Appell zu Waffenstillstand während orthodoxem Osterfest

"Bomben für einen Moment zum Schweigen bringen"

Der Ökumenischen Rat der Kirchen ruft den Patriarchen Kyrill I. dazu auf, sich für eine Feuerpause im Ukraine-Krieg einzusetzen. Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche solle das bevorstehende orthodoxe Osterfest schützen.

Gedeckter Altar einer Orthodoxen Kirche der Ukraine in Berlin / © Jannis Chavakis (KNA)
Gedeckter Altar einer Orthodoxen Kirche der Ukraine in Berlin / © Jannis Chavakis ( KNA )

Kyrill I. solle sich öffentlich dafür stark machen, dass die Waffen wenigstens während der Auferstehungsgottesdienste schweigen, heißt es in einem am Dienstagabend in Genf veröffentlichten Brief des geschäftsführenden ÖRK-Generalsekretärs Ioan Sauca an Kyrill.

Spekulationen über Angriffe auf Osternachtsfeiern

"Mir ist bewusst, dass es nicht in Ihrer Macht und Autorität liegt, den Krieg zu beenden oder diejenigen zu beeinflussen, die über solche Entscheidungsbefugnisse verfügen", schreibt Sauca. "Aber die Gläubigen warten auf ein tröstendes Wort Eurer Heiligkeit. Sie denken, wenn Sie als geistiger Vater von so vielen Millionen orthodoxen Christen in Russland und der Ukraine eine öffentliche Erklärung und Bitte abgeben, könnte das eine Wirkung haben."

Orthodoxe und griechisch-katholische Christen in der Ukraine, in Russland und in anderen Teilen der Welt bereiteten sich auf das wichtigste Fest im Kirchenjahr vor, so Sauca weiter. Zugleich machten Nachrichten die Runde, wonach geplant sei, Kirchen während der Osternachtsfeiern anzugreifen "und noch mehr Terror, Angst, gegenseitige Anschuldigungen und Dämonisierung zu verbreiten".

Da die orthodoxe Kirche der Kalenderreform unter Papst Gregor XIII. im Jahr 1582 nicht folgte, feiern Ost und West zumeist an unterschiedlichen Terminen. In diesem Jahr fällt das orthodoxe Osterfest auf den 24. April.

Bomben zum Schweigen und Glocken zum Klingen bringen

Kyrill könne mit einem Aufruf zu einem Waffenstillstand dazu beitragen, "die Bomben und Raketen für einen Moment zum Schweigen zu bringen und stattdessen den triumphalen Klang der Kirchenglocken und den freudigen Gesang der Gläubigen zu hören", mahnt Sauca. Darüber hinaus könne ein solcher Schritt beweisen, dass ein dauerhafter Frieden möglich sei.

Der geschäftsführende ÖRK-Generalsekretär hatte sich bereits Anfang März schriftlich an Kyrill I. gewandt. Damals bat er den russisch-orthodoxen Patriarchen darum, sich für ein Ende des Krieges einzusetzen. In seiner Antwort erneuerte Kyrill seine Sicht auf die Dinge. Er sei fest davon überzeugt, dass die Urheber des Konflikts "nicht die Völker Russlands und der Ukraine sind, die aus einem Kiewer Taufbecken stammen, durch gemeinsamen Glauben, gemeinsame Heilige und Gebete vereint sind und ein gemeinsames historisches Schicksal teilen". Schuld sei vielmehr der Westen.

Ökumenischer Rat der Kirchen

Ökumenischer Rat der Kirchen (Weltkirchenrat, ÖRK)
Rom (KNA) Dem Ökumenischen Rat der Kirchen (Weltkirchenrat, ÖRK) gehören derzeit 352 protestantische, anglikanische, orthodoxe und altkatholische Kirchen sowie kirchliche Gemeinschaften in mehr als 110 Ländern an. Sie repräsentieren nach eigenen Angaben weltweit rund 580 Millionen Christen.

Papst Franziskus besucht Weltkirchenrat / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus besucht Weltkirchenrat / © Paul Haring ( KNA )
Quelle:
KNA