Aufarbeitung von Missbrauch in der katholischen Kirche dauert an

In zwei Jahren wird Bilanz gezogen

Zum Thema sexualisierte Gewalt in der katholischen Kirche wird es noch lange keinen Schlussstrich geben. Mit der Aufarbeitung befasste Kommissionen beraten über die Beteiligung Betroffener. In zwei Jahren soll es eine Bilanz geben.

Stephan Burger und Helmut Dieser leiten  die Fachgruppe der Bischofskonferenz für Fragen des sexuellen Missbrauchs / © Harald Oppitz (KNA)
Stephan Burger und Helmut Dieser leiten die Fachgruppe der Bischofskonferenz für Fragen des sexuellen Missbrauchs / © Harald Oppitz ( KNA )

Die katholische Kirche in Deutschland ist noch lange nicht fertig mit der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in ihrem Verantwortungsbereich. Neben der intensiven Präventionsarbeit zum Schutz vor neuen Taten müsse die unabhängige Aufarbeitung weitergehen, damit Betroffene "Mut finden, aus dem Dunkelfeld herauszutreten", betonte der Aachener Bischof Helmut Dieser am Dienstag in Frankfurt.

Bischof Helmut Dieser / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Helmut Dieser / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Er äußerte sich bei einem Treffen der Aufarbeitungskommissionen der 27 deutschen Bistümer. Dabei geht es um eine Zwischenbilanz gut drei Jahre nach der Gemeinsamen Erklärung der katholischen Bischöfe mit der Stelle der Unabhängigen Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung.

"Wir sind den Unabhängigen Aufarbeitungskommissionen und allen mitwirkenden Betroffenen sehr dankbar für ihre Arbeit", fügte der Freiburger Erzbischof Stephan Burger hinzu. Mit Dieser zusammen leitet er die Fachgruppe der Bischofskonferenz für Fragen des sexuellen Missbrauchs und von Gewalterfahrungen.

Ohne Betroffenenbeteiligung keine glaubwürdige Aufarbeitung

"Ohne Betroffenenbeteiligung gibt es keine glaubwürdige Aufarbeitung", ergänzten Angela Marquardt und Karl Haucke als die zu den Vertretern der Betroffenen bei der Tagung gehören. Nur eine konsequente und transparente Umsetzung von Teilhabe schaffe Vertrauen in die Arbeit der Aufarbeitungskommissionen.

Kerstin Claus bei einer Bundespressekonferenz 
 / © Christoph Soeder (dpa)
Kerstin Claus bei einer Bundespressekonferenz / © Christoph Soeder ( dpa )

Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, nannte die Zwischenbilanz einen wichtigen Schritt, um die Aufarbeitung in der katholischen Kirche voranzubringen und weiterzuentwickeln - "unabhängig, transparent und betroffenenzentriert". Wichtig sei ihr dabei eine Vergleichbarkeit in allen Bistümern: "Für Betroffene ist es unerlässlich, dass sie, unabhängig davon, an welche diözesane Aufarbeitungskommission sie sich wenden, auf qualitativ gleiche und verlässliche Standards der Aufarbeitung treffen. Eine Gesamtbilanz solle in zwei Jahren erfolgen, fügte sie hinzu.

Basis der Arbeit der Aufarbeitungskommissionen in den Bistümern ist die 2020 mit Claus' Vorgänger Johannes-Wilhelm Rörig vereinbarte "Gemeinsame Erklärung über verbindliche Kriterien und Standards für eine unabhängige Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland". Diese sieht unter anderem die Einrichtung der Kommissionen und die Schaffung von Betroffenenbeiräten vor. Die katholische Kirche war die erste größere Institution, die eine solche Vereinbarung mit der Bundesregierung getroffen hat.

MHG-Studie der Bischofskonferenz und ForuM-Studie der EKD

Die vor fünf Jahren veröffentlichte MHG-Studie der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und die ForuM-Studie zum Missbrauch in der evangelischen Kirche lassen sich nur bedingt miteinander vergleichen. Ziel ist es jeweils, Umfang und Strukturen des Missbrauchs in katholischer und evangelischer Kirche zu ermitteln. Die Kirchen sind auch Auftraggeber der Studien.

MHG-Studie / © Harald Oppitz (KNA)
MHG-Studie / © Harald Oppitz ( KNA )


 

Quelle:
KNA