Waigel äußerte sich in der Dienstagsausgabe der "Augsburger Allgemeinen". Der langjährige Landtagsfraktionschef und ehemalige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, sprach von einem "gefährlichen Entfremdungsprozess" zwischen der CSU und sozial engagierten Bürgern.
Äußerung über Wirtschaftsflüchtlinge
Scheuer hatte Schwierigkeiten bei der Abschiebung von Flüchtlingen mit den Worten beklagt: "Das Schlimmste ist ein fußballspielender, ministrierender Senegalese. Der ist drei Jahre hier - als Wirtschaftsflüchtling -, den kriegen wir nie wieder los." Der Provinzobere der deutschen Jesuiten, Pater Stefan Kiechle, nannte diese Worte jetzt "ausgrenzend und abwertend" sowie "nicht tolerierbar". Der Versuch der CSU, am rechten Rand zu fischen, werde nicht aufgehen.
"Wir müssen Obacht geben, dass wir, wenn wir konservative Wähler wollen, nicht die kirchlichen Wähler verprellen", sagte Waigel der Zeitung. "Die Gesamtpartei leidet immer wieder unter der Sprache einiger ihrer Akteure", mahnte Glück. Die scharfen Töne in der Flüchtlingspolitik könnten sich noch negativ für die Partei auswirken, denn ihre stärkste Stammwählerschaft sei kirchlich gebunden. Er höre immer häufiger von in der Flüchtlingshilfe engagierten Katholiken, sie wüssten nicht, wem sie bei der nächsten Landtagswahl ihre Stimme geben sollten, sagte Glück.
Marx und Bedford-Strohm mit Kritik
In den letzten Tagen hatten bereits mehrere prominente Kirchenvertreter Scheuers Äußerungen scharf kritisiert. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte, er sei "erschrocken und verärgert" über Äußerungen, die nur darauf abzielten, wie Deutschland Flüchtlinge loswerden könne: "Diese Tonlage ist nicht hilfreich."
Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, warnte, wer so über Menschen rede, stärke allenfalls Rechtspopulisten. Der Würzburger katholische Bischof Friedhelm Hofmann warf Scheuer "Stimmungsmache gegen junge Flüchtlinge" vor: "Ich jedenfalls freue mich über jeden Jugendlichen, der als Ministrant oder Ministrantin in unseren Gemeinden integriert wird, egal aus welchem Land er oder sie kommt."
Scheuer spricht von "bewusster Zuspitzung"
Der Regensburger Generalvikar Michael Fuchs hatte auf seiner Facebook-Seite "mehr Differenzierung statt Sport- und Kirchenschelte" gefordert und gefragt, ob es dem CSU-Generalsekretär in Wirklichkeit "nur ums Loswerden aller, ohne Rücksicht auf Asylverfahren" gehe.
Scheuer hatte nach der ersten kirchlichen Kritik von einer "bewussten Zuspitzung" gesprochen. Dabei sei es um die Schwierigkeiten bei der Rückführung rechtskräftig abgelehnter Asylbewerber gegangen, wenn diese schon länger in Deutschland gelebt hätten. Bei seinem Auftritt habe er aber auch die Integrationsleistungen in den Kirchen gewürdigt.