Dabei betonte Franziskus, unter Christen habe jede Gemeinschaft etwas für die anderen beizutragen. Je mehr es gelinge, über Eigeninteressen hinauszublicken und das Erbe der Vergangenheit zu überwinden, desto selbstverständlicher ließen sich diese Gaben erkennen, annehmen und teilen.
Ausgegrenzte und verfolgte Christen
An der Vesper in der Basilika Sankt Paul vor den Mauern nahmen Metropolit Gennadios von Sassima als Gesandter des Ökumenischen Patriarchats Konstantinopel und Bischof Ian Ernest als Vertreter von Anglikaner-Primas Justin Welby zusammen mit Angehörigen zahlreicher anderer Konfessionen teil. Zu Beginn der Feier stiegen Franziskus, Gennadios und Ernest zum Grab des Apostels Paulus hinab, um dort in Stille zu beten.
Papst Franziskus erinnerte in seiner Ansprache besonders an ausgegrenzte und verfolgte christliche Gemeinschaften. Oft seien es die Schwächsten, die die wichtigste Botschaft der Hoffnung brächten. Auch materiell arme Kirchen könnten "kostbare Botschaften zum Wohl aller schenken". Ihre gelebte Liebe zu Gott und dem Nächsten biete eine Lehre für die gesamte Christenheit.
Immer ein Teller Suppe ...
Der Papst rief die Christen auf, gastfreundlicher zu sein, vor allem gegenüber Glaubensgeschwistern und unter den verschiedenen Konfessionen. Nach altem Brauch solle es "immer einen Teller Suppe für den Freund auf der Durchreise oder den Bedürftigen, der anklopft", geben.
Die Gebetswoche für die Einheit der Christen wird weltweit von Angehörigen aller Konfessionen vom 18. bis zum 25. Januar begangen. Zentrales Thema in diesem Jahr war die Gastfreundschaft. Die Gebetstexte zu dem Motto "Sie waren uns gegenüber ungewöhnlich freundlich" aus der Apostelgeschichte wurden von Christen aus Malta vorbereitet.
Gemeinsames Zeugnis des Glaubens
Zum Auftakt der ökumenischen Gebetswoche vor einer Woche hatte Papst Franziskus ausdrücklich zum konfessionsübergreifenden Einsatz für Flüchtlinge aufgerufen. Gastfreundschaft gehöre zum gemeinsamen Zeugnis des Glaubens, sagte er vor einer lutherischen Delegation aus Finnland. Christus begegne den Gläubigen "in den Menschen, die im Leben Schiffbruch erlitten haben, im buchstäblichen oder übertragenen Sinn".
Auch in seiner Generalaudienz vergangene Woche nannte er Gastfreundschaft eine "wichtige ökumenische Tugend". Christen machten damit ihren Mitbürgern deutlich, dass Gott alle Menschen liebe und jeder Einzelne für ihn kostbar sei. Auch die Aufnahme von Migranten anderer Konfessionen sei ein "Geschenk" für die eigene Kirche.