Appelle zu Hilfen für Flüchtlinge und Einsatz für den Frieden

Christen feiern Ostern

Zum Osterfest haben die deutschen Bischöfe in Deutschland zur Hilfe für Flüchtlinge und Einsatz für den Frieden aufgerufen. Die Stimmen hier im Überblick.

 (DR)

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, lehnte eine Lockerung des Sterbehilfeverbots ab. Dies wäre "ein Signal in die falsche Richtung", sagte er am Sonntag im Deutschlandfunk. "Eine direkte Tötung des Menschen ist nicht möglich." Allerdings gestand der Kardinal zu, dass in extremen Einzelfällen neu überlegt werden könne. Dabei sei es etwa eine lange Lehre der Kirche, "schmerzlindernde Mittel auch dann, wenn sie sogar das Sterben befördern, anzuwenden". Die Begleitung von Schwerstkranken und Sterbenden bezeichnete der Münchner Erzbischof als eine zentrale Aufgabe der Christen heute.

Vor Dammbrüchen in der Bioethik und einer Freigabe von aktiver Sterbehilfe hat auch der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen gewarnt. In seiner Osterpredigt am Sonntag im Fuldaer Dom sagte Algermissen, bei aktiver Sterbehilfe gehe es keineswegs darum, Menschen beim Sterben zu helfen, sondern "ganz bewusst und gezielt darum, ihren Tod herbeizuführen".

Christen müssten sich für eine "intensivste Sterbebegleitung" einsetzen, mahnte der Bischof. Dazu gehörten medizinische, pflegerische, soziale und seelsorgliche Begleitung von Sterbenden. "Es ist sehr hilfreich, an der Hand eines anderen Menschen zu sterben, nicht aber durch dessen Hand", sagte Algermissen.

Auch bei Debatten im Bereich Bioethik sollten Christen klare Position beziehen, wenn Grundsätze gefährdet seien: "Christen dürfen zwar keine Friedensstörer sein, müssen sich aber dort massiv als Störenfriede betätigen, wo immer die Mächte des Todes am Werk sind", so der Bischof.

Der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff kritisierte in diesem Zusammenhang scharf das neue belgische Sterbehilfegesetz. Er sprach von einem "Verbrechen der Tötung von schwer kranken Kindern, denen sogar die Würde der Selbstbestimmung genommen wird".

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck forderte eine neue Willkommenskultur für Flüchtlinge. Deutschland müsse Armutsflüchtlinge, Kriegsflüchtlinge, Religionsflüchtlinge und Gewissensflüchtlinge aufnehmen, sagte er. Zugleich zeigte er sich besorgt über "gefährliche Stammtischparolen und Abschottungstendenzen" in der Bundesrepublik. "Es gibt eine zunehmende Angst nicht weniger in unserem Land, die von Überfremdung reden - ein gefährliches Wort - und dann nach Identität durch Abschottung suchen", sagte Overbeck.

Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode übte ebenfalls scharfe Kritik an der Flüchtlingspolitik der EU. Europa sei zu einer Festung geworden, sagte er im Osnabrücker Dom. Die Hoffnungen der Flüchtlinge zerschellten "oft schon vor den ersten Festungsringen, etwa in Italien", so Bode mit Blick auf die Flüchtlingsinsel Lampedusa.

Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hat in seiner Predigt am Ostersonntag zur persönlichen Begegnung mit dem auferstandenen Jesus aufgerufen. Dies gehöre zentral zum Glaubensweg eines jeden Christen, sagte Lehmann im Mainzer Dom. Er erinnerte an die "Apostolin" Maria von Magdala, die nach der biblischen Überlieferung (Johannes 20, 1-18) am Ostermorgen dem Auferstandenen im leeren Grab begegnete.

Entscheidend sei, dass die Begegnung vom Herrn ausgegangen sei. Damit sei Jesus "in unsere reale, vertraute Welt" gekommen, hob der Mainzer Bischof hervor. Dies sei für den Glaubensweg sehr wichtig. "Der Auferstandene ist und bleibt der Gekreuzigte und behält auch die Wundmale an seinem Leib. Er kennt unsere Welt und flieht nicht vor ihr, wie die vielen Himmelfahrtsgeschichten der Alten Welt von Göttern und Halbgöttern erzählen."

Bedeutend sei schließlich auch, sagte Lehmann, dass mit Maria von Magdala eine Frau zur Erstverkündigung zu den Jüngern geschickt worden sei. "Johannes gibt uns mit dieser Erzählung eine wichtige Lehre. Aber es ist ja Jesus, der uns dies sagt."

Der Kölner Weihbischof Manfred Melzer erinnerte am Ostersonntag beim Pontifikalamt im Kölner Dom an das Leid der Mütter und Väter, die in Südkorea um ihre bei dem Fährunglück verlorenen Kinder weinten. Er würdigte wie Lehmann die Rolle von Maria von Magdala. Sie sei die erste gewesen, die die Osterbotschaft verkündete. Die Jünger seien verschwunden gewesen, die Frau aber sei da gewesen. Die österliche Botschaft nach Johannes beginne nicht nur mit Freude, sondern auch mit Tränen, so Melzer. Dass Männer nicht weinen dürften, sei "Blödsinn", auch wenn nur von den Tränen der Maria die Rede sei und nicht von denen der Jünger. Tränen seien das Grundwasser der Seele, bei Trauer und auch bei Freude, so der Weihbischof im Kölner Dom. Melzer fragte, ob Menschen, die das Weinen verlernt hätten, sich noch richtig freuen könnten. Vielleicht seien sie nur vertrocknet. Die Botschaft er Auferstehung Christi sei es, dass sich bittere Tränen in Freudentränen wandeln könnten.

Der Limburger Weihbischof Thomas Löhr rief die Christen zum Engagement für den Frieden auf. Zum Kern des Osterglaubens gehöre das Vertrauen in die Liebe Gottes. "Diese Liebe gilt zugleich den Menschen, die sich nach einem Wort der Zuversicht und der Liebe sehnen", sagte Löhr im Limburger Dom.

Ostern bedeutet für den Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst den Sieg der Liebe Gottes über Hass, Gewalt und Tod. Mit der Auferweckung habe Gott sein Siegeszeichen für das Leben errichtet, so Fürst am Ostersonntag im Stuttgarter Dom Sankt Eberhard. Der Auferstandene Christus stehe besonders für die ein, "die sich am Ende fühlen".

Weiter sprach der Bischof von einer österlichen Hoffnung für Flüchtlinge aus südlichen Ländern, die von Not getrieben in Europa Zukunft suchten. Deren erschreckende Situation sei für Europa ein Karfreitag. Hoffnung auf Leben wachse, wenn Menschen in Deutschland das Leid der Notleidenden milderten. Fürst betonte, Ostern bedeute eine neue Werteordnung für das Miteinander. Gott habe die Leidenden "an die Spitze der Werteskala gesetzt". Wer gegen scheinbar alternativlose Vorgaben Menschen bedingungslos liebe, sei mit Christus bereits zu neuem Leben auferstanden.

Die Auferstehung Jesu ist nach Auffassung des Münsteraner Bischofs Felix Genn ein Zeichen der Liebe Gottes. "In der Auferweckung Jesu hat Gott es mit seiner Liebe geschafft, den Tod endlich zu überwinden", sagte Genn in seiner Predigt am Ostersonntag im Münsteraner Dom. Gott sei ein liebender Gott, der sich um die Menschen sorge. "Dank der Auferstehung der Liebe in Jesus Christus können wir tatsächlich gut sein, lieben, dem Tod standhalten."

Der Glaube sei das Bekenntnis zum liebenden Gott, sagte Genn. Jesus stehe mit seiner ganzen Person, mit der Mächtigkeit seines Wortes und seiner Taten für dieses Bekenntnis ein. Dafür gehe Jesus sogar in den Tod. Seine Auferstehung sei "gewissermaßen der Todesknacker" und "die Rettungstat Gottes schlechthin", erklärte der Bischof.

Jesus nachzufolgen bedeute, dem "Guten, der Barmherzigkeit, der Liebe und Gewaltlosigkeit Raum zu geben anstatt der Vergeltung, der Rache und dem Hass". So zu handeln, sei die entscheidende Substanz, die eine Welt des Friedens aufbaue.

Der Paderborner Erzbischofs Hans-Josef Becker hat an Ostern die Bedeutung des österlichen Bildes der Auferstehung für die Christen hervorgehoben. Die Auferstehung, die jedem Menschen nach dem Tode verheißen ist, stehe im scharfen Kontrast zum Anspruch des Menschen, selbst über das Leben verfügen zu können, sagte er am Ostersonntag im Paderborner Dom. "Es gibt ein Leben, das nicht aus der menschlichen Macht und Mache kommt, nicht aus dem Zugriff selbstmächtiger Verfügung über die biologischen Gesetzmäßigkeiten."

Keine menschlichen Aktionen führten vom Grab zum Leben, führte Becker aus. Auferstehung sei weder zu haben als Produkt der "Evolution", noch in der Natur und erst recht nicht im Labor. Keiner könne sich die Auferstehung erwerben, keiner könne sie für sich herbeiführen, nicht einmal durch gute Werke. "Wir bekennen und stehen dazu: Hier geht es um ein Geschenk, um das Geschenk der Liebe Gottes. Nur als Geschenk Gottes ist das Leben unsterblich."

Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle hat dazu aufgerufen, Glaubenszweifel auszuhalten und sich durch sie nicht vom Weg des Christentums abbringen zu lassen. "Zweifel und Unsicherheit gehören zu Ostern", sagte er am Ostersonntag in Hildesheim. Wie schon bei den ersten Zeugen der Auferstehung gebe es für Christen auch heute immer wieder Zeiten im Leben, in denen man nicht so einfach Ja sagen könne zu diesem Wunder. "Das Vertrauen in das Leben nach dem Tod, das Christus schenkt, muss auf einem langen Weg wachsen."

Es gebe immer wieder "Augenblicke, Stunden, Tage, Jahre, vielleicht sogar ganze Abschnitte des Lebens, in denen wir einfach nicht Ja zur Auferstehung sagen können", so der Bischof. Als Beispiele nannte er den Tod eines geliebten Menschen, Kriege, Vertreibungen und Foltern. "Vielleicht auch bei schrecklichen Katastrophen wie der vor der koreanischen Küste", fügte Trelle hinzu. Es komme vor allem darauf an, ehrlich zu sein. Zweifel und Angst müssten durchgestanden werden. "Aber Gott lässt auch niemanden versinken, der sich ausstreckt nach der Planke, die uns rettet aus dem Schiffbruch dieser Welt", so Trelle.

Erzbischof Robert Zollitsch hat zu mehr Solidarität mit Armen und Schwachen aufgerufen. Der christliche Osterglaube befähige zum Einsatz für eine gerechtere Welt, sagte Zollitsch am Ostersonntag im Freiburger Münster. "Wir wissen, dass wir in Deutschland und ganz Westeuropa über unsere Verhältnisse leben - auf Kosten der kommenden Generationen und der Ärmsten der Armen dieser Erde."

Das Wissen über die Zusammenhänge zwischen Billigprodukten und der unwürdigen Ausbeutung von Arbeitskräften müsse zu Änderungen im Handeln jedes einzeln führen, sagte Zollitsch. "Uns allen ist klar, dass wir uns einschränken und sparen müssen."

Zugleich mahnte der Erzbischof, nicht nur nach materiellem Wohlstand zu streben. Eine Fixierung auf Materielles lasse den Blick für die geistigen Werte verblassen. "Was helfen auf der ganzen Welt verteilte
500 Freunde im sozialen Netzwerk, wenn mir in Zeiten von Krankheit und Traurigkeit niemand die Hand hält und unter die Arme greift?", so der Erzbischof.

Für den Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke ist jeder einzelne aufgerufen, Verkünder der Auferstehung zu sein. Die Osterbotschaft brauche "Gesichter, um die Herzen der Menschen zu gewinnen", sagte er in seiner Predigt am Ostersonntag im Eichstätter Dom. Nur so sei es möglich, Menschen in großem seelischem Leid oder in bedrohlicher Krankheit, Menschen mit schwerer Schuld oder Opfer von Hass und Gewalt eine Tür zum Leben zu eröffnen. Ostern sei gleichsam das "Fest der offenen Tür ins neue Leben".

Die gute Nachricht von Jesu Auferstehung und dem Beginn eines neuen Lebens verbreite sich aber nicht von selbst, meinte der Eichstätter Bischof. Die Osterbotschaft könne auch nicht wie eine Geschichtsvorlesung weitergegeben werden. Sie lebe vielmehr von der Zeugenschaft der Christen heute. Am Ostermorgen waren zunächst die Frauen die ersten Künder der Auferstehungsbotschaft, später dann die Jünger. Heute liege es an uns, diese Kette fortzusetzen. Jesu Auferstehung müsse durch Wort und Leben verkündet werden. "Oder aber es herrscht Grabesstimmung um mich, in der Kirche, in der Welt."

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den kirchlichen Einrichtungen rief Hanke dazu auf, der Osterbotschaft Gesicht und Gestalt für das Heute zu geben. Nicht die hohe fachliche Kompetenz legitimiere die Strukturen, Aktionen und Institutionen, "sondern die lebendige und darin spürbare Zeugenschaft für den Auferstandenen." So könnten sie Räume eröffnen, die einladen, dem Auferstandenen zu begegnen.

Mit der Auferstehung Jesu verliert der Tod nach den Worten des Würzburger Bischofs Friedhelm Hofmann seinen Schrecken. Das Faktum der Verlorenheit sei zugunsten des "in Gott Aufgehobenseins" in Leben verwandelt worden, predigte Hofmann im Würzburger Dom. Zugleich räumte er ein, dass die Auferstehung nicht wissenschaftlich beweisbar sei. Bei vielen bleibe wegen des "unösterlichen Elends" in der Welt ein bohrender Zweifel. Dort, wo Christen ihr Denken und Verhalten im Blick auf den Auferstandenen positiv veränderten, mache sich jedoch schon jetzt Auferstehung bemerkbar.

Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann warnte mit Blick auf die Situation in der Ukraine vor einem neuen Kalten Krieg. "Wir beten für die Menschen in der Ukraine und hoffen auf eine friedliche Lösung des Konflikts."

Nach den Worten des Berliner Kardinals Rainer Maria Woelki ist Ostern "die Antwort des christlichen Glaubens auf die Provokation des Todes". Nicht der Tod, sondern die Auferstehung sei das "Schlusskapitel" jeder Lebensgeschichte.

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige ermunterte dazu, trotz des permanten Leids in der Welt nicht gegenüber der christlichen Botschaft abzustumpfen. Ihn selbst machten "die Schicksale einiger mir gut bekannter und vertrauter Menschen fast sprach- und hilflos", sagte Feige in Magdeburg. Die christliche Hoffnung leugne weder Elend noch Krieg noch den Tod. Sie setze vielmehr tiefer an, gehe an die Wurzel und sei darin im wahrsten Wortsinn "radikal".

Der Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke rief zum Engagement für das Leben auf. "Ostern rechtfertigt niemals eine Vertröstung auf das Jenseits", sagte Hauke im Radiosender "MDR Thüringen". Der Osterglaube verlange "nach einem konkreten Einsatz für eine menschenwürdige Existenz aller Erdenbürger". Jedes Menschenleben sei von Anfang bis zum Ende schützenswert. Das gelte sowohl für das körperliche wie das seelische Wohl.

Dresdens katholischer Bischof Heiner Koch ermunterte die Christen in Minderheitssituationen, die Begegnung und das Gespräch mit nicht Gläubigen zu suchen. Er erlebe unter den Konfessionslosen eine große Wertschätzung für die Kirche und die Christen. Diese sei sogar oft größer als in Westdeutschland, schilderte Koch seine Eindrücke.

(epd, KNA, dpa, domradio.de)