Drei Monate Militärgewalt in Myanmar

Appell des Papstes

Zum Beginn des vierten Monats der Militärdiktatur haben in Myanmar Zehntausende Menschen bei Demonstrationen am Sonntag zu einer "Frühlingsrevolution" aufgerufen. Papst Franziskus warb erneut für ein Ende der Gewalt in Myanmar.

Autor/in:
Michael Lenz
Proteste gegen Militärputsch in Myanmar / © Dita Alangkara (dpa)
Proteste gegen Militärputsch in Myanmar / © Dita Alangkara ( dpa )

In der Metropole Yangon gab es erstmals seit längerer Zeit wieder große Straßendemonstrationen vorwiegend junger Leute, wie örtliche Medien berichteten. In Rom warb Papst Franziskus erneut für eine friedliche Einigung in Myanmar. Alle Verantwortlichen sollten "den Mut finden, den Weg von Begegnung, Versöhnung und Frieden zu gehen".

Gewalt gegen die Demonstranten

Die Massenproteste der ersten Wochen nach dem Militärputsch vom 1. Februar waren angesichts des gewaltsamen Vorgehens der Sicherheitskräfte gegen die Demokratiebewegung zuletzt durch tägliche kleinere Aktionen und Flashmobs ersetzt worden. Neben Yangon waren am Sonntag Mandalay sowie die Stadt Kyaukme im Shan-Staat Schwerpunkte der Kundgebungen.

Armee und Militär gingen laut Medienberichten wieder überall mit Gewalt gegen die Demonstranten vor. Mindestens drei Menschen wurden bei Demonstrationen in den Städten Hsipaw und Wetlet erschossen. Seit dem Putsch wurden nach Angaben der Hilfsorganisation "Assistance Association for Political Prisoners - Burma" (AAPPB) insgesamt 759 von Sicherheitskräften getötet. Die Junta weist diese Zahl zurück und hat die AAPPB zu einer kriminellen Organisation erklärt. Die Junta spricht von 258 getöteten Demonstranten sowie von 17 Polizisten und 7 Soldaten, die bei Einsätzen gegen die Widerstandsbewegung ums Leben gekommen seien.

Warnungen vor wirtschaftlichen und sozialen Folgen

Das Weltentwicklungsprogramm (UNDP) warnte unterdessen vor einem wirtschaftlichen und sozialen Kollaps Myanmars. Bis Anfang 2022 könnten rund 25 Millionen der 55 Millionen Einwohner in Armut leben. Zwischen 2005 und 2017 sei Myanmar eine Halbierung der Armutszahlen gelungen, sagte UNDP-Chef Achim Steiner in einem Report über "Covid-19, Staatsstreich und Armut" in Myanmar. Die Probleme der vergangenen zwölf Monate gefährdeten viele der "hart erarbeiteten Erfolge". Ohne funktionierende demokratische Institutionen drohe dem Land "ein tragischer und vermeidbarer Rückfall auf ein Armutsniveau, das man seit einer Generation nicht mehr gekannt hat".

Das UN-Ernährungsprogramm WFP befürchtet, dass in den kommenden sechs Monaten zusätzliche 3,4 Millionen Menschen in Myanmar Hunger leiden werden. Immer mehr Menschen hätten durch die politischen Unruhen ihre Arbeit verloren und könnten sich keine Lebensmittel mehr leisten, warnte die Organisation zuletzt. Sie äußerte sich zum Start ihrer Lebensmittelhilfskampagne in den ärmeren Vierteln der großen Städte sowie in den von Milizen ethnischer Minderheiten kontrollierten Regionen. Dorthin sind viele Menschen vor der Gewalt der Armee geflohen.

Machtübernahme durch das Militär

Das Militär hatte am 1. Februar wenige Stunden vor der konstituierenden Sitzung des neuen Parlaments wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten bei der Wahl die Regierung von Staatsrätin Aung San Suu Kyi gestürzt und das Parlament aufgelöst. Suu Kyi befindet sich seitdem in der Hand des Militärs und sieht sich einer Reihe von Anklagen gegenüber.


Papst Franziskus / © Alessandra Tarantino/AP (dpa)
Papst Franziskus / © Alessandra Tarantino/AP ( dpa )
Quelle:
KNA
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