DOMRADIO.DE: Wenn man an Afrika denkt, dann denkt man nicht an große Unternehmen mit vielen Beschäftigten und hohen Einkommen. Wie ist das denn mit der Wirtschaft in Afrika generell?
Andreas Machnik (Direktor der Filiale Auslandskunden von der Pax-Bank in Köln): Ich möchte gleich sagen, das Afrika gibt es nicht. Das sind ganz viele unterschiedliche Regionen und Länder. Es gibt Länder, die machen Hoffnung – Ghana zum Beispiel, unser Partnerland in NRW. Es gibt aber auch Länder, wo sich nichts bewegt. Ein Charakteristikum ist sicherlich, dass es in Afrika eher eine kleinteilige Wirtschaft gibt, also nicht die großen modernen Unternehmen oder Konzerne, wie wir sie hier aus Deutschland und Europa kennen.
Wenn Sie mal in Afrika südlich der Sahara sind, dann kann man aber, etwas pauschal gesagt, sehen, wie die Wirtschaften in den Straßen wuseln. Da werden kleine Geschäfte angeboten und Dinge verkauft. Damit beginnt im Prinzip alles. Und natürlich gibt es auch das eine oder andere größere Unternehmen.
DOMRADIO.DE: Wenn Sie sagen, dass beispielsweise Ghana so ein aufstrebendes Land ist: Ist das dann ein Land, in das deutsche Unternehmen ihr Geld investieren? Oder investiert man auch in die ärmeren Länder, die es vielleicht noch nötiger haben?
Machnik: Die Rolle der Wirtschaft und Unternehmen ist nicht die eines Wohltäters. Unternehmen suchen immer Geschäftschancen. Und da gilt auch in Afrika ein relativ scharfer Wettbewerb. Denken Sie nur an die chinesischen Unternehmen, die teilweise mit einem durchaus unfairen Rückenwind ihrer Regierung befördert werden. Da haben es deutsche Unternehmen erst einmal schwer, würde ich behaupten. Ein stärkeres Engagement setzt voraus, dass man Geschäftschancen sieht oder es vielleicht auch seitens der Politik Anreize gibt, die Unternehmen dazu bewegen zu können, dort zu investieren.
DOMRADIO.DE: Was für Herausforderungen hat denn die Wirtschaft auf dem afrikanischen Kontinent?
Machnik: Die Herausforderungen und Probleme sind ganz vielfältig. Da ist zum einen ein für die Wirtschaft zu geringer Bildungsstand der Bevölkerung. Da können aber die Kirche und Schulen in kirchlicher Trägerschaft wirklich eine positive Rolle einnehmen. Bildung ist das eine, man muss aber auch Beschäftigungsmöglichkeiten generieren. Dann gibt es immer wieder eine schlechte Infrastruktur und fast überall trifft man auf das Phänomen der Korruption und schlechter Regierungsführung über viele Jahre.
DOMRADIO.DE: Was ist denn der Unterschied, wenn Deutschland Entwicklungshilfe leistet oder richtig Investitionen in Afrika tätigt?
Machnik: Unter Entwicklungshilfe oder Hilfe verstehe ich immer, dass man etwas Gutes ohne Gegenleistung tut. Wenn die Gelder aber ohne Gegenleistung zur Verfügung gestellt werden, dann besteht eine gewisse Gefahr, dass die Gelder nicht so behandelt werden, wie es ihrem tatsächlichen Wert entspricht. Als Ökonom denke ich immer viel mehr in der Kategorie des Investierens, um etwas wirklich Nachhaltiges und tragfähiges zu bewirken.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.