Das Gebetsanliegen des Papstes für den Oktober

Auf Sendung bleiben

Im Oktober betet der Papst "um missionarischen Aufbruch in der Kirche: dass der Heilige Geist einen mutigen missionarischen Aufbruch in der Kirche entfache". Weiter erklärt er den Oktober 2019 zu einem "außerordentlichen Monat der Weltmission".

Autor/in:
Gerhard Dane
Papst Franziskus grüßt die Gläubigen auf dem Petersplatz / © MikeDotta (shutterstock)
Papst Franziskus grüßt die Gläubigen auf dem Petersplatz / © MikeDotta ( shutterstock )

Soll man weinen oder lachen? Es gab sie wirklich: die "Nicknegerchen". Das waren Spardosen in Wartezimmern von Pfarrhäusern und Klöstern. Wenn man ein Geldstück in den Schlitz gesteckt hatte, nickte automatisch ein schwarzer Kopf. Was für eine Karikatur von dem, was wir heute unter Mission verstehen!

Noch immer scheint das Wort Mission nicht unbelastet zu sein: Sollte man nicht jedem Menschen seinen Glauben lassen? Ist Mission nicht eigentlich längst überholter, geistlicher Kolonialismus, der vor allem den eigenen Interessen dient? Offenbar nicht, wie Papst Franziskus meint. Er hat den Oktober 2019 zu einem "außerordentlichen Monat der Weltmission" erklärt.

Mission - was bedeutet das?

Worum geht es? Missio, das lateinische Wort, heißt Sendung. Die gehört zweifellos von Anfang an zum Wesen der Kirche. Wenn wir Christen nicht "auf Sendung" bleiben und die Entwicklung unserer Welt nur noch anderen "Sendern" überlassen, verfehlen wir unseren Grundauftrag. "Ite missa est", "Geht, ihr seid gesandt", heißt das Schlusswort jeder Messe.

In seinem Rundschreiben "Evangelii gaudium" (268) schreibt der Papst:"Die Mission ist eine Leidenschaft für Jesus, zugleich aber eine Leidenschaft für sein Volk." Wer den bald 83-Jährigen sieht und hört, nimmt ihm das ebenso ab wie die erstaunliche Verbindung von "Gaudium"in seinen Augen und "Evangelium" in seinem Tun.

"Wir sind Gesandte an Christi statt."

In Deutschland lautet das Leitwort in diesem Oktober denn auch kongenial: "Wir sind Gesandte an Christi statt." Den Christen in der griechischen Hafenstadt Korinth schreibt der "Völkerapostel" Paulus (2 Kor 5,20) mit diesen Worten, was er von sich und seinen Mitarbeitern hält. Wir dürfen das auf uns übertragen: Wir sind Gesandte, aber nicht irgendeines Nationalstaates. Wir sind Botschafterinnen und Botschafter jener Weltregierung, die im Kommen ist. Durch Taufe und Firmung sind wir Repräsentanten des noch Unsichtbaren, der mit uns Menschen alles voll-enden will.

Die wichtigste Voraussetzung: dass wir das Frohe der Frohen Botschaft selber neu schmecken. Erst dann können wir andere zum Probieren einladen. Ob hier nicht die Ursache unserer Müdigkeit liegt? Franziskus wünscht sich und uns einen Aufbruch. Aber wie können Leute aufbrechen, die unsicher geworden sind und voller Zweifel am überlieferten Glauben?

Sprache ist nichts Statisches

Viele von uns können mit den treu und tapfer wiederholten Formeln vergangener Zeiten nur noch wenig anfangen. Im ehrwürdigen Credo müsste fast jedes Wort in Anführungszeichen gesetzt und dann sorgfältig erklärt werden, was es ursprünglich aussagt. Was taten die Missionare aller Zeiten als erstes, wenn sie in einem "heidnischen" Land angekommen waren? Sie lernten die Sprache und die Kultur der Bewohner.

Sprache aber ist nichts Statisches; sie lebt und entwickelt sich. Die Theologie hat in den vergangenen Jahrzehnten - gegen viele Widerstände - neue Erkenntnisse über die Eigenart biblischer Sprache und zu kirchlicher Überlieferung gewonnen. Aber sie werden immer noch zu sehr unter Verschluss gehalten. Man will ja niemand "verunsichern" - und erreicht dadurch genau das. Dabei ist die Heilige Schrift und unsere traditionsreiche Glaubenssprache voll von wunderschönen alten Bildern in poetischer Sprache. Das kann unseren Glauben zu Beginn des dritten Jahrtausends eher stärken und auf die Suche nach neuen Bildern drängen.

"Was ist meine Mission?"

Wenn der "Aufbruch" auch die alten Worte aufbricht und ihren Kern freilegt, dann können wir Christen in einer verängstigten Welt Mut und Hoffnung ausstrahlen. Unser Papst formuliert im gleichen Rundschreiben (109): "Seien wir realistisch, doch ohne die Heiterkeit, den Wagemut und die hoffnungsvolle Hingabe zu verlieren! Lassen wir uns die missionarische Kraft nicht nehmen!" Damit meint er sicher nicht nur einen menschlichen Kraftakt.

Er meint die Kraft, die wir - wieder so schwer verständlich - den "Heiligen Geist" nennen. Deshalb bittet er diesen ja auch, den mutigen Aufbruch in uns zu entfachen - wie ein Feuer, das unter reichlich Asche unauslöschlich glimmt. Sobald diese Energie in uns ankommt, werden wir zwar vielleicht noch in tastenden Worten, aber sehr persönlich fragen: "Was ist meine Mission? Welche Gabe ist mir zum Weitergeben gegeben?"  Solch eine geist-inspirierte Mission ist zeitgemäß - und Lichtjahre entfernt von Nicknegern und anderen überholten Vorstellungen von Mission.


Quelle:
KNA