Armenische Kirche fordert deutsche Hilfe für Bergkarabach

Rund 120.000 Menschen eingeschlossen

Der Bischof der armenisch-apostolischen Kirche in Deutschland, Serovpe Isakhanyan, hat vor einem Völkermord in Bergkarabach gewarnt. Der Geistliche wandte sich mit einer konkreten Forderung an die Bundesregierung.

Konflikt um Bergkarabach spitzt sich zu / © David Ghahramanyan/NKR InfoCenter PAN Photo/AP (dpa)
Konflikt um Bergkarabach spitzt sich zu / © David Ghahramanyan/NKR InfoCenter PAN Photo/AP ( dpa )

Am Freitag forderte der Bischof Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) auf, "sich mit konkreten Schritten für eine sofortige Öffnung des Latschin-Korridors und den Schutz der Armenier in Bergkarabach" einzusetzen.

Zuletzt hatte auch Baerbock eine Öffnung des einzigen Zugangs zur mehrheitlich armenisch besiedelten Enklave in Aserbaidschan gefordert. Seit Monaten ist das Gebiet abgeriegelt, seit Mitte Juni werden auch keine Hilfslieferungen mehr durchgelassen.

Konflikt um Bergkarabach / © Gilles Bader (dpa)
Konflikt um Bergkarabach / © Gilles Bader ( dpa )

Bischof Serovpe Isakhanyan kritisierte die bisherige Haltung der Bundesregierung. Eine Äußerung des Regierungssprechers Steffen Hebestreit, die den Genozid-Begriff als "Kampfbegriff" und "Propaganda" in Zusammenhang mit Bergkarabach bewertete, erinnere viele Armenier an die Tatenlosigkeit des Deutschen Reiches während des Ersten Weltkrieges, "als man die Vernichtung der Armenier hinnahm, um das Kriegsbündnis mit dem Osmanischen Reich nicht zu gefährden", so die Mitteilung der armenischen Diözese weiter.

Warnung vor Genozid

Mittlerweile warnen zahlreiche Experten und Organisationen, wie Luis Moreno Ocampo, ehemaliger Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes, vor einem Genozid an den christlichen Armeniern in Bergkarabach. Nach Angaben des Außenministers der völkerrechtlich nicht anerkannten "Republik Arzach", Sergey Ghazaryan, sind 95 Prozent der Bevölkerung bereits unterernährt.

Grundnahrungsmittel und medizinische Güter sind Berichten zufolge für die rund 120.000 eingeschlossenen Armenierinnen und Armenier, darunter auch bis zu 30.000 Kinder, kaum noch vorhanden. Lokale Medien berichten seit Mitte August von ersten Hungertoten.

Konflikt um Bergkarabach: Macron kündigt diplomatische Initiative an

Um die humanitäre Situation in der Krisenregion Bergkarabach im Südkaukasus zu entschärfen, nimmt Frankreichs Präsident Emmanuel Macron neue diplomatische Bemühungen in den Blick. "Wir werden die vollständige Einhaltung des humanitären Latschin-Korridors fordern und auf internationaler Ebene erneut eine diplomatische Initiative in diesem Sinne ergreifen, um den Druck zu erhöhen", sagte Macron in Paris. Er kündigte Gespräche mit Aserbaidschans Präsident Ilham Aliyev und dem armenischen Ministerpräsidenten Nikol Paschinjan an.

Konflikt in Berg-Karabach (Archiv) (dpa)
Konflikt in Berg-Karabach (Archiv) / ( dpa )
Quelle:
KNA