel zerrüttetes Vertrauen und Ängste bei Gläubigen und Mitarbeitern in Kärnten gespürt.

Bewertung der Ermittlungsergebnisse noch im Gang

Dauert die Zeit ohne Bischof länger als ein Jahr, so wird die Rechtsstellung des Diözesanadministrators in einigen Belangen gestärkt; er erhält weitere Vollmachten, etwa zur Ernennung von Pfarrern oder zur Besetzung diözesaner Ämter. Die Ernennung von Freistetter zum Apostolischen Administrator erfolgte nur wenige Tage, bevor Guggenberger diese erweiterten Befugnisse erhalten hätte.

Vatikansprecher Alessandro Gisotti teilte am Freitag mit, die Bewertung der Ermittlungsergebnisse sei noch im Gang. Es handele sich um eine "komplexe Angelegenheit".

Militärbischof Freistetter: "gewöhnt, Friedensprozesse zu begleiten"

Freistetter und Guggenberger kennen sich auch schon lange; sie studierten gemeinsam in den späten 70er Jahren in Rom. Der Wiener Theologe Paul Zulehner sagte dem ORF, er vermute rein rechtliche Gründe. Ein solcher Schachzug erscheine als Bestrafung Guggenbergers, so Zulehner. Er halte die Ablösung "für völlig unangemessen, weil Guggenberger eine exzellente Arbeit gemacht hat".

Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn lobte dagegen die Ernennung Freistetters als "eine gute Interimslösung auf dem Weg der Heilung in der Diözese Gurk". Er habe die Zusage des päpstlichen Nuntius und aus Rom, dass die Ernennung eines neuen Bischofs "zügig erfolgen wird".

Militärbischof Freistetter komme "nicht mit schweren Waffen nach Kärnten, sondern ist von seiner fachlichen Qualifikation und Erfahrung gewöhnt, Friedensprozesse zu begleiten", sagte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz der Presseagentur Kathpress.


Quelle:
KNA