Aufarbeitungskommission in Essen bezieht eigene Räume

Arbeit vorantreiben

Vergangenes Jahr machte das Bistum Essen Missbrauchsvorwürfe gegen seinen Gründerbischof Franz Hengsbach publik. Diesem will sich eine Kommission nun als erstes widmen und erhielt dafür auch personelle Verstärkung.

Blick auf den Essener Dom / © Ilija Ascic (shutterstock)
Blick auf den Essener Dom / © Ilija Ascic ( shutterstock )

Die Unabhängige Aufarbeitungskommission zum Thema Missbrauch im Bistum Essen hat am Freitag in der Essener Innenstadt eigene Geschäftsräume eröffnet.

Dort würden zwei Mitarbeiterinnen die Arbeit der sonst rein ehrenamtlich besetzten Kommission (UAK) organisieren, teilte die Diözese mit. Das im vergangenen Oktober gegründete Gremium soll die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Essen vorantreiben.

Arbeitsschwerpunkt Hengsbach

Erster Arbeitsschwerpunkt sind laut Mitteilung die im vergangenen Jahr veröffentlichten Missbrauchsvorwürfe gegen den Gründungsbischof Franz Hengsbach (1910-1991). Dabei sei es nicht Aufgabe des Gremiums, "zu beweisen, ob die Vorwürfe gegen Hengsbach stimmen", sagte der UAK-Vorsitzende Ludger Schrapper bei der Eröffnung. "Unsere Aufgabe ist, zu prüfen, wie das Bistum mit den Vorwürfen umgegangen ist", so der ehemalige Leiter der Rechtsabteilung im NRW-Schulministerium.

Abbau der Skulptur von Franz Hengsbach / © Olaf Biernat (KNA)
Abbau der Skulptur von Franz Hengsbach / © Olaf Biernat ( KNA )

Zwar sei die UAK kein Teil des Bistums, aber die Aufarbeitung müsse mit der Diözese zusammen geleistet werden, so Schrapper. Um Fehler der Vergangenheit zu vermeiden und künftig besser zu handeln, müsse man vor allem mit Betroffenen sprechen und ihnen zuhören.

Die Errichtung Unabhängiger Aufarbeitungskommissionen in den deutschen Bistümern geht auf eine 2020 getroffene Vereinbarung zwischen dem damaligen Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung und der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) zurück.

423 Missbrauchsfälle und 201 Beschuldigte im Bistum Essen

Im Bistum Essen hat es seit der Gründung vor 65 Jahren mindestens 423 Fälle und Verdachtsfälle von sexualisierter Gewalt gegeben. Die Zahlen legte das Ruhrbistum selbst bei der Vorstellung einer Aufarbeitungsstudie vor. Insgesamt sind 201 Personen beschuldigt, darunter 129 Geistliche und 19 Ordensfrauen.

2018 verzeichnete eine andere Studie für die Essener Diözese noch 60 beschuldigte Geistliche sowie 85 Betroffene seit der Gründung.

Essen: Franz-Josef Overbeck (l-r), Bischof des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, Generalvikar, und Christiane Gerard, Leiterin Personal, nehmen an einer Pressekonferenz teil / © Roberto Pfeil (dpa)
Essen: Franz-Josef Overbeck (l-r), Bischof des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, Generalvikar, und Christiane Gerard, Leiterin Personal, nehmen an einer Pressekonferenz teil / © Roberto Pfeil ( dpa )
Quelle:
KNA