Bistum Essen will Spaltung durch Missbrauchsfälle verhindern

Vergrößerung des Beraterteams

Sexueller Missbrauch führt nicht nur bei Betroffenen zu emotionalen Reaktionen. Um diese Emotionen aufzufangen, setzt das Bistum Essen auf professionelle Beratung. So könnten Einzelpersonen, aber auch Gruppen betreut werden.

Blick auf den Essener Dom / © Ilija Ascic (shutterstock)
Blick auf den Essener Dom / © Ilija Ascic ( shutterstock )

Das Bistum Essen möchte Spaltungen in Kirchengemeinden und katholischen Organisationen nach Fällen von sexuellem Missbrauch vermeiden. 

Ein für solche Konfliktlagen gegründetes Beraterteam wurde deutlich vergrößert, wie das Bistum am Dienstag mitteilte. Im vergangenen Jahr hatte das Münchener Institut für Praxisforschung und
Projektberatung (IPP) in einer Aufarbeitungsstudie auch die Reaktionen auf sexualisierte Gewalt im Bistum erforscht. Demnach führt ein Missbrauchsfall zu Spaltungen in Gemeinden, etwa wenn sich Personen mit Tätern oder Betroffenen solidarisieren.

Vielfältige Qualifikationen der Berater 

Die breite Beratung ist laut Bistum notwendig, da Missbrauchsfälle nicht nur bei direkt Betroffenen, sondern auch bei Dritten emotionale Reaktionen hervorriefen. Ein besonderes Augenmerk werde auf
vielfältige Qualifikationen der Berater gelegt, etwa als Psychologen oder Supervisoren, erklärte Organisatorin Christina Nestler-Brall. 

"So können wir sowohl Einzelpersonen begleiten und kleine Teams - zum Beispiel die Seelsorgenden in einer Gemeinde - als auch größere Gruppen."

Das IPP präsentierte 2023 eine Studie zu den Ursachen und Folgen sexualisierter Gewalt im Bistum Essen. Diese ergab, dass es an Unterstützung für Betroffene gefehlt habe. Ein Großteil der Gemeindemitglieder, die von einem Missbrauchsvorwurf gegen einen Pfarrer wussten, hätten Unterstützungsbedarfe möglicher Betroffener nicht gesehen.

423 Missbrauchsfälle und 201 Beschuldigte im Bistum Essen

Im Bistum Essen hat es seit der Gründung vor 65 Jahren mindestens 423 Fälle und Verdachtsfälle von sexualisierter Gewalt gegeben. Die Zahlen legte das Ruhrbistum selbst bei der Vorstellung einer Aufarbeitungsstudie vor. Insgesamt sind 201 Personen beschuldigt, darunter 129 Geistliche und 19 Ordensfrauen.

2018 verzeichnete eine andere Studie für die Essener Diözese noch 60 beschuldigte Geistliche sowie 85 Betroffene seit der Gründung.

Essen: Franz-Josef Overbeck (l-r), Bischof des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, Generalvikar, und Christiane Gerard, Leiterin Personal, nehmen an einer Pressekonferenz teil / © Roberto Pfeil (dpa)
Essen: Franz-Josef Overbeck (l-r), Bischof des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, Generalvikar, und Christiane Gerard, Leiterin Personal, nehmen an einer Pressekonferenz teil / © Roberto Pfeil ( dpa )


 

Quelle:
KNA