Das spätrömische Palästina hat nach Einschätzung zweier israelischer Archäologen einen schnellen und kraftvollen Übergang von heidnischen Kulten zum Christentum erlebt. Grabungen in Nordisrael belegten, dass viele Dörfer in Galiläa bereits im fünften Jahrhundert über mindestens eine Kirche und einen Bischof verfügten, so Mordechai Aviam und Jacob Aschkenasi vom Kinneret-Institut für Galiläische Archäologie laut Bericht der Tageszeitung "Haaretz" (Sonntag).
Wohlhabende Gemeinde
Die beiden Forscher legten laut Bericht eine bisher unbekannte Kirche in Galiläa frei. Bereits früher entdeckten sie zwei weitere Kirchen. Alle drei seien mit aufwendigen Bodenmosaiken verziert gewesen. Dies deute auf eine wohlhabende Gemeinde hin.
Zu den Funden der Archäologen zählen ferner sieben Inschriften, darunter die mit einer Länge von fünf Metern größte in der Region bekannte Inschrift mit dem Namen des Bischofs von Tyrus, Irenäus, sowie weiteren Namen örtlicher Bischöfe und Spender. Die Namen deuteten darauf hin, dass es sich bei den Christen um Konvertiten mit syrischen und phönizischen Wurzeln handele. Jüdische Namen seien nicht unter den Genannten.
Erste Bischöfe
Die mit dem Entstehungsdatum August und September 445 versehene Inschrift ist laut den Archäologen ein Beleg, dass bereits 115 Jahre nach der Annahme des Christentums im römischen Reich entfernte Dörfer in Galiläa über Bischöfe verfügten.
Zu den Funden zählt laut Bericht eine Steininschrift mit dem Frauenname Sausen (Susanne). "Überraschend ist, dass sie nicht zusammen mit einem Ehemann erwähnt wird. Sie ist eine unabhängige Frau, die Geld für die Kirche gestiftet hat, was einiges aussagt über das Leben in dem galiläischen Dorf", so Aviam gegenüber der Zeitung.