Christentum
Die 40-tägige christliche Fastenzeit beginnt am Aschermittwoch und endet an Ostern. Seit dem fünften Jahrhundert rückte während der Vorbereitung auf Ostern das Fasten in den Mittelpunkt. Da an Sonntagen nicht gefastet werden sollte und sie deshalb nicht als Fastentage gezählt werden, wurde der Beginn der Fastenzeit offenbar im sechsten oder siebten Jahrhundert vom sechsten Sonntag vor Ostern auf den vorhergehenden Mittwoch, den Aschermittwoch, vorverlegt.
Die Dauer der Fastenzeit leitet sich vom biblischen Bericht über eine 40-tägige Gebets- und Fastenzeit her, die Jesus nach seiner Taufe im Jordan auf sich nahm.
Traditionell verpflichtende Bußtage für Katholiken sind in der Regel alle Freitage sowie der Aschermittwoch. An den Bußtagen sollen sie wegen des Abstinenzgebots kein Fleisch essen, an Aschermittwoch und Karfreitag soll aufgrund des Fastengebots nur eine Hauptmahlzeit erfolgen.
Die vorösterliche Fastenzeit zielt aber nicht nur auf den Verzicht von Genussmitteln, sondern auch auf eine Unterbrechung von Gewohnheiten. Deshalb organisieren kirchliche Organisationen auch Angebote wie Handy-, Computer- oder Autofasten.
Die Angehörigen der Ostkirchen befolgen vier Fastenzeiten im Kirchenjahr.
Judentum
Im Judentum gibt es mehrere Gelegenheiten zum Fasten, die je nach Strömung innerhalb der Religion mehr oder weniger strikt begangen werden - oder auch gar nicht. Mitunter sind auch bestimmte Gruppen ausgenommen, wie etwa Kranke und Schwangere.
Ein strenger Fast- und Ruhetag ist der höchste jüdische Feiertag Jom Kippur. Ihm voraus geht das Neujahrsfest Rosch Haschana, das an den Bund zwischen Gott und Israel erinnert und zehn Bußtage einleitet, die dann in Jom Kippur gipfeln. Der Versöhnungstag gilt als ein Tag der Reue, Buße und Umkehr.
Gefastet wird 25 Stunden lang: vom Start des Festes am Abend bis zum Ende am nächsten Abend. Laut Thora sind Essen und Trinken, sexuelle Kontakte, Körperpflege und Luxusgegenstände verboten. Man kleidet sich weiß. Auch das öffentliche Leben kommt zum Erliegen; es gibt weder Radio- nach Fernsehprogramme. Der höchste Feiertag wird von der Mehrheit der Juden eingehalten, auch der nicht-praktizierenden.
Ebenfalls 25 Stunden gefastet wird an Tischa BeAv. An diesem Tag wird an die Zerstörung des Jerusalemer Tempels erinnert.
Darüber hinaus gibt es kürzere Enthaltsamkeitszeiten beim Essen und Trinken - an diesen Tagen beginnt das Fasten mit dem Morgengrauen und endet mit dem "Sternenaufgang". Das ist zum Beispiel so am Tag vor Purim - einem fröhlichen und populären Fest, an dem sich die Feiernden kostümieren, Alkohol trinken, sich aber auch für wohltätige Zwecke engagieren.
Das Fest erinnert an eine Rettung: Das biblische Buch Esther berichtet von dem Judenfeind Haman, dass er alle Juden in Persien umbringen wollte. Esther konnte dies verhindern, und die Juden wurden dem Schutz des persischen Königs unterstellt, Haman und seine Gehilfen getötet. Bevor Esther den Rettungsversuch unternahm, fasteten sie und alle Juden. Im Gedenken daran wird der Fasttag vor Purim Fasten Esther genannt.
Islam
Das Fasten ("Saum") gehört neben dem Glaubensbekenntnis ("Schahada"), dem täglich fünfmaligen Gebet ("Salat"), der Almosensteuer ("Zakat") und der Pilgerfahrt nach Mekka ("Hadsch") zu den fünf sogenannten Säulen des Islam. Fastenmonat ist der Ramadan, der neunte Monat im islamischen Kalender. Die islamische Kalenderrechnung orientiert sich anders als der im Westen gebräuchliche gregorianische Kalender am Mond und nicht an der Sonne. Demnach hat das Jahr nur rund 354 und nicht 364 Tage. So kommt es, dass der Ramadan zwar immer rund 30 Tage dauert, aber jedes Jahr um etwa 11 Tage nach vorn wandert.
Das Fastengebot gilt für alle Muslime ab der Religionsmündigkeit, was dem Alter von etwa 14 Jahren entspricht. Ausgenommen vom Fastengebot sind Kinder, Alte, Kranke, Schwangere und Reisende. Maßgeblich sind die Verse 183 bis 185 von Sure 2. Diese Koranpassage beginnt mit den Worten: "Ihr Gläubigen! Euch ist vorgeschrieben zu fasten, so wie es auch denjenigen, die vor euch lebten, vorgeschrieben worden ist." Zwischen dem Beginn der Morgendämmerung und dem Sonnenuntergang ist Muslimen Essen, Trinken, Rauchen und Geschlechtsverkehr untersagt.
Mit dem "Iftar", dem gemeinsamen Abendessen, wird das Fasten täglich beendet. Gegebenenfalls folgen spezielle Gebete ("Tarawih").
An den Ramadan schließt sich das dreitägige Fest des Fastenbrechens an, arabisch "Id al Fitr". Im Türkischen heißt das Fest "ramazan bayram" ("Ramadanfest"). Ausgenommen vom Fastengebot sind Kinder, Alte, Kranke, Schwangere und Reisende.
Buddhismus und Hinduismus
Auch die Buddhisten kennen mehrere Fastentage, darunter das Vesakh-Fest am ersten Vollmondtag im Mai oder Juni. Dann wird der Geburt, des Todes und der Erleuchtung Buddhas gedacht.
Eine extreme Form des Fastens ist das sogenannte Prayopavesa im Hinduismus. Bei diesem Ritual wird der Tod durch den kompletten Verzicht auf Nahrung in Kauf genommen. Das Prayopavesa ist der hinduistischen Lehre zufolge lediglich Menschen vorbehalten, die keine Verpflichtungen und Wünsche an das Leben mehr haben. Experten vergleichen diese Praxis mit dem Sterbefasten von Schwerkranken.